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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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daß du in Schande fallest. Hast du nicht deine Verwandtschaft geliebt, bist du nicht freundlich gegen deine Nachbarn, barmherzig gegen die Armen, gastfreundlich gegen die Fremden, treu deinem Worte und stets, ein Vertheidiger der Wahrheit gewesen?«
    Kadidschah eilte, das, was sie gehört hatte, ihrem Vetter Waraka, dem Uebersetzer der heiligen Schrift, mitzutheilen, der, wie wir gezeigt haben, Mohammeds Hausorakel in Religionssachen gewesen war. Dieser wurde sofort dafür gewonnen und mit Ungestüm rief er bei dieser wundervollen Ankündigung aus: »Bei dem, in dessen Hand Warakas Seele ist, du sprichst wahr, o Khadidschah. Der Engel, welcher deinem Gatten erschienen ist, ist derselbe, welcher in den Tagen der Vorzeit zu Moses, dem Sohne Amrams, gesendet wurde. Seine Verkündigung ist wahr. Dein Gatte ist in der That ein Prophet!«
    Die eifrige Zusprache Warakas soll mächtig eingewirkt haben, Mohammeds zweifelvolles Gemüth zu stärken.
    Anmerkung. Man hat vielfältig die Behauptung aufgestellt, daß Mohammed an Epilepsie (fallende Sucht) gelitten habe. Ein namhafter Schriftsteller der neuesten Zeit, Doctor Gustav Weil in Heidelberg, hat diese Angabe als Verleumdung der Feinde Mohammeds und christlicher Schriftsteller bezeichnet. Diese Krankheit scheint jedoch durch Mittheilungen der ältesten moslemischen Geschichtsschreiber, welche sich auf Erzählungen von glaubwürdigen Personen aus Mohammeds Umgebung berufen, hinlänglich bestätigt zu werden. Oefters wurde er, sagen sie, von einem heftigen Zittern ergriffen, dem eine Art Ohnmacht, oder richtiger Convulsion (Zusammenziehung der Muskeln) folgte, und in diesem Zustande strömte selbst im kältesten Winter Schweiß von seinem Gesichte; die Augen waren geschlossen, dem Munde entquoll Schaum, und er brüllte wie ein junges Kameel. Seine Lieblingsfrau Ayescha und sein treuer Anhänger Zeid werden unter den Personen aufgeführt, welche diese Erscheinung bezeugen. Sie waren der Meinung, daß er in diesem Zustande eine Offenbarung erhielte. Dergleichen Anfälle hatte er jedoch in Mekka, bevor ihm der Koran offenbart wurde. Khadidschah befürchtete, daß er von bösen Geistern besessen wäre, und würde, wenn er es ihr nicht verboten hätte, einen Beschwörer zu Hülfe gerufen haben, um sie auszutreiben. Er hatte es nicht gern, daß er während dieser Anfälle von Jemand gesehen wurde. Seinen Gesichten gingen jedoch nicht immer solche Anfälle voraus. Hareth Ibn Haschem fragte ihn einmal, wie erzählt wird, in welcher Weise die Offenbarungen geschähen. »Oft«, entgegnete er, »erscheint mir der Engel in menschlicher Gestalt und spricht mit mir. Bisweilen höre ich Töne wie das Geklingel einer Schelle, aber ich sehe Nichts. (Klingen in den Ohren ist ein Zeichen der Epilepsie.) Wenn der unsichtbare Engel sich entfernt hat, so bin ich von dem, was er geoffenbart hat, erfüllt.« Einige seiner Offenbarungen wollte er unmittelbar von Gott empfangen haben, andere in Träumen, denn die Träume der Propheten, pflegte er zu sagen, sind Offenbarungen.
    Der Leser wird diese Anmerkung nützlich finden, indem sie einiges Licht auf die räthselhafte Laufbahn dieses außerordentlichen Mannes wirft.

Siebentes Capitel.
Mohammed theilt seine Lehren im Geheimen und langsam mit. – Empfängt anderweitige Offenbarungen und Befehle. – Verkündigt es seiner Verwandtschaft. – In welcher Weise es aufgenommen wurde. – Begeisterte Ergebenheit Ali’s. – Christliche Wunder. –
    Eine Zeit lang vertraute Mohammed seine Offenbarungen nur den Leuten seines eigenen Hauses. Der Allererste, welcher sich als Gläubiger bekannte, war sein Diener Zeid, ein Araber des Stammes Kalb. Dieser Jüngling war in der Kindheit auf einem Freibeuterzuge der Koreischiten gefangen worden und durch Kauf oder durchs Loos in Mohammeds Besitz gekommen. Als sein Vater mehrere Jahre nachher hörte, daß er sich in Mekka befände, so begab er sich dorthin und bot eine beträchtliche Summe für ihn als Lösegeld. »Wenn er es erwählt mit dir zu gehen,« sagte Mohammed, »so soll er ohne Lösegeld gehen; aber wenn er es erwählt bei mir zu bleiben, warum soll ich ihn nicht behalten?« Zeid zog es vor, zu bleiben, weil er, wie er sagte immer mehr wie ein Sohn als wie ein Sclave behandelt worden wäre. Hierauf nahm ihn Mohammed öffentlich als Sohn an, und seitdem war er in diensteifriger Ergebenheit bei ihm geblieben. Bei Annahme des neuen Glaubens wurde er jetzt gänzlich frei; aber man wird finden, daß er

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