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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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wie angewurzelt im Sonnenlicht und hielt sich mit einer Hand am heißen Blech des Autos fest. »Macht zu viel Krach. Wir lassen ihn hier.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Jack trat in den Schatten. »Leise jetzt«, sagte Johnny, und dann verschluckte sie der Wald.
    Ein Heer von Polizisten strömte auf Jarvis' Grundstück zusammen: Polizisten vom städtischen Police Department und vom Sheriff's Office. Jemand erwähnte die State Police, doch Hunt lehnte ab. In seinen siebzehn Dienstjahren hatte er nichts als Konflikte und Grabenkämpfe gesehen, wenn allzu viele Köche sich am Brei zu schaffen machten. Man blieb besser auf der lokalen Ebene und im kleinen Kreis. Aber sie hatten jetzt sieben Flaggen, und das waren zu viele für den örtlichen Rechtsmediziner. Dr. Moore kam mit traurigen Augen heran. Von seinem gewohnten Überschwang war nichts mehr zu sehen. Seine Latexhandschuhe waren fleckig von etwas Dunklem. Fast zwei Stunden lang hatte er sich durch die Erdschichten einer einzigen beflaggten Fundstelle gearbeitet. Er hatte Knochen und Zähne gefunden, und auch Reste von verrottetem Stoff. Hunt hielt alle außer Yoakum auf Abstand. Sie wimmelten am Rand der Mulde herum und sprachen gedämpft miteinander, während die Sonne höherstieg.
    »Doc?« Hunt sah ihn fragend an.
    Moore schüttelte den Kopf und wischte sich mit einem lehmverschmierten Taschentuch über das Gesicht. »Es ist ein Kind«, sagte er. »Weiblich, neun bis zwölf Jahre alt, würde ich schätzen.«
    Hunt sah Yoakum an. »Wie lange?«
    «Wie lange sie schon tot ist? Seit Jahren. Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen. Noch nicht.«
    »Todesursache?«
    Der Arzt schien kleiner zu werden. Seine Schultern sackten herab, und seine Mundwinkel krümmten sich nach unten. »Da ist ein Loch im Schädel.« Er zeigte auf den gewölbten Knochen hinter seinem rechten Ohr. »Ist noch zu früh, um mehr zu sagen.«
    »Eine Schusswunde?«, fragte Yoakum. »Oder eine Schlagverletzung?«
    »Beides. Keins von beiden. Es ist noch zu früh.«
    »Und die anderen Fundstellen?«
    Moore warf einen betrübten Blick zu den Fähnchen hinüber. »Ich brauche Hilfe. Ich hab bereits den Chef der Rechtsmedizin in Chapel Hill angerufen. Er schickt ein paar Leute.«
    »Was können wir sonst noch für Sie tun?«, fragte Hunt.
    Moore deutete mit dem Kopf zu den Scharen von Polizisten am Rand der Mulde hinüber. »Schaffen Sie die weg.«
    »Sind sie Ihnen im Weg?«
    »Hilfreich sind sie nicht.« Hunt nickte. Moore hatte recht. »Ich sorge dafür.«
    »Danke.« Moore hob die Hand und trottete zurück zu dem flachen Grab. »Soll ich das übernehmen?« Yoakum schaute zum Chief hinüber. Hunt gestattete sich ein schmales Lächeln. »Glauben Sie, ich werde nicht mit ihm fertig?«
    »Ich glaube, er sucht nur einen Vorwand, um Sie zu feuern und die State Cops zu holen. So könnte er die Sache sauber halten und den Druck von sich und dem Department nehmen.« Yoakum deutete auf den Wald von Fahnen. »Man kann es ihm nicht verdenken. Das hier ist groß, vielleicht zu groß, um es lokal zu behandeln. Sie sind sein leitender Detective. Wenn er Sie feuert, hat er einen legitimen Grund, seine Hände in Unschuld zu waschen und die State Police hinzuzuziehen. Das ist Politik, Clyde. Ein hässliches Geschäft. Sie sollten mich mit ihm reden lassen.«
    »Nein.« Hunt zeigte auf den Arzt. »Bleiben Sie hier. Sorgen Sie dafür, dass er alles kriegt, was er braucht.«
    »Sie müssen's wissen.«
    Hunt ließ Yoakum bei den Überresten des unbekannten Opfers stehen und ging hinüber zum Chief. Der Mann sah zerknittert aus und war rot im Gesicht. Hier im Wald, an einem Tatort, wirkte er deplatziert — noch mehr wie ein Politiker und nicht wie ein Cop. Als Hunt herankam, traten ein paar Uniformierte zur Seite und machten ihm eine Gasse frei. Der Chief sprach, ehe Hunt den Mund aufmachen konnte.
    »Was hat der Arzt gesagt?«
    Hunts Blick ging vom Chief zum Sheriff. Beide Männer sahen verkniffen aus, und vermutlich war sein eigener Gesichtsausdruck der gleiche. Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung vergiftete noch immer die Atmosphäre. »Er sagt, er möchte, dass diese Leute hier verschwinden.«
    »Ich rede von der Leiche. Was hat er darüber gesagt?«
    »Weiblich, neun bis zwölf Jahre alt. Todeszeitpunkt und -ursache noch unbestimmt.«
    »Ist es Alyssa Merrimon?« Hunt sah den Sheriff an und schüttelte den Kopf. »Die da liegt seit Jahren in der Erde.«
    Der Chief spähte über die Senke hinweg. Er machte schmale

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