Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
platten Land, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen...«
    ***
    Da uns der Rover nicht zur Verfügung stand, nahmen wir Jane’s Golf. Mit ihm quälten wir uns durch den dichten Verkehr in Richtung Norden. Noch jenseits von St. Albans, ein Ort, der praktisch die Grenze von Groß-London bildet.
    Wir hatten eine einsame Gegend erreicht. Es gab kleine Dörfer, aber auch Häuser, die einfach in der Landschaft standen. Höfe, die man vergessen zu haben schien. Daß dem nicht so war, war an den beleuchteten Weihnachtsbäumen zu sehen, die oft in den Vorgärten standen und ihren Glanz abgaben.
    Es war noch nicht richtig dunkel geworden. Zwielicht lag über der Landschaft, die auch von Dunstschwaden durchzogen wurde.
    Ich hatte noch einmal mit Sir James telefoniert und von ihm eine recht genaue Beschreibung bekommen. Ein alter Wasserturm war wichtig. An seiner Form konnten wir uns orientieren.
    Wir sahen ihn auch. Er reckte sich wie eine übergroße Zigarre in die Höhe. In Betrieb war er nicht mehr. Ein Industriedenkmal, das gepflegt werden mußte und wahrscheinlich das gleiche Schicksal hinter sich hatte wie die Druckerei.
    Von diesem Ziel aus war es nicht schwer, den neuen Weg zu finden. Es gab da einen Bahnhof, den wir ebenfalls passierten, Gleise, die überwuchert waren und in der Unendlichkeit zu enden schienen, und es gab den großen Klotz, der sich vor uns in der Landschaft abmalte.
    Das mußte einfach die Druckerei sein.
    Praktisch im letzten grauen Licht des Tages rollten wir darauf zu. Das Licht der beiden Scheinwerfer strich bleich über den Boden hinweg, der von keiner Straße oder keinem Weg gekennzeichnet wurde. Wir fuhren quer durch die Landschaft, aber wir waren nicht die einzigen, die den Weg kannten, denn vor uns war schon einmal jemand gefahren. Das sahen wir am Gras, das durch die Reifen zerdrückt worden war und sich noch nicht wieder hatte aufrichten können. Demnach mußte hier vor kurzem jemand hergefahren sein.
    »Wir könnten Glück haben«, meinte denn auch Suko.
    Ich schaltete für einen Moment das Fernlicht ein. Die dunkle Wand erhielt einen hellen Fleck. Der Eingang wurde sichtbar, aber kein Fahrzeug, das davor parkte.
    Wenig später stoppten wir und stiegen aus dem Golf. In der Umgebung war es still. Die gesamte Welt schien sich zur Ruhe gelegt zu haben. In der Ferne grüßten die Lichter der kleinen Orte, und in Richtung Süden hatte sich der Himmel auch erhellt. Dort lag der Moloch London.
    Suko hatte den Eingang vor mir erreicht und ihn noch nicht geöffnet. Er suchte nach Spuren, aber auf dem Boden war nichts mehr zu sehen. Nur plattgetretenes Gras.
    »Sieht leer aus, John.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es steht auch längst nicht fest, daß hier ein Treffpunkt gewesen ist. Das kann auch ein Schuß in den Ofen sein. Trotzdem will ich nachschauen.«
    Ich zog das Tor der stillgelegten Druckerei auf.
    Vor uns lag eine leere und verlassene Halle. Dunkel, gefüllt mit einem feuchten Geruch. Ein düsterer Schlund, in den wir hineingingen. Wir schalteten unsere Lampen ein, um uns orientieren zu können.
    Wie schimmernde Schwertarme huschten die Lichtstrahlen durch die Dunkelheit. Sie zuckten von einer Seite zur anderen, huschten über den Boden, rissen helle Streifen in die Finsternis und tanzten zu den verschiedensten Seiten hin weg.
    Die alte Druckerei war nicht nur verlassen, sie war auch leergeräumt worden. Da stand keine Maschine mehr, da war keine leere Papierrolle zurückgeblieben, es gab keine Regale, keine Schränke, nur ein paar Betonsockel und eine Mauer, die in der zweiten Hälfte der Halle an der linken Seite begann und bis in die Mitte hineinragte, wo sie dann einfach aufhörte, als hätte man vergessen, sie weiterzubauen. Sie war so etwas wie ein Sichtschutz.
    Vor der Mauer blieben wir stehen. Suko leuchtete in die Höhe. Das Ende des Lichtstrahls traf zwar das Dach, gab allerdings nicht viel preis. Er wirkte dort wie ein verwaschener Fleck.
    Ich stieß meinen Freund an. »Sag mir, was du für ein Gefühl hast.«
    »Gar keins.«
    »Wie toll.«
    »Bisher haben wir keine Spuren gefunden. Wobei ich zugeben muß, daß diese leere Halle sich schon als Versteck eignet. Sie scheint wirklich vergessen worden zu sein, was mich wundert, wo es doch immer wieder Typen gibt, die aus diesen Industriedenkmälern Discos und andere Vergnügungsschuppen machen.«
    Da hatte Suko recht. Aber das war nicht unser Thema. Der Raum hinter der Mauer interessierte uns mehr. Wir umrundeten die Ecke,

Weitere Kostenlose Bücher