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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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angetrunkene Jugendliche, die mich anscheinend nicht sahen, sie lachten über irgendetwas.
    Ich erkannte viele Gesichter, als ich das Halbdunkel betrat, aber mir war, als sähen sie weg, nur eines von ihnen erhellte sich bei meinem Anblick, Lasse hatte offenbar vergessen, dass wir nicht miteinander reden sollten, er steuerte auf mich zu, doch ein Mädchen bekam ihn zu fassen, es wollte tanzen. Hinter der Bar stand eine junge, flachbrüstige Frau, sie sah mir direkt in die Augen, als wolle sie etwas sagen, beherrschte sich jedoch. Ich machte eine Geste und bekam ein Bier vom Fass.
    Der Gast war da. Er stand in einer Ecke, so weit von der Tanzfläche entfernt wie möglich, er unterhielt sich mit einer Frau mit sehr hellem Haar, das offen auf ihren Rücken hinabfiel und bis über die Taille reichte. Anscheinend war sie lustig, er lachte so laut, dass ich meinte, es trotz der Musik hören zu können. Ich drehte mich um, spürte ihn jedoch im Rücken. Das erinnerte mich an meine Zeit als Teenager, er und sein Aussehen ließen mich an damals denken. Ich versuchte, so zu tun, als sei nichts, ich war ja jetzt erwachsen. Es lag an dem dunklen Haar, den schmalen Hüften, dem breiten Unterkiefer, die eine eventuelle Schönheit zerstörten und ihm stattdessen eine originellere Form von Schönheit verliehen, die mich schon als Kind angezogen hatte. Mein Archetyp, obwohl nur die wenigsten Männer so aussahen. Halland hatte nicht so ausgesehen, Troels auch nicht. Es war lediglich etwas, was meine Aufmerksamkeit erregte, und so stand ich nun mit dem Rücken zu ihm und wusste, wo er war. Mir war bereits klar, dass ich die ganze Zeit über wissen würde, wo an diesem Ort er sich gerade befand. Ich beeilte mich, auszutrinken, und bestellte noch ein Bier und einen Fernet Branca. Die Musik war nicht schlecht, ich bekam Lust zu tanzen. Der Gast unterhielt sich nicht mehr mit der Hellblonden, sie tanzte und lächelte mir zu. Ich begann, auf sie zuzugehen, wurde jedoch von einer Pranke gebremst, die sich von hinten auf meine Schulter legte. Ich erkannte ihn nicht gleich. »Entschuldigung!«, rief er. Er lallte ein wenig. »Wofür?«, rief ich zurück. »Weil ich kurz davor war, Sie zu verhaften!« Es war der Hausmeister. »Macht nichts!«, rief ich. »Was?«, rief er. Ich schüttelte den Kopf und lächelte und wusste, dass dieser Mann der Letzte war, der Halland lebend oder fast lebend gesehen hatte, er hatte ihn irgendwas sagen hören oder geglaubt, etwas gehört zu haben. Nun sollte man meinen, dass ich ihn hätte nach draußen ziehen sollen, wo man in Ruhe sprechen konnte, das hätte ich eigentlich auch erwartet. Ich rief: »Wollen wir tanzen?« »Aber holla!«, rief er. Der Gast stand mittlerweile in einer anderen Ecke, er nippte an einem Bier vom Fass. Ich tanzte mit Bjørn, dem Hausmeister, glücklicherweise lag ein Meter zwischen uns, die Musik war nicht schlecht. Der Gast hatte sich rasiert, doch seine Hüften waren schmal wie immer, er beobachtete, ich sollte mich der Stelle nähern, wo er stand. Wie konnte es sein, dass er hierherkam, obwohl Brandt verschwunden war, ich musste zu ihm und ihn fragen, ob Brandt nach Hause gekommen war, aber ich wusste genau, dass dem nicht so war. Ich lächelte der Hellblonden zu und schloss die Augen, ich ging mit der Musik mit, sie war nicht schlecht, drehte mich, wiegte mich, der Sänger war heiser und sang nicht ganz rein, aber gut, ich öffnete die Augen, um ihn anzusehen, und drehte mich in die falsche Richtung des Raumes, stürzte beinahe über jemanden, der an einem Tisch saß, der Hausmeister war nicht zu sehen, die Hellblonde befand sich am anderen Ende, den Gast konnte ich nirgends ausmachen, die Leute am Tisch starrten mich an, mir am nächsten saß eine Frau, die meinen Ellbogen griff und aufstand, als wolle sie mich hinausführen, doch ich wehrte mich. »Kommen Sie!«, rief sie und schob mich vorwärts. Die Menschen traten zur Seite, ich wollte gerade anmerken, dass es wie bei Moses sei, der das Meer teilte, doch sie schubste mich weiter und außerdem war es zu laut, wir gelangten in den Flur, vor der Damentoilette war eine Schlange, sie knuffte mich bis nach ganz draußen. Dann wandte ich mich um und erkannte sie, eine ältere Dame mit Kurzhaarfrisur aus dem Supermarkt, sie saß an der Kasse, ich ging immer zu ihr, weil sie schnell war und Guten Tag sagte. »Soll ich Sie nach Hause fahren?«, fragte sie. »Ich werde nicht nach Hause fahren!«, sagte ich. »Nein, aber ich kann Sie nach

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