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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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bitte das Licht etwas runterdrehen.« Die kleine Ana mit dem hübschen Gesicht nickte kurz und drehte am Dimmer, bevor sie das Zimmer verließ. Helen sagte: »Von dieser absurden Idee höre ich zum ersten Mal. Wer hat das ausgeheckt? Und warum hast du mir nichts erzählt?«
    »Ich hab’s heute erst erfahren. Keine Ahnung, wer das ausgeheckt hat. Die Idee stand plötzlich im Raum.«
    »Ideen stehen nicht plötzlich im Raum.«
    »Doch, das tun sie. Charlie sagt, in Shirley Falls ist noch viel von mir die Rede – im guten Sinn – , und die Organisatoren der Kundgebung meinen, es erhöht den Wohlfühlfaktor, wenn ich mich blicken lasse und ein paar Worte darüber sage – natürlich ohne auf Zach einzugehen – , wie stolz ich auf Shirley Falls bin.«
    »Du hasst Shirley Falls.«
    » Du hasst Shirley Falls«, sagte Jim gelassen, und als Helen nichts erwiderte, fügte er hinzu: »Mein Neffe steckt in der Bredouille.«
    »In die er sich selbst reingeritten hat.«
    Jim fasste ein Lammkotelett mit beiden Händen wie einen Maiskolben; er schaute sie an, während er abbiss. Als sie den Blick abwandte, sah sie sein Spiegelbild im Fenster – inzwischen war es beim Abendessen schon dunkel.
    »Tja, tut mir leid«, fuhr Helen fort, »aber so ist es nun mal. Du und Bob, ihr tut so, als wäre ein Komplott der Behörden gegen ihn im Gange, und ich kann absolut nicht verstehen, warum man ihn nicht zur Verantwortung ziehen darf.«
    Jim legte sein Kotelett hin. »Er ist mein Neffe.«
    »Das heißt, du fährst hin?«
    »Lass uns später darüber reden.«
    »Lass uns jetzt darüber reden.«
    »Hör mal. Helen.« Jim wischte sich mit der Serviette über den Mund. »Die Generalbundesanwaltschaft erwägt eine Klage wegen Verletzung der Bürgerrechte gegen Zach.«
    »Das weiß ich, Jim. Glaubst du, ich bin taub? Oder ich höre dir nicht zu? Glaubst du, ich höre Bob nicht zu? Ihr redet doch über nichts anderes mehr. Jeden Abend klingelt das Telefon: Hilfe! Die Änderung der Kautionsauflagen wurde verworfen. Hilfe! Die Nachrichtensperre wurde verworfen. Alles Formalien, keine Sorge, ja, Zach muss persönlich erscheinen, kauf ihm ein Sakko, bla, bla, blaaa .«
    »Hellie.« Jim berührte kurz ihre Hand. »Ich bin ja deiner Meinung. Voll und ganz. Zach sollte zur Verantwortung gezogen werden. Aber er ist eben auch ein Junge von neunzehn Jahren, der wenige bis gar keine Freunde zu haben scheint und nachts weinend in seinem Bett liegt. Und dessen Mutter mit den Nerven am Ende ist. Wenn ich irgendetwas dazu beitragen kann, dass die Sache im Sande verläuft … «
    »Dorothy sagt, du hast Schuldgefühle.«
    »Dorothy.« Jim biss in das zweite Lammkotelett und kaute geräuschvoll. Helen, die diese Angewohnheit vor langem als Zeichen von Jims schlechter Kinderstube zu werten gelernt hatte (und sie nicht ausstehen konnte), wusste auch, dass er vor allem dann so geräuschvoll aß, wenn er angespannt war. »Dorothy ist eine sehr magere, sehr reiche und sehr unglückliche Frau.«
    »Das ist sie«, räumte Helen ein. Und sie fügte hinzu: »Für mich ist zwischen Schuldgefühl und Verantwortungsgefühl ein himmelweiter Unterschied, für dich nicht?«
    »Doch.«
    »Ach, was. Der Unterschied interessiert dich kein bisschen.«
    »Mich interessiert es, dich glücklich zu sehen«, sagte Jim. »Es ist meiner idiotischen Schwester und meinem lächerlichen Bruder gelungen, uns unseren schönen Urlaub zu verderben. Ich wünschte, das wäre nicht passiert. Aber wenn ich fahre – immer vorausgesetzt, sie fordern mich auf – , dann deshalb, weil laut Charlies Informationen die treibende Kraft hinter der Anklage diese stellvertretende Staatsanwältin ist, Diane Soundso, die für Bürgerrechtsverletzungen zuständig ist. Aber dazu bräuchte sie die Rückendeckung von Obertrottel Dick Hartley, der ihr Boss ist, und natürlich wird der auch auf der Kundgebung sprechen. Wenn ich also die Gelegenheit nutze und ihm ordentlich Honig ums Maul schmiere, mit ihm über alte Zeiten plaudere – wer weiß? Wenn alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, zitiert er am Montagmorgen vielleicht Lady Di in sein Büro und sagt zu ihr: Lassen Sie’s fallen. Und wenn das passiert, dann sagt vielleicht auch der Bundesanwalt, okay, scheiß drauf, belassen wir’s bei einem Bagatelldelikt, auf Wiedersehen.«
    »Warum gehen wir am Wochenende nicht mal ins Kino?«, fragte Helen.
    »Können wir machen«, sagte Jim.
    So schien es anzufangen: Helens Aversion gegen den Klang ihrer eigenen Stimme,

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