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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die allesamt sehr dunkle Kleidung trugen und dicht bei der Tür stehengeblieben waren.
    Schweigend schauten sie zu ihm hin, und der Geistliche merkte plötzlich, wie er zu frieren begann. Es war nicht die normale Kälte innerhalb der Kirche, die dazu beitrug, diese hier kam von innen und war mehr der Ableger eines unguten Gefühls.
    Der Pfarrer verwehrte keinem Menschen das Betreten der Kirche. Ein Gotteshaus war für alle da, doch diese drei machten auf ihn einen Eindruck, den er nicht in Worte fassen konnte. Sie wirkten auch nicht wie Menschen, die sich verlaufen hatten oder Hilfe suchten, nein, sie waren in die Kirche gekommen und verfolgten dabei ein bestimmtes Ziel. Ein nicht eben positives.
    Sie kümmerten sich nicht um den Pfarrer, sondern blieben stehen und schauten sich um. Wie Architekten, die danach Ausschau hielten, wie ein Umbau hätte aussehen können. Da strömte nichts Freundliches von ihnen ab, sie wirkten so kalt und steif, bis sie sich schließlich zunickten und sich auf den Weg zum Altar machten.
    Ferguson war ein kräftiger Mann von siebenunddreißig Jahren. Er hatte früher Kraftsport betrieben und joggte auch heute noch jeden Tag. So leicht ließ er sich nicht ins Bockshorn jagen. Aber diese drei Besucher sorgten schon für eine leichte Beklemmung.
    Auch er blieb nicht neben dem Baum stehen, sondern ging auf den Altar zu, umrundete ihn und blieb dann stehen, um die drei Besucher zu erwarten.
    Sie hatten noch immer nicht gesprochen. Sie gingen einfach weiter. Die Frau an der Spitze, die beiden Männer, die etwas versetzt hinter ihr hergingen, das hatte etwa Rituelles an sich, über das er sich wahrlich nicht freute.
    Sie gingen fast im Gleichschritt, und so vereinigten sich auch die Echos ihrer Schritte auf dem Steinboden.
    In ihren Gesichtern bewegte sich nichts. So wie sie aussahen, hätten sie Geschwister sein können in einem unterschiedlichen Alter. Sie kamen näher. Der Pfarrer konnte ihre Gesichter im Dämmerlicht jetzt deutlicher erkennen.
    Blasse Haut, aber mit jeweils den gleichen, blutroten Zeichen auf den Stirnen.
    Kreuze!
    Jeder von ihnen trug ein Kreuz auf der Stirn. Und jedes Kreuz leuchtete in einem blutigen Rot. Der Pfarrer hatte nichts gegen Kreuze, ganz im Gegenteil, doch diese drei Menschen sahen ihm nicht danach aus, als wären auch sie dafür.
    Sein Gefühl trog ihn nicht. Es schmerzte ihn fast, als er erkannte, wie die Kreuze aussahen.
    Sie zeigten nach unten!
    Sie standen auf dem Kopf, und der Mann wußte genau, was das bedeutet. So verhöhnte die Hölle die Kirche. Wer das Kreuz auf den Kopf gestellt trug, der hatte sich in die Aura des Satans begeben, und ausgerechnet von diesen Personen hatte Ferguson Besuch bekommen. Er wußte nicht, was die Besucher vorhatten, aber er wußte, daß es ihm nicht gefallen konnte.
    Die Beine waren wackelig geworden. Das Blut kreiste schneller durch seine Adern, und er hörte den eigenen Herzschlag.
    Zwischen ihm und der ersten Bankreihe blieben sie stehen. Sie verteilten sich jetzt. Die Frau stand in der Mitte, flankiert von den beiden Männern.
    Drei dunkle Augenpaare bewegten sich. Münder verzogen sich zu einem Grinsen. Wie nebenbei bemerkte der Pfarrer, daß die Kirchentür nicht ganz geschlossen war und deshalb ein Windstoß in den großen Raum hineinfuhr.
    Hank Ferguson hatte es sich angewöhnt, zu allen Menschen freundlich zu sein. So auch in diesem Fall. Er nickte ihnen zu, schaffte sogar ein Lächeln und sagte: »Willkommen im Haus Gottes.«
    Die drei blieben stumm. Zunächst jedenfalls. Dann schauten sie sich gegenseitig an. Automatisch begannen sie zu lachen. Zuerst leise, glucksend und unterdrückt. Dann brach es aus ihnen hervor, und das Echo ihres Gelächters hallte von den Wänden der Kirche wider.
    Bis der älteste Mann es mit einer Handbewegung stoppte. »Was hast du gesagt, Pope?« fragte Peter Ritter. »Willkommen im Haus Gottes? Hast du das wirklich gesagt?«
    Der Pfarrer gab keine Antwort, denn ihm war etwas anderes aufgefallen. Er hatte den Eindruck, diese drei Gesichter schon einmal gesehen zu haben. Nicht so nah wie jetzt, aber irgendwie kamen sie ihm bekannt vor.
    »Ich will eine Antwort, Pope!«
    »Ja, das habe ich gesagt.«
    Ritter wischte wieder durch die Luft. »Das Haus Gottes. Es ist lächerlich. Das ist ein Haus des Teufels. Wir werden es dazu machen. Wir holen den Satan in deine Kirche. Hast du verstanden, Pope? Nur deshalb sind wir hier. Wir sind das Legat der Toten, und die Toten dürsten nach

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