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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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dagegenstoße.
    »Galcerán?«
    Nichts. Nicht einmal ein Röcheln.
    Ich lasse ihn im Wasser treiben, stemme mich an der Plattform hoch, ziehe das rechte Knie an und klettere hinauf. Mein Körper ist steif vor Kälte. Zitternd knie ich mich hin, taste nach Galceráns Schulter und ziehe ihn zu mir heran. Dann packe ich ihn unter den Achseln, wuchte ihn mit letzter Kraft aus dem Wasser und lege ihn auf den Boden. Keuchend vor Erschöpfung sinke ich neben ihn.
    Galcerán stöhnt leise auf.
    Ich brauche Licht. Ein rascher Blick zurück zum Einsturz. Kein Türke.
    Mit klammen Fingern nestele ich das Feuerzeug aus meiner mit Korken und Wachs wasserdicht versiegelten Zunderdose, schlage einen Funken in den feucht gewordenen Zunder und entfache den Kerzenstummel, den ich immer bei mir trage. Es wird hell um mich herum, und ich kann den runden Wasserzulauf vom Valens-Aquädukt erkennen, der …

Kapitel 93
    In der Zelle des Abtes
22. Dezember 1453
Gegen halb neun Uhr abends
    Ich schrecke hoch.
    »Der Kerzenstummel!«, keuche ich atemlos und sehe mich verstört in der dunklen Zelle des Abtes um. Die Asche im Kamin ist verglüht. Es ist dunkel. Ich bin allein.
    Erschöpft lasse ich mich ins Kissen zurücksinken. Mein Herz pocht wie wild, mein Kopf schmerzt, und mein Körper ist schweißnass, als wäre ich gerade erst aus dem kalten Wasser der Zisterne gestiegen.
    Ich schnaufe tief durch.
    Der Kerzenstummel kommt mir wieder in den Sinn. Aber wieso? Ich denke angestrengt nach. Warum beunruhigt mich die verlorene Kerze so sehr? Als wäre der Stummel das Einzige, was in den letzten Stunden spurlos verschwunden ist. Abgesehen von Jibril und Galcerán …
    Wenn all das, was ich in den letzten Stunden erlebt habe, nie geschehen ist, dann müsste ich den Kerzenstummel noch in meiner Zunderdose haben. Vernünftig? Ja. Nur – dass er eben nicht da ist.
    Aber wo habe ich ihn verloren?
    Nein, irgendetwas stimmt nicht. Aber ich komm schon noch dahinter.
    Ich fröstele, denn es ist kalt im Schlafzimmer, und die Bettdecke, die Prospero vorhin über mich breitete, habe ich längst weggestrampelt.
    Wo ist eigentlich Prospero? Sucht er das Mandylion?
    Was meinte er damit, als er vorhin sagte, ich solle ruhig sein, bald sei alles vorbei?
    Mit einem Ruck schwinge ich die Beine über die Bettkante. Sofort wird mir schwindelig.
    Was hat er mir vorhin eingeflößt, dass mein Kopf derart dröhnt? Und wie lange habe ich eigentlich geschlafen?
    Mein Blick huscht zum Fenster. Draußen ist es finstere Nacht, und ein böiger Wind treibt den Schnee gegen die gefrorenen Fensterscheiben, die schon fast zugeschneit sind.
    Ich stehe auf. Sofort muss ich mich am Bettpfosten festhalten, bevor ich mit der erloschenen Kerze vom Nachttisch zu den Stühlen und Truhen hinübertaumele.
    Ein Windstoß rüttelt am Fenster, als ich die Kerze entzünde.
    Auf dem Tisch liegt noch immer der Brief, den Federico Prospero gegeben hat. Mein Abschiedsbrief und mein Testament. Ich falte die blutgetränkten Pergamentseiten auseinander und lese die Zeilen an meinen Cousin:
    Prospero ,
    es ist so weit. Die Zeit des Abschieds ist gekommen. Die Stadt wird in den nächsten Stunden fallen , und ich mit ihr. Wenn Du diese Zeilen liest , bin ich tot …
    Ja, diesen Brief habe ich in meiner Hochzeitsnacht geschrieben und am nächsten Morgen auf der Stadtmauer Federico in die Hand gedrückt, damit er ihn Prospero übergibt.
    In Ascoli hat Federico das Schreiben Vittorio gegeben, damit er es zu Prospero nach Aquila mitnimmt. Ist es möglich, dass Latino diese Zeilen in die Finger bekommen hat? Offen gestanden, ich weiß es nicht.
    Aber wieso sollte Vittorio mich an die Orsini verraten?
    Ich schüttele langsam den Kopf.
    Habe ich Prospero Unrecht getan? Ist er am Ende doch derjenige, der zu sein er vorgibt? Mein Cousin.
    Kardinal Colonna, der nächste Papst.
    Ich springe auf, mein Schwindel ist auf einmal verschwunden. Ich haste zur Tür und reiße sie ungestüm auf.
    »Prospero?«, rufe ich und lausche.
    Der eisige Wind heult durch die Abtei.
    »Prospero!«
    Nichts.
    Vermutlich sucht er das Mandylion.
    »Vittorio?«
    Die Stille in der Abtei ist beinahe unheimlich.
    Seltsam, denke ich, dass es gar nicht nach Gämsenbraten in Weinsauce duftet. Wollte Vittorio nicht das Abendessen vorbereiten? Und hat Prospero nicht etwas von Florentiner Marzipankonfekt in seinen Satteltaschen erzählt?
    Ich schließe die Tür und gehe zum Tisch zurück, um im Kerzenschein meinen Brief an Prospero zu

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