Das leere Grab
Block. Sehr detailliert waren der Felsen und das Wasser zu sehen. Die dahinter liegenden Bäume waren eine braune und grüne Farbfläche. »Das ist gut! Woher kannst du so was?«
»Ich studiere Kunst in Iowa. Habe ich dir das gar nicht erzählt? Das ist einer der Gründe, warum ich nach Südamerika gekommen bin. Hier findet man tolle Motive.«
»Sehr beeindruckend«, fand Justus. »Ich kann nicht einmal Strichmännchen zeichnen.«
J.J. grinste. »Du bist eher ein Kopfmensch, was?«
Justus sah überrascht auf. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
»Nur zum Teil. Eine ganze Menge habe ich noch gar nicht durchschaut. Was sollte das alles vorhin? Warum sollte ich Mr und Mrs Jonas verfolgen und notfalls aufhalten? Warum benimmst du dich ihnen gegenüber so merkwürdig? Warum gibst du dich als Peter Shaw aus? Und warum rennst du hier mitten durch den Dschungel, als seist du vor jemandem auf der Flucht?«
»Du hast mich gesehen?«
»Und gehört.«
Justus seufzte und setzte sich auf einen Felsen. »Willst du wirklich die ganze Geschichte hören?«
J.J. lächelte. »Du musst mir nicht alles erzählen. Wenn es mich nichts angeht – inOrdnung. Aber da ich schon unschuldige Menschen verfolgen soll, habe ich doch ein gewisses Recht darauf. Findest du nicht?«
»Schon. Dann kann ich dir gleich alles erzählen.« Er seufzte wieder und erklärte J.J. alles von Anfang an. Der staunte, als er den wahren Grund für Justus’ Aufenthalt in Venezuela erfuhr. »Ich hätte nie damit gerechnet, dass die ganze Geschichte eine solche Wendung nimmt. Ich bin nur in das Pensionszimmer eingedrungen, um Beweise für die Identität der beiden zu finden. Sicher, ich hätte sie auch direkt fragen können, aber ich hatte Angst vor ihrer Reaktion. Und dann stand ich plötzlich in diesem Schrank ohne so recht zu wissen, wie mir geschah, und hörte, wie die Jonas mit einem gewissen Arturo über irgendein krummes Geschäft diskutierten.«
»Hast du eine Ahnung, worum genau es ging?«, fragte J.J.
»Sie sprachen über Steine«, antwortete Justus. »Damit können eigentlich nur Diamanten gemeint sein. Ich vermute, dass die beiden regelmäßig nach Suerte kommen, um hier von einem Minenbesitzer die Ausbeute der letzten Monate zu erhalten, die sie dann illegal in die Vereinigten Staaten bringen.«
»Wieso ist das illegal?«
»Die Preise für Diamanten sind in Venezuela sehr niedrig. Wenn man sie in den USA verkauft, macht man riesige Gewinne. Daher ist es nicht erlaubt, Diamanten aus dem Land zu bringen. Catherine und Julius Jonas scheinen Schmuggler zu sein, die von dem Geld leben, das ihnen der Minenbesitzer von dem Gewinn überlässt. Natürlich ist das risikoreich, denn wenn die beiden beim Zoll mit der Ware erwischt werden, wandern sie in den Knast.« Justus schüttelte den Kopf. »Es ist verrückt. Normalerweise würde ich der Polizei einen Tipp geben, damit sie die beiden auf frischer Tat ertappen, wenn sie das nächste Mal das Land verlassen wollen. Aber was ist, wenn sie wirklich meine Eltern sind?«
»Würde das etwas ändern?«, fragte J.J.
»Ich bin sehr unsicher geworden. Das war ich vorher nie.«
»Was willst du jetzt tun?«
»Keine Ahnung. Ich muss erst mal herausfinden, wer die beiden wirklich sind. Vorher kann ich keine weiteren Entscheidungen treffen. Das Dumme ist nur, dass ich jetzt nicht einfach auf sie zugehen kann. Ich weiß nicht, ob sie mich erkannt haben.«
»Du hattest dir doch etwas über den Kopf gezogen, oder?«
»Schon. Aber ich weiß nicht, ob das reicht. Sie wissen auf jeden Fall, dass ihnen jemand auf der Spur ist. Ich habe mir selbst ein Bein gestellt, als ich sie belauscht habe.« Plötzlich lachte er. »Das ist wirklich eine Ironie des Schicksals: Ausgerechnet meine Eltern – wenn sie es sind – sind Kriminelle. Dabei habe ich mich immer dafür eingesetzt, Kriminalität zu bekämpfen.«
»Was meinst du damit?«
Justus erzählte ihm von ihrem Detektivunternehmen und von einigen Fällen, die sie schon gelöst hatten. »Jetzt weiß ich nicht mehr, auf welcher Seite ich stehe. Und das nur, weil ich persönlich darin verwickelt bin. Würdest du deine Eltern anzeigen, wenn du wüsstest, dass sie Diamanten schmuggeln?«
J.J. lachte. »Was für eine Frage. Ich glaube, niemand kann das beantworten. Aber in deinem Fall sind es nicht deine Eltern, die schmuggeln. Selbst wenn sie es im biologischen Sinne sind – und das ist noch nicht bewiesen –, sind sie es nie wirklich gewesen. Für dich sind sie vor
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