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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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nicht früh genug.« Johnny rüttelte an Freemantles Schulter, aber der rührte sich nicht.
    »Und was willst du stattdessen machen?«
    »Ich weiß es nicht, Mann. Okay? Ich mache, was sich gerade ergibt. Ich brauche nur noch eine Chance. Ein bisschen Zeit, das ist alles. Verdammt, Jack, hilf mir einfach.«
    »Na schön. Was soll ich tun?«
    »Pass auf ihn auf. Ich hole den Truck.«
    »Das dauert zwanzig Minuten.«
    Aber Johnny war schon weg. Jack betrachtete Freemantles rissige Lippen und die Augen, die sich hinter papierdünnen Lidern bewegten. »Scheiße.« Er hob den Revolver auf, richtete ihn auf Freemantle und setzte sich auf den Boden.
    Levi brannte in einem schwarzen Feuer. Er wusste, dass es Feuer war, weil er schon einmal gebrannt hatte. Er hatte in Flammen gestanden, in einem brennenden Haus, und hatte seine Momma in den Armen gehalten. Ihre Haare hatten gelodert wie eine Fackel. Er wusste nicht, warum das Haus brannte oder warum er jetzt darin war. Das war doch anscheinend lange her.
    Aber er brannte.
    Es tat so weh, dass der Schmerz unter die Haut drang.
    Er hörte Stimmen, weit weg, und versuchte es ihnen zu sagen.
    ...Haus brennt ... Momma brennt ...
    Aber sie hörten ihn nicht. Und niemand kam zu Hilfe.
    Niemand kam.
    Die Haut so heiß.
    Er brannte ...
    Johnny rannte den ganzen Weg und kam atemlos bei dem Truck an. Er stieg ein und schlug die Tür zu. Der Zündschlüssel war glitschig zwischen seinen Fingern, aber der Motor sprang an. Blauer Qualm wehte durch die stille Luft. Gospelmusik im Radio. Johnny fuhr zur Scheune und ließ den Motor laufen. Jack stand in der Tür und sah elend aus.
    »Wie willst du ihn da reinkriegen?«
    Johnny gab keine Antwort. Er sprang aus dem Truck, lief in die Scheune und ging neben Freemantle in die Knie. Er rief ihn beim Namen, berührte seinen Arm und hob den Kopf. »Der glüht ja.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Nein. Es ist schlimmer geworden. Er verbrennt.«
    »... Momma verbrennt... das Haus verbrennt...«
    »Was zum Geier ...« Jack beugte sich hinunter. »Hast du das gehört?«
    Johnny zeigte hinüber zu dem niedergebrannten Haus. »Ich glaube, seine Mutter ist bei diesem Brand gestorben.« Johnny stieß ein letztes Mal gegen Freemantles Schulter und schüttelte sie heftig. Dann lehnte er sich auf den Knien zurück. »Wir kriegen ihn nicht allein in den Truck.«
    »Einmal ist er zu sich gekommen.«
    »Wir sollten ihm Wasser ins Gesicht schütten.«
    »Das funktioniert nur im Kino.«
    »Scheiße.«
    »Ich sage, wir lassen ihn hier und hauen ab.«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Wir warten.«
    »Genug ist genug, Johnny.«
    »Ich hab den Truck geklaut, ich bestimme, was wir machen.«
    Also warteten sie. Blauer Qualm hing in der Luft. Im Radio lief Gospelmusik.

SIEBENUNDVIERZIG
    H unt fuhr zwei Runden durch Yoakums Viertel, aber jedes Mal, wenn er durch die Straße kam, stand der SBI-Van noch in der Einfahrt. Er gab auf und rief Cross an, um sich über die Lage bei Jarvis' Haus informieren zu lassen. Cross meldete sich nach dem vierten Klingeln. »Ja, der Arzt ist hier. Kann nicht mehr lange dauernd, bis die nächste Leiche ausgegraben ist. Er meint, wir kriegen sie heute alle raus. Bis zum Nachmittag vielleicht. Auf jeden Fall vor Sonnenuntergang.«
    »Wie sieht's mit dem Fernsehen aus?«
    »Ungefähr so, wie man es erwarten konnte. Kommen Sie her?«
    »Gibt es was zu sehen ?«
    Cross schwieg kurz. Hunt hörte gedämpfte Stimmen im Hintergrund. »Noch nicht.«
    »Rufen Sie mich an, wenn es was gibt.« Hunt drückte die Trenntaste. Er stand an einer Kreuzung im ärmsten Teil der Stadt. Die Häuser waren alt, die Bretter der Verkleidungen rissig. Graue Unterhemden hingen an Wäscheleinen. Er sah rostige Öltanks. Die Bodendielen der Häuser lagen auf Granitfundamenten über der feuchten Erde. Unter dem nächsten Haus lagerte der Müll von Jahren, und Hunt sah eine glatt geschliffene Stelle dort am Boden, wo die Hunde unter das Haus krochen. Hundert Jahre lang hatten sich gescheiterte Pachtfarmer auf dieser Seite der Stadt niedergelassen, und das konnte man sehen. Hunt war eine Meile vom Friedhof der freigelassenen Sklaven entfernt, umgeben von Armut und Hoffnungslosigkeit, von den schleichenden Schatten vergangenen Unrechts.
    Die Ampel wurde grün.
    Hunt rührte sich nicht.
    Etwas bewegte sich in seinem Hinterkopf. Jemand hupte hinter ihm; er fuhr über die Kreuzung und hielt am Straßenrand an. Der Fahrer hinter ihm gab Gas und raste vorbei. Hunt sah Neon unter dem

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