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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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können. Mohammed erhielt jetzt von Gott selbst viele der im Koran enthaltenen Lehren, und fünfzig Gebete wurden als tägliche Pflicht aller wahrhaft Gläubigen vorgeschrieben.
    Als Mohammed von der Audienz bei Gott hinabstieg und wieder mit Moses zusammentraf, so fragte ihn Letzterer, was Allah verlangt hätte. »Daß ich täglich fünfzig Gebete verrichten soll.« »Und glaubst du eine solche Aufgabe zu lösen? Ich habe den Versuch vor dir gemacht. Ich probirte es mit den Kindern Israel, aber vergebens; kehre um und bitte um eine Verringerung der Aufgabe.« Demzufolge kehrte Mohammed zurück und erhielt einen Nachlaß von zehn Gebeten; aber als er Moses den Erfolg erzählte, so machte Letzterer denselben Einwurf gegen die tägliche Zahl von vierzig. Auf seinen Rath kehrte Mohammed wiederholt zurück, bis die Zahl bis auf fünf erniedrigt war. Moses machte noch Einwendungen. »Beabsichtigest du, von deinem Volke täglich fünf Gebete zu fordern? Bei Allah! Ich habe es an den Kindern Israel erfahren; solch ein Verlangen ist vergeblich; kehre daher um und bitte dringend um noch weitere Milderung der Aufgabe.« »Nein«, erwiderte Mohammed, »ich habe bereits so sehr um Nachsicht gebeten, daß ich beschämt bin.« Bei diesen Worten grüßte er Moses und begab sich hinweg.
    Auf der Lichtleiter stieg er in den Tempel zu Jerusalem hinab, wo er Borak angebunden fand, wie er sie verlassen hatte, und sich darauf setzend wurde er in einem Augenblicke an den Ort zurückgetragen, von welchem er ausgegangen war.
    Diese Erzählung von der Vision oder nächtlichen Reise stimmt mit den Worten geachteter Geschichtsschreiber Arabiens in der Hauptsache überein. Die Reise selbst hat zu endlosen Erklärungen und Streitigkeiten unter den Lehrern Veranlassung gegeben. Einige behaupten, daß sie nichts weiter war als ein Traum oder eine nächtliche Vision, und unterstützen ihre Behauptung durch eine von Ayescha, Mohammeds Weibe, abstammende Ueberlieferung. Diese hätte nämlich erklärt, daß in der fraglichen Nacht der Körper desselben vollkommen ruhig geblieben wäre, und daß er blos im Geiste seine nächtliche Reise gemacht hätte. Indem sie sich jedoch auf diese Erzählung berufen, bedenken sie nicht, daß zu der Zeit, wo diese Reise stattgefunden haben soll, Ayescha noch ein Kind war und, obgleich verlobt, Mohammeds Gattin nicht hat sein können.
    Andere bestehen darauf, daß er diese himmlische Reise leiblich machte, und daß das Ganze auf wunderbare Art in einem so kurzen Zeiträume ausgeführt wurde, daß er bei seiner Rückkehr den völligen Umsturz eines Gefäßes mit Wasser verhindern konnte, welches der Engel Gabriel bei der Abreise mit seinem Flügel getroffen hatte.
    Andere sagen, daß Mohammed nur behauptet habe, die Nachtreise in den Tempel zu Jerusalem gemacht zu haben, und daß das nachfolgende Aufsteigen in den Himmel eine Vision wäre. Nach Achmed ben Joseph wurde der nächtliche Besuch des Tempels von dem Patriarchen zu Jerusalem bezeugt. »Zu der Zeit«, sagt er, »wo Mohammed eine Gesandtschaft an den Kaiser Heraklius in Konstantinopel schickte, um ihn zur Annahme des Islams einzuladen, war der Patriarch bei dem Kaiser. Als die Gesandtschaft die nächtliche Reise des Propheten erzählt hatte, so wurde der Patriarch von Staunen ergriffen und berichtete dem Kaiser einen Vorfall, welcher mit der Erzählung der Gesandtschaft zusammentraf. »Es ist meine Gewohnheit«, sagte er, »mich niemals des Nachts zur Ruhe zu begeben, als bis ich jedes Thor des Tempels geschlossen habe. In der hier erwähnten Nacht schloß ich sie nach meiner Gewohnheit, aber es gab eins, welches unmöglich bewegt werden konnte. Hierauf schickte ich nach den Zimmerleuten, welche nach Besichtigung des Thores erklärten, daß die Schwelle über dem Portale und das Gebäude selbst sich dermaßen gesenkt hätte, daß es außer ihrer Macht wäre, dasselbe zu schließen. Ich war daher genöthigt, es offen zu lassen. Des Morgens frühzeitig bei Tagesanbruch begab ich mich wieder dahin und sahe, daß der an der Ecke des Tempels liegende Stein durchlöchert war und Fußtritte sich da zeigten, wo Al Borak angebunden gewesen war. Darauf sagte ich zu den Gegenwärtigen, dieses Thor würde nicht unbeweglich geblieben sein, wenn nicht irgend ein Prophet hier gewesen wäre, um sein Gebet zu verrichten.
    Die Erzählungen gehen weiter und sagen, daß, als Mohammed einer zahlreichen Versammlung in Mekka seine nächtliche Reise erzählte, viele sich verwunderten

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