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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Allahu ekber …«
    Einen Augenblick lauscht Troilo Bocchiardi dem allgegenwärtigen Gesang, dann wendet er sich Cesare zu: »Die Schlacht ist verloren, Euer Gnaden. In der Stadt herrscht ein heilloses Durcheinander. Niemand hat damit gerechnet, dass die Front so schnell zusammenbricht. Viele Byzantiner flüchten zum Goldenen Horn, um an Bord eines der italienischen Schiffe zu gehen, andere kommen unbewaffnet hierher, weil sie nicht glauben wollen, dass es vorbei ist. Sie werden von den Türken erbarmungslos niedergemacht.«
    »Allahu ekber, Allahu ekber …«
    »Die Yeniçeriler wirken verwirrt, als könnten sie nicht glauben, dass die zweitausend Bewaffneten, die sich ihnen an der Barrikade entgegengestellt haben, schon unsere ganze Streitmacht waren. Offenbar haben sie ein schwer bewaffnetes und zur Verteidigung entschlossenes Heer erwartet, und nun treffen sie auf Priester und Mönche, Frauen und kleine Kinder. Sie metzeln jeden nieder, der sich ihnen in den Weg stellt.« Er holt tief Luft. »Und der Kaiser?«
    »In der Schlacht gefallen.«
    »Gott schenke ihm Frieden.«
    »Amen.«
    »Wer hat die Barrikade gehalten, während Konstantin mit Euch bei uns war?«
    Wortlos deutet Cesare auf mich.
    Troilo nickt anerkennend. »Ihr macht Eurem Großvater Marcantonio Colonna alle Ehre, Euer Gnaden. Er wäre stolz auf Euch. Das Kriegshandwerk habe ich von der Pike auf bei ihm gelernt, in seinem Heer. Gott hab ihn selig. Und der Teufel auch.« Troilo sieht wieder zu Cesare. »Antonio und ich schlagen uns zum Goldenen Horn durch. Wir hoffen, dort auf einer der Galeeren unterzukommen, vielleicht auf Giovanni Giustinianis Schiff. Als Giovanni erfuhr, dass die Verteidigung zusammengebrochen ist, ließ er das Signal zum Rückzug blasen. Die Genuesen strömen in Scharen zum Hafen – so wie wir mit unseren Bravi. Es geht das Gerücht, dass Alvise Diedo mit seinen venezianischen Schiffen die Sperrkette durchbrechen will, um den türkischen Schiffen im Goldenen Horn zu entkommen.«
    »Wo ist Euer Bruder Paolo?«
    »Tot.«
    »Wann?«
    »Gerade eben erst. Ein Schuss hat seinen Kopf zertrümmert.«
    »Mein Beileid.«
    »Und meinen Glückwunsch zu Eurer Hochzeit. Wir haben vorhin erst davon erfahren, sonst …«
    Cesare winkt ab. »Schon gut.«
    »Allahu ekber, Allahu ekber …«
    »Wollt Ihr Euch uns anschließen?«
    Cesare schüttelt den Kopf. »Alessandra und ich segeln auf dem Schiff des Papstes zurück, auf dem wir mit Kardinal Isidor gekommen sind.«
    »Dann sehen wir uns in Italien.«
    »Auf dem Schlachtfeld?«
    Troilo Bocchiardi schüttelt den Kopf. »Ich werde nie mehr gegen Euch kämpfen, Euer Gnaden.«
    »Und ich würde gern mit Euch an meiner Seite kämpfen, Troilo. In meinem Heer. Palazzo Orsini, Monte Giordano, Rom. Immer den Wappen mit der roten Rose nach, die über den Durchgängen aufgehängt sind, dann verirrt Ihr Euch nicht in den engen Gassen rund um die Piazza Navona. Im Winter bin ich in Siena. Oder in Florenz.«
    »Ich werde Euch schon finden.« Er ringt sich ein müdes Grinsen ab. »Ihr seid immer dort, wo die Kanonen am lautesten donnern. Lebt wohl, Euer Gnaden.«
    »Lebt wohl, Troilo … Antonio.« Cesare reicht den beiden die Hand. »Kommt wohlbehalten nach Hause.«
    »Allahu ekber, Allahu ekber …«
    Antonio Bocchiardi nickt mir zu, dann wenden die beiden Brüder ihr Pferd und galoppieren die Straße hinunter zum Goldenen Horn, von wo aus ihnen die ersten türkischen Landetrupps entgegenkommen, die mit ihren Sturmleitern die Seemauern überwunden haben.
    Cesare reißt an Il Fiorentinos Zügeln und wendet sein scheuendes Pferd. »Wir müssen zum Palast, bevor er geplündert wird!«

Kapitel 74
    Auf dem Weg zum Kaiserpalast
29. Mai 1453
Gegen sieben Uhr morgens
    Mitten durch die Hölle einer sterbenden Stadt galoppieren wir zum Blachernen-Palast. Während die Italiener durch die Reihen der ihnen entgegenstürmenden Türken zu den Schiffen im Hafen fliehen, hetzen die Byzantiner zurück zu ihren Häusern, um ihre Familien zu beschützen. Oder in die Kirchen, um sich dort vor den mordenden Türken zu verstecken und um Rettung zu beten.
    In das Chora-Kloster sind die Eroberer schon eingedrungen. Sie haben die Mönche getötet und die Erlöserkirche geplündert.
    Ich war vor euch in der Sakristei!, denke ich grimmig und treibe Al-Mansur an. Die beiden kostbaren Abendmahlskelche und die mit Juwelen geschmückte Ikone des Pantokrators bekommt ihr nicht!
    Rasch werfe ich einen Blick zurück. Regiment um Regiment der

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