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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»Ich hab ihn doch nur gebissen.«
    »Der menschliche Mund ist ein ekliger Ort.«
    »Du hast die Wie-hieß-sie-gleich geküsst.«
    »Das ist was anderes. Außerdem hast du bis auf den Knochen gebissen, und das ist ein paar Tage her. Er hat eine Leiche durch den Wald geschleppt. Und er hat Tiermedizin draufgegossen. Das war einfach nur dumm.«
    »Ich glaube nicht, dass er dumm ist.«
    »Nicht?«
    »Das ist nicht das richtige Wort.«
    Jack atmete geräuschvoll aus. »Wir müssen weg hier, und zwar sofort, bevor der Typ aufwacht und uns umbringt.« Es war, als habe Freemantle ihn gehört. Seine Augen klappten auf, weit, dunkel und wild. Eine Hand schoss vor und packte Jack am Hals. Er krächzte und zog Jack zu sich heran. »Gott hat's gesehen.« Johnny spürte die Kraft dieser Worte und packte Freemantles Arm, aber dessen Haut glühte fieberheiß, und seine Finger bohrten sich in die weichen Stellen an Jacks Kehle. »Gott hat's gesehen«, wiederholte er. Die Finger lockerten sich, und Jack krabbelte rückwärts davon.
    »Halt ihn weg von mir«, schrie er. »Heiliger Herrgott. Halt diesen verrückten Motherfucker weg von mir.«
    Johnny war erstarrt, konnte den Blick nicht von Freemantle losreißen, bis der Wahnsinn aus dessen Gesicht verschwand. »Was ist passiert?« Freemantle sah verwirrt aus, seine Augen blickten entsetzt und verängstigt, und seine Brust hob und senkte sich heftig. Er hob seine verwundete Hand und starrte sie an, als habe er sie noch nie gesehen. Dann ließ er sie in den Schoß sinken und rollte sich auf die Seite. Er ignorierte die Jungen und zog die Knie an die Brust. »Wo bin ich?«
    Als Johnny sich umdrehte, sah er Jack am anderen Ende der Scheune. Er presste sich mit dem Rücken an die Wand; die kleine Hand lag an seiner Kehle, und er bekreuzigte sich mit der gesunden. Seine Lippen hatten die Farbe verloren, und seine Augen glänzten.
    »Wir müssen hier weg. Wir müssen sofort weg.«
    »Alles okay, Jack?«
    Doch Jack war völlig fertig und blinzelte nur. Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, und beide Jungen starrten Freemantle an, aus dessen zusammengepressten Augen die Tränen quollen. Er zitterte auf dem kalten Stein. Seine Lippen bewegten sich sinnlos, aus seinem Mund kamen einzelne trockene Laute.
    Jack bekreuzigte sich noch einmal.
    Rote Fingermale leuchteten an seiner Kehle.

FÜNFUNDVIERZIG
    A ls Hunt in das Büro des Chiefs zurückkam, zitterte er so sehr vor Wut, dass er nicht wusste, ob er sich würde beherrschen können. Noch immer sah er die rasenden Reporter vor sich: Yoakum hatte nicht mit der Wimper gezuckt und war mit hoch erhobenem Kopf weitergegangen, als sie sich auf ihn stürzten. Hunt schlug die Tür hinter sich zu und hörte, wie sie krachend ins Schloss fiel, aber der Chief achtete nicht auf Hunts Zorn. Er saß zusammengesunken in seinem Sessel, langte hinter sich nach Hunts Dienstwaffe und legte sie auf den Schreibtisch. Dann schob er sie hinüber. »Das hätte besser laufen können«, sagte er.
    Hunt starrte die Pistole an. »Ich sollte Sie damit erschießen.«
    »Werden Sie nicht melodramatisch, Hunt. Wenn Sie in diesem Büro säßen, hätten Sie das Gleiche getan.« Hunt nahm die Waffe und schob sie in das Halfter. »Das war ein Hinterhalt, schlicht und einfach.« Der Chief wedelte mit der Hand. »Sie waren es doch, der vermutet hat, dass ein Polizist im Spiel sein könnte.«
    »Wobei im Spiel?«
    »Bei Jarvis. Bei Meechum.«
    Hunt zeigte mit dem Daumen hinter sich zur Tür. »Ist es das, was die annehmen? Worüber sie mit ihm sprechen wollen?«
    »Wir müssen uns schützen. Wir müssen die Ermittlungen und den Ruf dieses Departments schützen. Um das zu tun, mussten wir jemanden von außen hinzuziehen, eine unparteiische, unbeteiligte Instanz. Mir gefällt es auch nicht, aber so ist es. So macht man das.«
    »Wem wollen Sie das einreden? Mir oder sich selbst?«
    »Kommen Sie mir nicht so, Sie scheinheiliger Pinsel. Nichts von all dem wäre nötig gewesen, wenn Sie die Medien ferngehalten hätten. Wenn Sie dafür gesorgt hätten, dass Ihre Leute den Schnabel halten.«
    »Keiner von meinen Leuten hat gequatscht.«
    »Sie sind der leitende Detective, Hunt. Sie sind für jeden verantwortlich, der mit diesem Fall zu tun hat.«
    »Bullshit.«
    »Haben denn Sie nicht die ganze Zeit behauptet, Burton Jarvis habe einen Komplizen, der Polizist ist? Das hat der Junge gesehen, oder? Es stand in seinen Notizen. Ein Cop bei Burton Jarvis

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