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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Kirche reagiert. Die Apokalypse würde zur Wahrheit werden. Viele Menschen würden dies als Beginn des Weltuntergangs erleben.«
    »Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung«, sagte Jane. »Ich weiß auch nicht, ob du darauf anspringst. Wenn jemand etwas ändern kann, dann bist du es, John. Man muß die Bischöfe warnen, die aus allen Bistümern der Insel zusammengekommen sind. Vielleicht auch noch welche aus dem Ausland, das weiß ich alles nicht.«
    »Ja, warnen. Ich frage mich nur, ob ich nicht ausgelacht werde.«
    »Und wenn es über Sir James läuft?«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    »John.« Ihre Stimme klang jetzt beschwörend. »Es ist keine konkrete Spur, aber es ist eine Chance. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß nicht, wo die Versammlung stattfindet, aber...«
    »Schon gut, du brauchst mir nichts mehr zu erzählen. Ich rede mit Sir James.«
    »Danke.«
    Ich lehnte mich gegen den Golf, als ich das Handy weggesteckt hatte. Suko, der nahe an mich heran getreten war, hatte mithören können und schüttelte leicht den Kopf.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Keine Ahnung«, sagte ich und kam mir vor wie jemand, der ins Leere spricht.
    »Du hast es Jane versprochen.«
    »Klar, natürlich. Aber zunächst muß ich mit Sir James reden.«
    Mein Freund stimmte mir durch seinen Blick zu. Es fiel mir nicht leicht, Sir James anzurufen. Ich würde ihn auch überzeugen müssen. Lieber einen Fehlschlag einstecken, als jede Menge Leichen zu haben.
    Er saß noch im Büro. Schon an meiner Stimme erkannte er, wie ernst es mir war.
    Danach hörte er nur noch zu. Sein schweres Atmen allerdings bewies mir, daß ihn meine Worte erschüttert hatten. Als Hirngespinste sah er sie nicht an.
    »Werden Sie die Bischöfe warnen, Sir?« fragte ich.
    »Auf jeden Fall. Und Sie bleiben für mich erreichbar...«
    ***
    Hank Ferguson, der Pfarrer, hatte sich von seiner Tochter und auch von Mitgliedern der Gemeinde überreden lassen, in diesem Jahr einen geschmückten Baum in die Kirche zu stellen. In den Jahren zuvor war das nie so gewesen. Da hatte nur eine Tanne dort gestanden, was Ferguson gut fand, denn der nackte Baum paßte sich der schlichten Inneneinrichtung der Kirche an.
    Es gab hier keinen Prunk. Keine verspielten Engel. Keinen pompösen Altar. Keine prallfarbigen Gemälde, nein, die Wände waren weißgrau gestrichen worden, die Bänke schmucklos und auch der Altar wirkte mehr wie ein Tisch, was er auch sein sollte.
    Es war kalt in der Kirche. Der Steinboden schien die Kühle aufgesaugt zu haben, und der Pfarrer hatte Handschuhe angezogen. Mit einer gewissen Geduld hatte er es geschafft, den recht hohen Baum in den Ständer zu bekommen, ohne daß er bei der ersten Berührung umkippte.
    Jetzt mußte er noch geschmückt werden. Nicht mit Kugeln, Schleifen oder anderem Kitsch. Da hatte sich Ferguson durchgesetzt. Er hatte den Kindern und auch den Jugendlichen der Gemeinde geraten, ihre Wünsche an den Lieben Gott aufzuschreiben und die Zettel in kleine Briefumschläge zu stecken. Und diese mit den Wünschen gefüllten Briefe sollten dann an die Zweige gehängt werden.
    Viele hatten mitgemacht und dem Pfarrer ihre Umschläge gegeben, die er in einen Korb gelegt hatte, der jetzt zwischen ihm und dem Tannenbaum stand.
    Die Umschläge schimmerten in allen Farben. Manche von ihnen waren bemalt worden. Ferguson mußte lächeln, wenn er die oft unbeholfenen Zeichnungen der Kinder sah. Auch seine Tochter Susan hatte einen Umschlag in den Korb gelegt.
    Diesmal stand der Baum hinter dem Altar. Er war so groß, daß er auch einen normalen Menschen überragte. Es gab Platz genug, um die Umschläge an allen möglichen Stellen zu drapieren.
    Zuerst griff er nach dem Umschlag seiner Tochter und hängte ihn fast in die Spitze. Dazu mußte er sich recken, wurde von den Nadeln im Gesicht gekitzelt, schloß die Augen, schaffte es trotzdem, und als er die Augen wieder öffnete, hörte er das Geräusch hinter sich, das ihm so bekannt vorkam.
    Jemand hatte die Tür geöffnet, um die Kirche zu betreten. Ferguson dachte dabei an seine Tochter, der es im Haus zu langweilig geworden war. Er war nicht unbedingt darauf erpicht, daß Susan ihm bei der Arbeit half, sie sollte sich schon mal waschen und ihr Nachthemd anziehen, um ins Bett zu gehen. Aber er konnte es der Kleinen auch nicht verübeln.
    Ferguson drehte sich um.
    Es war nicht Susan, die die Kirche betreten hatte, sondern drei Personen, die er nicht kannte. Eine Frau und zwei Männer,

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