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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder gesprochen wurde? War sein Erscheinen schon der Beginn des Armageddons? Stand der Untergang der Welt tatsächlich bevor?
    Es war ein böses Zeichen. Nie war jemand so aufgetreten. Nie hatte jemand diese Macht besessen, aber sie wußten auch, daß in vielen Schriften vor ihm gewarnt worden war.
    »Ihr könnt wählen!« schrie er. »Noch könnt ihr wählen!« Booker reckte seine Brust vor. »Schaut auf das Kreuz und seht die neue und doch alte Form. Ihr könnt es ganz leicht haben, denn ihr braucht mir nur zu folgen.«
    In der ersten Reihe regte sich Widerstand. Mochten die Bischöfe noch so überrascht gewesen sein, irgendwann war der Schock auch vorbei. So einfach ließen sie sich nicht fertigmachen, denn auch sie hatten ihren Glauben und ihre Prinzipien.
    Es war der jüngste der Bischöfe, der sich aus der Bank herausdrängte. Er wollte nicht wahrhaben, was hier ablaufen sollte. Dafür hatte er nicht gelebt. Niemand hatte es verdient, so zu enden, und er zeigte keine Furcht, als er auf den neuen »Erlöser« zuging.
    Warnungen seiner Mitmenschen überhörte er. Er hatte sein Denken ausgeschaltet und ging mit ruhigen Schritten auf den Altar zu.
    Booker ließ ihn kommen. Er atmete und knurrte zugleich. In seinen Augen lag eine Kälte wie sie nur die Hölle kannte. Sie waren voller Glanz und trotzdem stumpf. Sein Gesicht hatte eine andere Farbe und auch Form erhalten. Es schimmerte in einem kalten Blau, in das sich schwarze Inseln hineingedrängt hatten.
    Booker winkte dem Mann lässig mit der linken Hand zu.
    »Komm nur näher!« keuchte er. »Komm zu mir. Du bist der erste, der mich testen darf.«
    Der Bischof schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht testen. Ich will dich zur Hölle schicken!«
    Ein gellendes Lachen erwischte ihn wie ein Sturmwind. »Willst du das wirklich?«
    »Ja!«
    Booker sprang vom Altar. Eine heftige Bewegung, die den Bischof erschreckte und ihn verharren ließ.
    »Da bin ich bei dir!« brüllte Booker. Wie zuvor bei dem Taxifahrer packte er zu. Er erwischte den rechten Arm des Bischofs am Gelenk und zerrte ihn auf seine Brust zu.
    In diesem Augenblick wußte der Mutige, daß der andere ihm überlegen war. Er wollte zurück und sein Heil in der Flucht suchen, aber er konnte nicht mehr.
    Die andere Kraft war stärker. Das Kreuz wurde für ihn zu einem mächtigen Gegner. Er merkte etwas, das sich in seine Hand hineinschlich, und plötzlich entstand das kalte Feuer, das vom Kreuz her auf ihn rübersprang.
    Das Gesicht des Mannes verzerrte sich in unsagbarem Schmerz. Und Booker lachte. Er stieß ihn von sich. Er sah, wie sich der Bischof auf dem Boden krümmte, seine rechte Hand in die Höhe streckte und mit der linken das Gelenk umschloß. Die Finger waren gespreizt, sie zeigten nach oben, und sie begannen im Innern zu brennen, wobei sie sich allmählich verfärbten.
    Booker stieß eine Faust in die Luft. »Das Feuer der Hölle wird in das nächste Jahrtausend fließen. Es wird diejenigen verbrennen, die nicht für mich sind. Wie er verbrannt wird, so werdet auch ihr dem Höllenfeuer Tribut zollen müssen...«
    Der Bischof wimmerte. Er sah seine Hand nicht mehr. Die Finger waren abgefallen, denn das Feuer des Bösen hatte sie so brutal zerstört.
    Booker ging zurück. Mit einem aus dem Stand heraus geführten Sprung setzte er zurück und landete auf dem Altar, den er abermals so beherrschte.
    »Er war der Anfang. Es geht weiter. Ihr alle seid an der Reihe. Kommt her, oder ich werde euch der Reihe nach holen. Einer nach dem anderen...«
    »Keinen wirst du mehr holen, Booker! Keinen einzigen mehr!«
    Ein Mann hatte gesprochen, ein Fremder, und seine Stimme war bis in den letzten Winkel der Kirche zu hören gewesen...
    ***
    Plötzlich schien der Tod seine Schwingen ausgebreitet zu haben. So still war es geworden. Selbst Booker, der sich so herrschsüchtig benommen hatte, blieb still. Ihm mußte es tatsächlich die Sprache verschlagen haben.
    Aber die Stille blieb nicht.
    Es waren Schritte zu hören. Aus dem Dunkel des Hintergrunds löste sich eine Gestalt. Den zweiten Mann, der sich leise an der anderen Seite der Kirche entlangbewegte, sah niemand. Die Köpfe der versammelten Bischöfe waren nach links gedreht, und endlich sahen sie den Mann besser.
    Es war ein Fremder.
    Er war groß. Er war jemand, der sich etwas vorgenommen hatte und auf sich vertraute. Er trug eine Lederjacke, die offenstand, und vor seiner Brust hing ein Gegenstand, der schimmerte, wobei er immer wieder Blitze

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