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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wie damals habe ich auch heute Menschen gefunden, die mir sehr zugetan sind. Das Legat der Toten konnte wiederauferstehen, und es hat sich nichts verändert.«
    Es schien mir, als hätte er mich erwartet. Er gab sich so sicher. Er war wie ein Herrscher, der alles überdauert hatte. Er hatte mir von einer Zeit berichtet, die ich nicht nachvollziehen konnte, aber damit hatte er sich auch geoutet.
    Er war nicht nur hundert Jahre alt. Er war älter, sogar noch sehr viel älter. Ich brauchte nicht lange zu überlegen, bis mir ein bestimmter Gedanke kam.
    Booker zeigte sich mir nicht in seiner wahren Gestalt. In Wirklichkeit sah er anders aus. Er war vielleicht nicht zu beschreiben, denn er stammte aus einem Äon, in dem es noch keine Menschen gegeben hatte. Aber es hatte bereits die Unterschiede zwischen Gut und Böse oder die zwischen Licht und Finsternis gegeben.
    Der große Kampf. Das Aufbegehren des Engels Luzifer, der so sein wollte wie Gott und an dessen Thron gerüttelt hatte. Die Geburtsstunde der Hölle und die der Engel sowie des Fegefeuers. Aber auch das Werden der Kreaturen der Finsternis.
    Dieser Gedanke fraß sich bei mir fest. Booker mußte eine Kreatur der Finsternis sein. Sie führte das Legat der Toten. Und bei einer Kreatur der Finsternis konnten ihr Menschen zwei- oder dreimal die Kehle durchschneiden, sie würden sie nicht wirklich töten können, denn ihr wahres Ich und damit auch ihr wahres Gesicht oder Aussehen trafen sie dabei nicht.
    Booker sah zwar aus wie ein Mensch, aber er war keiner. Er war etwas ganz anderes. Ein böses Stück Natur. Etwas das einfach gehaßt werden mußte.
    Die Waffe gegen ihn hielt ich in der Hand. Die Kreaturen der Finsternis konnten noch so mächtig sein, bei bestimmten Waffen jedoch waren auch sie verwundbar.
    Leider schützte ihn die andere Dimension. So konnte ich mein Kreuz nicht gegen ihn einsetzen. Er fühlte sich sicher. Er bewegte sich beinahe lässig, und er bewies mir seine Stärke, indem er sich ein paarmal drehte und mir zeigte, wie er damit seine Fesseln lösen konnte.
    Frei stand oder schwebte er im kalten Licht! Er hatte es umgedreht. Licht bedeutete normalerweise Hoffnung und das Sehnen nach Erlösung. Nicht bei ihm. Er hatte es auf seine Seite gezogen und fühlte sich wie sein Beherrscher.
    Ich gab ihm nicht preis, was mir durch den Kopf gegangen war, und fragte statt dessen: »Was hast du vor, Booker? Willst du wieder Menschen töten?«
    »Ich werde sie töten lassen. Ich werde sie auch indirekt töten, indem ich ihnen das nehme, was für sie so wichtig ist. Die Familie, ihr Heim, ihre Kirchen und Klöster. Ich setze die Zeichen. Noch ist Zeit, aber am Übergang zum neuen Millennium wird das Legat der Toten die Herrschaft übernommen haben.«
    Ich hielt dagegen. »Du hast es damals nicht geschafft, und du wirst es auch heute nicht schaffen. Die Menschen sind wachsamer geworden. Sie werden dich nicht an sich heranlassen. Nein, jemand wie du hat schon verloren, bevor er überhaupt angefangen hat.«
    Mir war klar, daß meine Antwort auf tönernen Füßen stand, denn ich hatte die Menschen zu sehr gelobt. So waren sie nicht. Im Gegenteil, sie waren in den letzten hundert Jahren arroganter und ichbezogener geworden. Sie achteten nicht mehr so stark auf die Zeichen der Natur wie die Vorfahren, sie hielten sich zu sehr für den Nabel der Welt und ignorierten gewisse Vorzeichen, die zur damaligen Zeit noch anders aufgefaßt worden wären.
    »Es ist ein Irrtum. Ich habe die Menschen beobachten können. Bis auf wenige Ausnahmen glauben sie nur das, was sie sehen, und das macht sie verwundbarer. Es sind Ignoranten, die erst aufwachen, wenn es zu spät ist. Das Legat habe ich gegründet. Ich habe es losgeschickt. In dieser Nacht werden die ersten Zeichen gesetzt. Mein Vermächtnis wird leben, und die Menschen, die ich mir ausgesucht habe, glauben an mich. Sie würden mir bis in die Hölle folgen...«
    Booker wollte nicht mehr sagen.
    Es reichte auch so. Vor mir entstand noch einmal dieses verdammte Grinsen in seinem Gesicht, dann zog er sich zurück.
    Er machte dieses Versteck tatsächlich zu einem Gang, der ihn schluckte. Er wehte nach hinten, eine andere Kraft hatte ihn geholt und zerrte ihn zurück. Er war nicht mehr gefesselt, und das Licht ohne Wärme zog ihn zurück in seine Welt.
    Im Nachhinein machte ich mir Vorwürfe, das Kreuz nicht aktiviert zu haben. Es mochte an der Überraschung gelegen haben. Außerdem hatte er mich zu tief in die Diskussion

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