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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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seinen Bekennern zeitig angebotene und später geleistete Hülfe war es, was den Moslemen von Medina die Benennung Ansaren oder Hülfsvölker verschaffte, durch welche sie nachher ausgezeichnet wurden.
    Nach der Abreise der Ansaren und Ablauf des heiligen Monats wurden die Verfolgungen der Moslemen mit gesteigertem Ingrimm wieder aufgenommen, so daß Mohammed, welcher sah, daß eine Entscheidung auf der Hand lag, und entschlossen war, die Stadt zu verlassen, seinen Anhängern den allgemeinen Rath gab, für ihre Sicherheit Sorge zu tragen. Was ihn betrifft, so verweilte er mit wenigen ergebenen Gläubigen noch in Mekka.
    Abu Sofian, sein unversöhnlicher Feind, war zu dieser Zeit Befehlshaber der Stadt. Er war über das sich ausbreitende Wachsthum des neuen Glaubens ebenso erzürnt als beunruhigt und berief eine Versammlung der vornehmsten Koreischiten, um Mittel ausfindig zu machen, demselben einen wirksamen Einhalt entgegenzustellen. Einige riethen, Mohammed aus der Stadt zu verbannen; aber es wurde dagegen eingeworfen, daß er andere Stämme oder die Bevölkerung Medinas für sein Interesse gewinnen und an ihrer Spitze zurückkehren könnte, um Rache zu nehmen. Andere schlugen vor, ihn in einen Kerker einzuschließen und ihn mit Nahrung zu versorgen bis er stürbe; aber es tauchte die Bedenklichkeit auf, daß die Freunde sein Entkommen bewerkstelligen möchten. Alle diese Einwürfe wurden von einem gewaltthätigen und verschmitzten Greise, einem Fremden aus der Provinz Nedscha, erhoben; das war, wie die moslemischen Schriftsteller sagen, kein Anderer als der verkleidete Teufel, welcher seinen bösen Geist den Anwesenden einhauchte. Endlich erklärte Abu Jahl, daß das allein wirksame Mittel wider das wachsende Uebel wäre, wenn man Mohammed dem Tode überlieferte. Dem stimmten Alle bei. Um das Gehässige der That zu theilen und der Rache, welche sie unter den Verwandten des Schlachtopfers hervorrufen würde, zu widerstehen, wurde angeordnet, daß ein Glied aus jeder Familie das Schwert in den Leib Mohammeds stoßen sollte.
    Auf diese Verschwörung ist in der achten Sure des Korans Bezug genommen. »Erinnere dich, wie die Ungläubigen den Plan faßten, entweder in Fesseln dich zu schlagen, oder dem Tode dich zu weihen, oder aus der Stadt dich zu verjagen; aber Gott richtete einen Anschlag wider sie; und Gott ist der beste Urheber aller Anschläge.«
    In der That wurde Mohammed zur Zeit, wo die Mörder vor seiner Wohnung ankamen, von der bevorstehenden Gefahr unterrichtet. Wie gewöhnlich wird diese Warnung dem Engel Gabriel zugetheilt; aber es ist wahrscheinlich, daß sie ihm durch einen weniger blutdürstigen Koreischiten, als die andern Verbündeten waren, zukam. Sie traf gerade zu rechter Zeit ein, um Mohammed aus den Händen seiner Feinde zu retten. Sie hielten an seiner Thüre, aber sie zögerten einzutreten. Durch eine Ritze blickend glaubten sie zu sehen, daß Mohammed, in seinen grünen Mantel gehüllt, auf seinem Bette läge und schliefe. Sie warteten einige Zeit und berathschlagten, ob sie während des Schlafes über ihn herfallen oder warten sollten, bis er herausgehen würde. Endlich brachen sie die Thür auf und stürzten nach dem Lager. Der Schläfer fuhr auf; aber anstatt Mohammeds stand Ali vor ihnen. Erstaunt und beschämt fragten sie: »Wo ist Mohammed?« »Ich weiß es nicht«, antwortete Ali mit verdrießlicher Miene und ging fort; sie machten auch keinen Versuch, ihn zu beunruhigen. Wüthend jedoch über die Entweichung ihres Schlachtopfers versprachen die Koreischiten Jedem, welcher ihnen Mohammed todt oder lebendig bringen würde, eine Belohnung von hundert Kameelen.
    Man hat verschiedene Erzählungen über die Art und Weise, auf welche Mohammed die Entweichung aus dem Hause bewerkstelligte, nachdem der treue Ali sich in den Mantel desselben gehüllt und seine Stelle auf dem Lager eingenommen hatte. Die wunderbarste Erzählung ist die, daß er die Thüre schweigend öffnete, als die Koreischiten vor derselben standen, und auf sie, indem er eine Hand voll Staub in die Luft streute, eine solche Blindheit fallen ließ, daß er mitten durch sie hindurchging, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Das wird, fügt man hinzu, durch den Vers der dreißigsten Sure des Korans bestätigt: »Wir haben Blindheit auf sie geworfen, daß sie nicht sehen sollen.«
    Am wahrscheinlichsten ist die Erzählung, daß er mit Hülfe eines Dieners, welcher ihn auf seinen Rücken treten ließ, im Hintergrunde des Hauses

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