Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Mohammeds Beredtsamkeit gerührt und von der Aehnlichkeit seiner Lehren mit denen des jüdischen Gesetzes ergriffen, so daß sie, als sie vernahmen, wie er sich als einen vom Himmel zur Wiederherstellung des alten Glaubens gesendeten Propheten ankündigte, zu einander sagten: »Dieser muß gewiß der verheißene Messias sein, von welchem man uns gesagt hat.« Je mehr sie aufmerkten, desto fester wurde ihre Ueberzeugung von der Thatsache, bis sie am Ende dieselbe öffentlich aussprachen und ein entscheidendes Bekenntniß des Glaubens ablegten.
Da die Khazraditen einem der mächtigsten Stämme von Yathreb angehörten, so suchte sich Mohammed den Schutz derselben zu sichern und schlug vor, sie bei ihrer Heimkehr zu begleiten; aber sie berichteten ihn, daß sie in einer tödtlichen Fehde mit den Awsiten, einem andern mächtigen Stamme jener Stadt, begriffen wären, und riethen ihm, sein Kommen zu verschieben, bis sie in Frieden sein würden. Er war damit einverstanden; aber bei der Heimkehr der Pilger schickte er Musab Ibn Omeir, einen der kenntnißreichsten und fähigsten unter seinen Schülern, mit ihnen und gab ihm den Auftrag, sie in dem Glauben zu stärken und ihn auch den Landsleuten derselben zu predigen. Auf diese Weise wurden die Saamenkörner des Islams zuerst in der Stadt Medina ausgestreut. Mit der Zeit gediehen sie, wenn auch langsam. Musab wurde von den Götzendienern angefeindet und sein Leben bedroht; aber er beharrte in seinen Anstrengungen, und allmälig gewann er unter den vornehmen Bewohnern Bekenner. Unter diesen waren Saad Ibn Maads, ein Fürst oder Häuptling der Awsiten, und Osaid Ibn Hodheir, ein Mann von großem Ansehen in der Stadt. Schaaren mekkanischer Moslemen, durch Verfolgung vertrieben, suchten ebenfalls in Medina einen Zufluchtsort und halfen bei der Verbreitung des neuen Glaubens unter den Einwohnern, bis er fast in jede Familie Eingang fand.
Da man sich jetzt gesichert fühlte, Mohammed ein Asyl in der Stadt geben zu können: so zogen über siebenzig Neubekehrte, von Musab Ibn Omeir geführt, in dem heiligen Monat des vierzehnten Jahrs »der Sendung « mit den Pilgern von Medina nach Mekka, um ihn einzuladen, seinen Wohnsitz in ihrer Stadt aufzuzuschlagen. Mohammed gab ihnen auf dem Hügel Al Akaba ein Nachtessen. Sein Oheim Al Abbas, welcher, wie der abgeschiedene Abu Taleb, herzlichen Antheil an seinem Wohlergehen nahm, obschon er kein Bekenner seiner Lehren war, begleitete ihn zu dieser geheimen Unterhandlung, weil er fürchtete, daß sie ihn in Gefahr stürzen könnte. Dringend bat er die Pilger von Medina, seinen Neffen nicht eher in ihre Stadt zu verlocken, als bis sie zu seiner Beschützung gerüsteter wären, indem er sie erinnerte, daß ihre offene Annahme des neuen Glaubens ganz Arabien gegen sie in die Waffen bringen würde. Seine Ermahnungen und Bitten waren umsonst; ein feierlicher Vertrag wurde zwischen den Parteien abgeschlossen. Mohammed verlangte, daß sie die Abgötterei abschwören und den Einen wahren Gott öffentlich und furchtlos anbeten sollten. Für sich verlangte er Gehorsam in Glück und Unglück; für die Gläubigen, welche ihn begleiten würden, Schutz, sogar solchen, welchen sie ihren eigenen Frauen und Kindern gewährten. Aus diese Bedingungen hin erbot er sich zu der Verbindlichkeit, bei ihnen zu bleiben, der Freund ihrer Freunde, der Feind ihrer Feinde zu sein. »Aber wenn wir in deiner Sache den Tod finden, was wird unser Lohn sein?« fragten sie. »Das Paradies«, antwortete Mohammed.
Die Bedingungen wurden angenommen; die Abgesandten aus Medina legten die Hände in Mohammeds Hände und schwuren, daß sie in diesem Vertrage verbleiben wollten. Letzterer sonderte unter ihnen zwölf aus, welche er als seine Apostel bezeichnete, darin, wie angenommen wird, das Beispiel unsers Erlösers nachahmend. Gerade da wurde vom Gipfel des Berges her eine Stimme gehört, welche sie des Abfalls anklagte und ihnen Strafe drohte. Das Ertönen dieser Stimme, in der Finsterniß der Nacht gehört, versetzte sie in zeitweilige Furcht. »Es ist die Stimme des Feindes Iblis,« sagte Mohammed geringschätzig; »er ist der Feind Gottes, fürchtet ihn nicht.« Wahrscheinlich war es die Stimme eines Kundschafters oder Horchers der Koreischiten; denn schon am nächsten Morgen zeigten sie Kenntniß von dem, was in der Nacht stattgefunden hatte, und behandelten die neuen Verbündeten bei ihrer Abreise mit großer Barschheit.
Dieser frühe Zuwachs des Glaubens, diese Mohammed und
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