Das Legat der Toten
Test.«
»Gut, ich bin dabei. Die Menschen sollen merken, mit wem sie es wieder zu tun haben.«
Der Wagen parkte neben einer Hecke, die ihren Schatten auf den Wagen warf. In der Umgebung bewegte sich nichts. Es war so gut wie totenstill, und es gab auch keine Zeugen, die sie beobachtet hätten. Alles blieb abendlich still.
Um die Kirchen würden sie sich später kümmern. Sie sollten verwüstet werden, um den Menschen zu beweisen, daß jetzt ein anderer das Sagen hatte.
Im Fond beugte sich Miranda Wayne vor. »Der Pope wird erschrecken, wenn wir plötzlich bei ihm auftauchen. Deshalb wäre es besser, wenn ich es allein versuche.«
»Wieso?« fragte Ritter.
Miranda lächelte. »Wer traut einer Frau schon Schlimmes zu?«
»Da hat sie recht«, sagte Dean Todd.
Ritter schob die Unterlippe vor. Er war noch zu sehr Soldat, als daß er den Befehl gern aus der Hand gegeben hätte. Aber in diesem Fall ging es um andere Dinge. Wichtig war das Ziel, das sie erreichen mußten, und deshalb stimmte er zu.
»Dann geh. Wir werden aussteigen und im Dunkeln warten. Nicht länger als zehn Minuten. Wenn sich bis dahin nichts entschieden hat, stürmen wir das Pfarrhaus.«
Miranda lachte auf. »Keine Sorge, Freunde, der Pope wird keinen Verdacht schöpfen.«
»Aber wir tragen das Zeichen auf den Stirnen«, sagte Ritter.
»Na und?« höhnte Miranda. »Es ist ein Kreuz, dem vertraut er doch wohl, denke ich.«
»Dann geh.«
Miranda öffnete die Tür. Geduckt kletterte sie aus dem Wagen in die Kühle hinein. Die Hecke begrenzte einen Weg, der an seiner Krümmung von einer Laterne beleuchtet wurde. Das weiche, gelbe Licht breitete sich auf dem hellen Kies aus. Im Schein der Leuchte blieb die Frau für einen Moment stehen und sah, daß der Weg nach links führte und dort die Rückseite der Kirche erreichte. Um zum Pfarrhaus zu gelangen, mußte sie sich nach rechts wenden. Dort störte auch keine Hecke mehr. Dafür sah sie eine dunkle Rasenfläche, die von einem Plattenweg in zwei Hälften geteilt wurde.
Sie ging über die Steine hinweg und behielt den Eingang im Blick. Dort leuchtete eine Kugellampe bis auf die Stufen einer kleinen Treppe hinab. Das Haus war nicht sehr groß. Eine dunkle Backstein-Fassade wurde durch das aus den Fenstern fallende Licht erhellt. Hinter den Fenstern standen kleine Puppen oder Nikoläuse. Auch Tannenzweige hingen von oben herab. Es brannten elektrische Kerzen, und Kugeln schimmerten in silbernem und auch goldenem Glanz.
Wer seine Fenster so dekorierte, tat dies auch, um Kindern einen Gefallen zu erweisen. Deshalb ging Miranda davon aus, daß der Pfarrer verheiratet war und Kinder hatte.
Es tat ihr nicht leid, der Familie den Vater zu nehmen. Sie würden das Beispiel in die Welt hineintragen und davon zeugen, daß die Menschen nun am Beginn eines neuen Zeitalters standen.
Miranda ging die Stufen mit völlig normalen Schritten hoch. Nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. Auf keinen Fall wollte sie Verdacht erregen.
Vor der Tür hing ein Kranz aus dunkelgrünem Buchsbaum. Eine Klingel sah sie auch und las auf einem Schild den Namen Ferguson.
Sie schellte.
Das Ding Dong des Echos war bis vor die Tür zu hören. Jetzt wartete Miranda nur darauf, daß geöffnet wurde, und sie brauchte nicht lange vor der Tür zu stehen, denn sehr heftig wurde sie nach innen gezogen. »Daddy, ich habe...«
Die Stimme des etwa siebenjährigen Mädchens verstummte. Die fremde Frau war ihr wohl suspekt. Auch mit einem Lächeln konnte Miranda das Mißtrauen in den Augen der Kleinen nicht vertreiben.
»Guten Abend.«
»Ja, Mrs....«
»Ist dein Vater da?«
Das Mädchen überlegte. Es nagte an seiner Unterlippe und schaute dabei in das Gesicht der Fremden. »Was hast du da oben auf der Stirn?«
»Oh, das ist ein Kreuz. Kennst du es nicht?«
»Doch, schon...«, sie trat von einem Fuß auf den anderen und wirkte verlegen. »Aber es sieht so anders aus. So komisch, ehrlich. Das habe ich noch nie gesehen.«
»Natürlich«, sagte Miranda leise. »Du kannst es auch noch nicht gesehen haben, denn es ist ein besonderes Kreuz, verstehst du? Dein Vater wird es dir erklären können. Bitte, ich muß mit ihm sprechen. Es geht auch um das Kreuz.«
»Daddy ist nicht da.«
»Ach. Du bist allein?«
»Ja.«
»Und deine Mutter?«
»Ist bei meiner Tante. Die bekommt ein Kind. Es soll sogar so heißen wie ich. Susan.«
Miranda schauspielerte vorzüglich und schlug die Hände vors Gesicht. »Dann bist du ja ganz allein. Wie
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