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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Zündschlüssel. »Reden Sie.«
    »Wir haben eine Leiche gefunden.«
    »Ist es Alyssa Merrimon?«
    Yoakum räusperte sich. »Ich glaube, wir haben eine Menge Leichen.«
    In Jarvis' Haus war es dunkel und still, als Hunt in die Einfahrt rollte. Keine Streifenwagen. Keine anderen Detectives. Nur Yoakum, blass und unrasiert, stand da und steckte ein Pfefferminz aus einer Blechdose in den Mund. Seine Schuhe waren voller Lehm, und seine Hosenbeine waren nass bis zu den Knien herauf. Neben ihm stand Mike Caulfield, ein Officer der Hundestaffel. Er war seit dreißig Jahren im Polizeidienst, hochgewachsen und mit krummen Schultern. Er hatte große, schwielige Hände und eine Haartolle, die so schwarz war, dass sie gefärbt sein musste. Er trug einen dornensicheren Overall und war genauso nass und schlammverschmiert wie Yoakum. Neben ihm an der Leine war der schwarze Mischlingshund, mit dem er auch Levi Freemantles Grundstück abgesucht hatte. Die beiden kamen Hunt entgegen, als er ausstieg.
    »Yoak.« Hunt nickte kurz und sah den Hundeführer an. »Mike.«
    Die beiden wirkten bedrückt. Der Hund stand reglos da und beobachtete seinen Führer. »Sie haben die Spurensicherung noch nicht gerufen?«
    Yoakum drückte den Deckel auf seine Pfefferminzdose. »Ich wollte, dass Sie es vorher sehen.« Sie gingen auf den Wald hinter dem Haus zu. »Sagen Sie's ihm, Mike.«
    Mike nickte. »Ich bin heute sehr früh aufgewacht. Normalerweise gehe ich dann gern auf die Jagd, aber heute dachte ich, ich sehe mir das Gelände hier noch mal an.« Er deutete nach vorn. »Ich hab ein Raster abgearbeitet, verstehen Sie, ein Muster um den Schuppen herum. Doch ich dachte mir, scheiß drauf, ich will mir ausnahmsweise nur die Beine vertreten. Um fünf war ich hier und bin in gerader Linie zum Fluss gegangen. Das sind ungefähr zwei Meilen.«
    Sie gingen an dem Schuppen vorbei, der immer noch von gelbem Absperrband umgeben war. Mike bewegte sich ohne Zögern voran, duckte sich unter Ästen hindurch und erzählte weiter. »Ich war etwas mehr als eine Meile weit gekommen, als Tom plötzlich aufmerksam wurde. Noch mal hundert Meter, und er führt sich auf wie ein Irrer.« Mike zog verlegen den Kopf ein. »Also, sozusagen.«
    »Ich war schon früh auf dem Revier«, erklärte Yoakum. »Deshalb hab ich den Anruf entgegengenommen.«
    Sie brachen durch ein Dickicht und überquerten einen schmalen Bach, der schnell und unbekümmert durch ein Bett aus bloßliegendem Granit floss. Die Sonne schien schräg zwischen den grauen Baumstämmen herunter. Es wurde wärmer. Yoakum rutschte einmal aus und fiel aufs Knie.
    »Was riecht hier so?«, fragte Hunt. Ein eklig süßer, schleichender Geruch — manchmal nur ein Hauch, und dann wieder ein kräftiger Gestank.
    »Da hinten liegt die Müllkippe.« Mike deutete in die Richtung. »Ein, zwei Meilen von hier. Man riecht sie, je nachdem, wie der Wind weht.«
    Sie gingen weiter, und der Hund spitzte die Ohren. Er hob den Kopf und schnüffelte, senkte die Nase auf den Boden und zerrte an der Leine. »Sehen Sie, was ich meine?«, sagte Mike.
    Durch ein letztes Dickicht gelangten sie zu einer breiten, flachen Mulde. Laubbäume ragten empor wie Denkmäler. Welkes Laub, feucht und vermodert, bedeckte den Waldboden wie ein Teppich. Drei orangegelbe Flaggen steckten im Boden, kleine Wimpel an dünnen, steifen Drähten. Ansonsten wirkte die Erde unberührt. »Sie sind sicher, dass da Leichen liegen?«, fragte Hunt.
    Mike gab dem Hund ein Zeichen, und das Tier setzte sich. Sein Blick war aufmerksam, die Nüstern waren geweitet, aber sonst war es völlig still. »Dreißig Jahre, Detective, und dieser Hund ist der beste, den ich je hatte. Unter diesen Flaggen finden Sie menschliche Überreste.«
    Hunt nickte und schaute die Fähnchen an, so klein und bunt in der weiten Mulde. Sie standen weit auseinander, in Abständen von vielleicht fünfzehn Schritten. »Also noch drei. Verdammt.«
    Mike und Yoakum wechselten einen Blick. Hunt sah es. »Was ist?«
    »Ich hatte nur drei Fahnen«, sagte Mike.
    »Soll heißen?«
    Mike tätschelte seinen Hund. »Soll heißen, ich brauche noch mehr.«
    Hunt starrte den drahtigen, ledergesichtigen Hundeführer an. Seine Ohren waren herabhängende Knorpelknoten, und seine Nase war lang, krumm und rot. Seine Lippen waren unnatürlich schlaff und still, und Hunt wusste, dass er auf die Frage wartete. »Wollen Sie damit sagen, da liegen noch mehr Leichen?«
    Mike zog ein Taschentuch heraus und putzte sich die

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