Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
wurde, und bevor er sich wieder sammeln konnte, theilte ein Hieb des Säbels Dhu’l-Fakir seinen Schild, ging durch den festen Helm, durch den doppelten Turban und den harten Schädel und spaltete den Kopf bis an die Zähne. Seine gigantische Gestalt fiel leblos zu Boden.
Die Juden zogen sich jetzt in die Citadelle zurück, und ein allgemeiner Sturm fand statt. In der Hitze des Gefechtes wurde Ali der Schild vom Arme gestreift und sein Körper blos gestellt; alsbald wand er ein Thor aus den Angeln und bediente sich desselben als eines Schildes während der übrigen Dauer des Gefechtes. Abu Rafe, ein Diener Mohammeds, bezeugt diese Thatsache. »Ich untersuchte später dieses Thor«, sagt er, »in Gesellschaft von sieben Männern, und wir acht zusammen, versuchten vergeblich dasselbe zu schwenken.«
Nach Eroberung der Zitadelle wurde jedes Gewölbe und unterirdische Loch wegen des Reichthums genau durchsucht, welcher von dem jüdischen Fürsten Kenana daselbst niedergelegt worden sein sollte. Als Nichts entdeckt wurde, fragte ihn Mohammed, wo er seinen Schatz verborgen hätte. Er erklärte, daß er auf die Unterhaltung der Truppen und auf die Rüstungen zur Vertheidigung ganz und gar verwendet worden wäre. Einer seiner treulosen Unterthanen verrieth jedoch den Ort, an welchem eine große Summe verborgen worden war. Sie befriedigte nicht die Erwartungen der Sieger und Kenana wurde auf die Folter gelegt, damit er den übrigen Theil seines vermutheten Reichthums verriethe. Entweder er konnte oder er wollte keine weiteren Aufklärungen geben, daher wurde er der Rache eines Moslemen übergeben, dessen Bruder er durch ein Stück Mühlstein, das er von der Mauer hinabschleuderte, todt gequetscht hatte, und dieser schlug ihm durch einen einzigen Säbelhieb den Kopf ab.
Als sich Mohammed in der Citadelle aufhielt, war er nahe daran, als ein Opfer jüdischer Rache zu fallen. Er verlangte nämlich Etwas zu essen und man setzte ihm eine Lammsbrust vor. Bei dem ersten Bissen bemerkte er etwas Ungewöhnliches in dem Geschmacke und spuckte ihn aus, aber augenblicklich fühlte er einen stechenden Schmerz im Innern. Einer von seinen Begleitern, Namens Baschar, welcher reichlicher gegessen hatte, fiel nieder und starb in Verzückungen. Alles war nun Verwirrung und Bestürzung; nach sorgfältiger Untersuchung fand man, daß das Lamm von Zainab, einer Gefangenen der Nichte des riesenmäßigen, von Ali getödteten Kriegers Marhab, gekocht worden war. Als sie vor Mohammed gebracht und angeklagt wurde, Gift an das Fleisch gethan zu haben: so bekannte sie es dreist und vertheidigte es als eine zu rechtfertigende Rache für das Böse, was er über ihren Stamm und ihre Familie gebracht hätte. »Ich dachte«, sagte sie, »wenn du wirklich ein Prophet wärest, so würdest du die Gefahr entdecken; wenn aber nur ein Häuptling, so würdest du fallen, und wir würden von einem Tyrannen befreit werden.« Die arabischen Schriftsteller sind in Rücksicht des Schicksals dieser Heldin getheilt. Nach einigen wurde sie der Rache der Verwandten Baschars, welcher an dem Gifte gestorben war, überliefert; nach andern sprach ihre Schönheit zu ihren Gunsten, und Mohammed gab sie ihrer Familie unverletzt zurück.
Dieselben Schriftsteller lassen in Mohammeds Leben kein Ereigniß ohne ein Wunder vorübergehen. In dem gegenwärtigen Falle versichern sie uns, daß die vergiftete Lammsbrust wunderbarerweise mit Sprache begabt wurde und Mohammed vor der Gefahr warnte. Wenn sich das so verhielt, so war sie etwas träge im Sprechen, denn er hatte hinlängliches Gift eingesogen, um seine Körperconstitution für das übrige Leben zu schwächen, da es ihm oft Anfälle von Qualen verursachte, und noch in seinen letzten Augenblicken klagte er, daß das Gift von Khaibar in den Adern seines Herzens tobe. Eine freundlichere Behandlung erfuhr er von Safiya (oder Sophia), einer andern Gefangenen, welche noch stärkere Beweggründe zur Rache hatte als Zainab; denn sie war die neulich verlobte Frau Kenanas, welcher wegen seines Reichthums so eben hingeopfert worden war; sie war ferner die Tochter Hoya Ibn Akhtabs, des Fürsten der Kinder Koraidhas, der, wie erzählt worden ist, mit sieben hundert seines Volkes auf dem Markte von Medina hingerichtet worden war.
Diese Safiya war von großer Schönheit; daher ist es nicht überraschend, daß sie vor Mohammeds Augen alsbald Gnade fand, und daß er, wie gewöhnlich, dieselbe seinem Harem zuzuführen suchen würde; aber das
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