Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Mohammed die starken und düsteren Wälle, sowie die auf Felsen gebaute Citadelle das erste Mal erblickte, so soll er folgendes Gebet gesprochen haben: »O Allah! Herr der sieben Himmel und aller Dinge, welche sie bedecken! Herr der sieben Erden und von Allem, was sie tragen! Herr der bösen Geister und Aller, welche sie irre führen! Herr der Winde und Aller, welche sie zerstreuen und verjagen! Dich flehen wir an, diese Stadt und Alles, was sie enthält, und die Reichthümer ihres ganzen Landes in unsere Hände zu geben. Bei dir suchen wir Hülfe gegen dieses Volk und gegen alle Gefahren, von denen wir umringt sind.« Um seinen Gebeten mehr Feierlichkeit zu verleihen, so wählte er auf einem steinigen Platze, Mansela genannt, einen großen Felsen zum Orte dieser Gottesverehrung, und während der ganzen Zeit, welche er vor Khalbar gelagert blieb, hielt er um denselben täglich sieben Umgänge wie sie um die Kaaba gehalten werden. Zum Andenken an diese fromme Ceremonie wurde in späterer Zeit auf diesem Felsen eine Moschee erbaut, welche ein Gegenstand der Verehrung für alle fromme Moslemen wurde.
Die Belagerung der Citadelle währte einige Zeit und nahm Mohammeds und seiner Krieger Geschicklichkeit und Ausdauer in Anspruch, da sie bis dahin im Angriffe fester Plätze nur wenig Erfahrung hatten. Dazu litten sie Mangel an Proviant, weil sich die Araber bei ihren eiligen Kriegszügen selten mit Nahrungsmitteln belasteten, die Juden bei der Annäherung derselben das flache Land verwüstet und die Palmbäume rings um die Hauptstadt vertilgt hatten.
Mohammed leitete die Angriffe in Person. Die Belagerer deckten sich durch Laufgräben und errichteten Sturmböcke, um sie gegen die Mauern in Bewegung zu setzen; eine Bresche war endlich gemacht, aber mehrere Tage wurde jeder Versuch einzudringen kräftig zurückgeschlagen. Abu Beker leitete das erste Mal die Bestürmung, aber nach einem mit großer Tapferkeit bestandenen Gefechte wurde er zum Rückzuge gezwungen. Den nächsten Angriff befehligte Omar Ibn Khattab, welcher mit keinem besseren Erfolge bis zum Tagesschlusse kämpfte. Einen dritten Angriff leitete Ali, welchen Mohammed mit seinem eigenen Säbel, Dhu’l-Fakir, d. i. der Schneidende, genannt, bewaffnete. Indem er dessen Händen das geheiligte Panier anvertraute, so rühmte er ihn »als einen Mann, welcher Gott und dessen Propheten liebt, und welchen Gott und sein Prophet liebt; als einen Mann, welcher noch niemals einem Feinde den Rücken zuwendete.«
Und hier wird es passend sein, von Alis Person und Charakter eine altherkömmliche Erzählung mitzutheilen. Er war von mittlerer Größe, aber rüstig und untersetzt, und hatte ungeheure Stärke. Er hatte ein freundliches, höchst blühendes Gesicht mit einem buschichten Barte. Er zeichnete sich durch eine liebenswürdige Sinnesart, durch einen scharfen Verstand und durch religiösen Eifer aus, und wurde wegen seines unerschütterlichen Wuthes der Löwe Gottes zubenannt.
Die arabischen Schriftsteller verweilen bei den Waffenthaten ihres Lieblingshelden vor Khaibar mit zärtlicher Übertreibung. Er war, sagen sie, in ein scharlachenes Gewand gekleidet, über welches ein stählerner Harnisch befestigt war. Mit seinen Genossen erkletterte er der Bresche gegenüber den größten Schutt-und Steinhaufen und pflanzte auf dem Gipfel seine Standarte auf mit dem Entschlüsse, nicht zurückzugehen, bis die Citadelle genommen wäre. Die Juden machten einen Ausfall, um die Stürmenden abzutreiben. In dem Zusammenstoße, welcher nun folgte, focht Ali Mann gegen Mann mit dem jüdischen Befehlshaber Al Hareth, welchen er erlegte. Der Bruder des Getödteten trat heraus, um seinen Tod zu rächen. Er hatte eine riesenmäßige Gestalt und trug einen doppelten Harnisch und einen undurchdringlichen, mit zwei Turbanen umwundenen Helm, auf dessen Vorderseite ein ungeheurer Diamant funkelte. An jede Seite hatte er ein Schwert gegürtet und schwang einen dreispießigen Speer wie einen Dreizack. Die Krieger maßen einander mit dem Auge und redeten sich gegenseitig in der prahlerischen Weise der Orientalen an.
»Ich bin Marhab,« sagte der Jude; »ich bin an allen Seiten bewaffnet und schrecklich in der Schlacht.« »Und ich bin Ali, welchen die Mutter bei seiner Geburt Al Haidara (den wilden Löwen) zubenannte.« Die moslemischen Schriftsteller machen mit dem jüdischen Kämpen nicht viel Umstände. Er führte mit der dreizackigen Lanze nach Ali einen Stoß, der aber gewandt ausparirt
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