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Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das letzte Geleit: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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sinnlichen Lippen bei Frauen gut ankam. Es wunderte ihn nur immer wieder, dass die Mädels seine für Männer anscheinend so offensichtliche Homosexualität oft nicht bemerkten.
    »Oh, viiielen Dank, Schätzchen«, sagte er betont tuntig, um die Lage zu klären. Er ließ sich Zeit mit dem Essen und verputzte sogar jedes Salatblättchen. Immerhin hatte er noch einige Stunden totzuschlagen. Das Handy hatte er neben sich auf den Tisch gelegt. Doch es blieb stumm. Besorgt dachte er an seinen Freund, der sicher mit klopfendem Herzen im Haus des Feindes saß.
    Er hatte keine Ahnung, dass der Held schlief wie ein Murmeltier.
    Mit einem Ruck erwachte Fatih aus dem Tiefschlaf. Es war stockdunkel. Ein Geruch nach überreifen Äpfeln stieg in seine Nase. Erst nach und nach kristallisierten sich schemenhaft Konturen aus der Schwärze. Mit einem Schlag wurde ihm klar, wo er war, und warum. Verdammt. Wie hatte er nur einschlafen können? Eingeschlafen in geheimer Mission. Talent für einen 007 hatte er jedenfalls keines. Vorsichtig warf er einen Blick auf seine Uhr: neunzehn Uhr dreißig. Sein Nacken war verspannt und knirschte, als er vorsichtig den Kopf bewegte. Na, war ja noch einmal gut gegangen. Die nächsten Stunden krochen dahin wie Lava. Innen glühend, aber an der Außenkruste grau. Quälend langsam, aber unerbittlich.
    Nach dem dritten Milchkaffee beschloss Selçuk, die Lokalität zu wechseln. Er gab dem gepiercten Mädchen ein großzügiges Trinkgeld und stapfte mit hochgezogenen Schultern zu seinem Auto. Dort hockte noch immer die Möwe auf dem Geländer. Oder irgendein Zwilling. Selçuk streckte ihr die Zunge heraus. Er kramte in der Brusttasche seiner Lederjacke nach den Schlüsseln. Da hörte er eine Stimme hinter sich sagen: »Ist das Ihr Wagen?«
    Er fuhr herum. Vor ihm standen zwei Polizeibeamte. In ihren dunkelblauen Uniformen, die die Hamburger Polizei erst vor Kurzem anstelle des alten schmutziggrünen Outfits eingeführt hatte, verschmolzen sie fast mit der Dunkelheit.
    »Ob das Ihr Wagen ist, habe ich gefragt.«
    Selçuk sah auf den Schlüsselbund in seiner Hand und dann zu den beiden Polizisten. »Sieht wohl ganz danach aus.«
    Olav Petersen, 47, dreifacher Familienvater und trotz seines beachtlichen Bauches Bezirksmeister im Turniertanzen, schob seit 24 Jahren Streife in Blankenese und Umgebung. Sein langjähriger Kollege, Bernd Hülsenitz, war 42 Jahre alt, Dauersingle und leidenschaftlicher Dartspieler. Er kratzte sich am Kopf und zog dabei eine Grimasse, die seine frappierende Ähnlichkeit mit Stan Laurel noch unterstrich. »Dick und Doof« nannten die Kollegen das ungleiche Paar, ein gemeinsamer Kampfname, den sie mit Stolz trugen. Blöd waren sie dabei alle beide nicht. Die vielen Jahre im Dienst hatten in ihnen einen untrüglichen Instinkt für krumme Dinger und schwere Jungs heranreifen lassen. Die beiden Polizisten warfen sich einen Blick zu.
    Ungefährlich, bedeutete der von Dick/Petersen.
    Aber irgendwas ist hier komisch, signalisierten die Knopfaugen von Doof/Hülsenitz.
    »Wenn wir mal einen Blick in Ihren Kofferraum werfen dürften«, sagte Petersen gemütlich.
    Schicksalsergeben öffnete Selçuk die Heckklappe.
    Der Dünne, der wie Stan Laurel aussah, knipste eine Taschenlampe an und leuchtete hinein. Er zuckte kurz zurück, dann wurde ihm klar, dass die zusammengekrümmte Gestalt dort keine Leiche, sondern eine Schaufensterpuppe war.
    Selçuk begriff. Die Alte am Fenster hatte doch tatsächlich die Polizei angerufen. Wahrscheinlich hatte sie ihn von Anfang an beobachtet und gedacht, er würde einen Toten im Kofferraum verstauen.
    »Müssen deine Kumpels immer hinten mitfahren?«, witzelte Doof.
    Selçuk zuckte mit den Schultern.
    »Wenn wir uns mal kurz Ihre Papiere anschauen dürften.« Selçuk griff in die Innentasche seiner Lederjacke und zog sein Portemonnaie hervor. So ein Mist! Ihm fiel ein, dass er seinen Ausweis auf seinem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Immer, wenn er freitags in den Club ging, ließ er seine Papiere daheim, damit der Geldbeutel in der Jeans nicht so auftrug. »Sorry. Hab ich leider nicht bei mir.«
    »Führerschein, Fahrzeugpapiere?«
    Selçuk breitete bedauernd die Hände aus.
    Dick und Doof warfen einander einen weiteren Blick zu.
    »Ich glaube, wir nehmen Sie mal mit auf die Wache.«
    Selçuk stöhnte. »Muss das sein? Hey, ich hab was wirklich Wichtiges zu erledigen.« Flehend blickte er zwischen den Polizisten hin und her.
    »Tut mir leid. Aber wir

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