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Das letzte Einhorn

Das letzte Einhorn

Titel: Das letzte Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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alte Frau. »Ich wusste nicht, dass du es in einen Menschen, in ein Mädchen verwandeln wolltest. Du hättest besser daran getan …« Sie sah von ihm weg, streichelte mit einer Hand weiterhin des weißen Mädchens Haar.
    »Der Zauber hat die Form gewählt, nicht ich«, erwiderte Schmendrick. »Ein Scharlatan mag diesen oder jenen Trug wählen, ein Magier aber ist ein Träger, ein Maultier, das seinen Herrn hinträgt, wohin dieser will. Der Magier ruft, die Magie entscheidet. Wenn sie ein Einhorn in einen Menschen verwandelt, dann gibt es keine andere Möglichkeit.« Sein Gesicht glühte wie im Fieber, wodurch er noch jünger aussah. »Ich bin ein Träger«, sang er, »ich bin ein Gefäß, ich bin ein Bote …«
    »Du bist ein Idiot!« fauchte Molly. »Hörst du mich? Du bist zwar ein Zauberer, aber ein dummer Zauberer.«
    Das Mädchen erwachte, seine Hände öffneten und schlossen sich, seine Augenlider bebten wie die Brust eines Vogels. Als Molly und Schmendrick das Mädchen anblickten, tat es einen sachten Seufzer und öffnete die Augen.
    Sie standen weiter auseinander als gewöhnlich, saßen etwas tiefer und waren dunkel wie das tiefe Meer und erleuchtet wie das Meer von seltsamen glimmernden Wesen, die niemals an die Oberfläche kommen. ›Das Einhorn hätte in eine Eidechse verwandelt werden können‹, dachte Molly, ›in einen Hai, eine Schnecke, eine Gans, seine Augen hätten die Verwandlung immer verraten. Jedenfalls mir, ich würde es immer wissen.‹
    Das Mädchen lag reglos da, seine Augen fanden sich in den Augen Mollys und Schmendricks. In einer einzigen Bewegung sprang es auf, der schwarze Mantel fiel über Mollys Schoß. Einen Augenblick lang drehte es sich im Kreis, starrte seine Hände an, die es hoch und hilflos vor der Brust hielt. Es hüpfte und torkelte wie ein Affe, der ein Kunststück vorführt, sein Gesicht trug den törichten, verwirrten Ausdruck, den das Opfer eines Spaßmachers trägt. Und doch war es einer unschönen Bewegung gar nicht fähig. Sein stummes Entsetzen war lieblicher als irgendeine Freude, die Molly je gesehen. hatte, und das war das Schlimmste von allem.
    »Maultier!« fauchte sie, »Bote!«
    »Ich kann es zurückverwandeln«, erwiderte heiser der Zauberer. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich kann sie schon zurückverwandeln.«
    Das weiße Mädchen humpelte auf seinen starken jungen Beinen hin und her, schimmerte in der Sonne. Plötzlich strauchelte es und fiel, tat einen bösen Fall, denn es wusste nicht, wie man sich mit den Händen abfängt. Molly eilte zu ihm hin, doch das Mädchen kauerte am Boden und starrte sie an. »Was habt ihr mit mir gemacht?« hauchte es. Molly Grue fing an zu weinen.
    Schmendrick kam heran, sein Gesicht war kalt und feucht, doch seine Stimme klang gelassen. »Ich habe dich in einen Menschen verwandelt, um dich vor dem Roten Stier zu retten. Es gab keine andere Möglichkeit. Sobald ich kann, werde ich dir deine ursprüngliche Gestalt wiedergeben.«
    »Der Rote Stier«, wisperte das Mädchen. »Oh!« Es zitterte wie Espenlaub, zitterte, als zerrte und rüttelte etwas von innen her an seiner Haut. »Er war zu stark, viel zu stark. Ohne Anfang und Ende war seine Stärke. Er ist älter als ich.«
    Seine Augen weiteten sich, und Molly kam es so vor, als bewege sich der Stier in ihnen, durchschwämme ihre Tiefe wie ein feuriger Fisch und verschwände. Das Mädchen betastete ängstlich sein Gesicht, schrak zurück, als es seine eigenen Züge fühlte. Seine Finger berührten das Mal auf seiner Stirn, da schloss es die Augen und stieß einen schrillen, durchbohrenden Schrei aus.
    »Was habt ihr mit mir gemacht!« rief es. »Ich will sterben!« Es riss und zerrte an seinem glatten Körper, Blut folgte seinen Fingern. »Ich will sterben, nichts als sterben!« Doch auf seinem Antlitz war nichts von der Furcht zu sehen, die seine Stimme verzerrte, die sich an seinen Händen und Füßen zeigte und in dem weißen Haar, das über den neuen Körper fiel. Sein Antlitz blieb ruhig und ungetrübt.
    Molly beugte sich über es, so dicht, wie sie es sich nur traute, flehte das Mädchen an, sich kein Leid anzutun. Doch Schmendrick sagte: »Sei still!« Und die beiden Worte knackten wie dürre Zweige. »Der Zauber wusste, was er tat. Sei still und höre!«
    »Warum hast du den Stier nicht mich töten lassen?« stöhnte das weiße Mädchen. »Warum hast du mich nicht der Harpyie überlassen? Das wäre barmherziger gewesen, als mich in diesen Käfig zu

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