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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineingezogen und mich aus der Reserve gelockt.
    Seine Gestalt schwebte davon, und damit verlosch auch das Licht. Es zog sich langsam zurück, bis es sich zu einem hellen Punkt zusammengedrückt hatte.
    Die Umgebung war wieder normal geworden. Sie kam mir sehr dunkel vor, obwohl an der Decke die beiden Lampen brannten. Ich fühlte mich in diesen Sekunden leer und wie ein Mensch, der etwas falsch gemacht hatte. Es war schlimm. Ich durfte nicht an die nahe Zukunft denken, aber ich wußte auch, daß ich bei einer weiteren Begegnung anders reagieren würde, das stand fest.
    »John...«
    Suko hatte leise gesprochen. Er stand hinter mir. Möglicherweise hatte er alles gesehen, und ich drehte mich mit einer müde wirkenden Bewegung um.
    Als er mein Schulterzucken sah, schüttelte er den Kopf. »Es war nicht deine Schuld.«
    »Doch, Suko.«
    »Nein, du bist überrascht gewesen und...«
    »Aber ich habe das Kreuz. Ich hätte es aktivieren müssen, und dann wäre es...«
    »Was wäre denn dann?« unterbrach er mich. »Verdammt, was wäre dann gewesen? Dieser Booker stand vor dir, okay, aber er war nicht tatsächlich in deiner Nähe. Er stand nicht in dieser Welt. Er hielt sich in einem Tunnel auf, der die Zeiten miteinander verband. Glaubst du denn wirklich, daß dein Kreuz diese Brücke zerstört hätte?«
    »Keine Ahnung«, murmelte ich.
    »Nein, John. Einer wie Booker weiß Bescheid. Der hat sich schon entsprechend abgesichert.« Suko lächelte mir zu. »Ich denke, daß wir hier nichts mehr verloren haben. Wichtig war, daß wir den Ort gefunden haben und jetzt wissen, daß es Booker gibt. Er hat überlebt. Ich habe nicht alles mitbekommen, aber immerhin soviel, daß ich Bescheid weiß.«
    »Toll, dann kannst du mir auch sagen, wie es weitergehen soll. Oder nicht?«
    »Er ist sich so sicher, John. Er setzt auf das Legat der Toten. Er glaubt nicht, daß es jemand geben könnte, der ihn stoppen kann. Diesen Glauben werden wir ihm nehmen.«
    Ich schaute mich noch einmal um. Hier gab es nichts, was uns noch halten konnte. »Okay, dann laß uns wieder zurückgehen und darauf warten, daß das Legat zuschlägt.«
    »Vielleicht sind wir schneller.«
    »Meinst du?«
    »Denk an Jane Collins. Ich glaube, daß auch Booker Rituale verfolgt. Wir haben es ja hier erlebt. Er ist wieder in die alte Druckerei zurückgekehrt, wo er schon einmal vor hundert Jahren gewesen ist. Er will neue Zeichen setzen, und ich denke mir, daß er auch will, daß man sich an ihn erinnert. Um das zu erreichen, muß er sich dorthin begeben, wo er schon einmal gewesen ist. Das könnte dann jemand wie Jane Collins herausfinden.«
    Ich freute mich über den Optimismus meines Freundes, denn mir war danach nicht zumute. Aber ich drückte uns auch die Daumen, daß er recht behielt.
    Die Halle der stillgelegten Druckerei hatten wir mittlerweile verlassen. Es war finster geworden. Der Himmel hoch über uns zeigte ein mächtiges Wolkenspiel. Sie bewegten sich kaum vom Fleck, weil so gut wie kein Wind wehte.
    Als hätten wir es abgesprochen, blickten wir beide hoch in den Himmel. Auch dort war Booker nicht zu sehen. Er hatte sich wieder in sein Reich zurückgezogen, in dem er schon seit unendlichen Zeiten existierte.
    »Weißt du, was ich denke, Suko?«
    »Nein.«
    Ich winkte ab. »Daß Booker eine Kreatur der Finsternis ist. Er hat es nicht offen zugegeben oder zumindest nicht diesen Begriff verwandt. Aber ich gehe davon aus.«
    »Um so mehr sollten wir uns anstrengen, daß wir ihn auch endgültig vernichten.«
    »Das sagt sich leicht und...«
    Mich unterbrach die Melodie des Handys. Ich wußte verdammt genau, wer mich da anrief...
    ***
    Unter dem Dach war es recht still geworden. Jane Collins hockte vor dem Bildschirm und starrte ihn an. Auf ihrer Stirn und auf den Wangen hatten sich Schweißperlen gebildet. Sie nahm sich nicht die Zeit, sie wegzuwischen. Ihr Blick war starr auf den Monitor gerichtet. Sie hatte einen Zettel vor sich liegen, auf den sie hin und wieder Notizen schrieb.
    Sarah Goldwyn saß einige Schritte von Jane entfernt auf einem Drehstuhl und schaute sie nur an, ohne sie zu stören.
    Manchmal schüttelte Jane den Kopf, als könnte sie gewisse Tatsachen nicht fassen. Dann wiederum murmelte sie etwas vor sich hin und nickte dazu.
    Blatt für Blatt ging sie durch. Jeden Text las sie aufmerksam durch. Notiz für Notiz schrieb sie auf und lehnte sich schließlich mit einem langgezogenen Seufzen zurück.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte

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