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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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war alles in Bewegung. »Das reicht«, sagte Barfield, und er und Oliver handelten wie auf Kommando. Sie packten Yoakum, warfen ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Schreibtisch und rissen ihm den rechten Arm auf den Rücken. Hunt trat vor und griff nach Olivers Jackett. Es war sein Instinkt, schlicht und einfach.
    »Halten Sie sich raus, Hunt.« Das war ein Befehl.
    Hunt sah den Chief an und erstarrte. Sein Gesicht glühte vor Wut. Barfield verdrehte Yoakums Arm und hielt schon die Handschellen bereit. Oliver drückte mit seinem ganzen Gewicht auf Yoakums Schulterblätter. Barfield legte die eine Handschelle um Yoakums Handgelenk. Yoakum wehrte sich, und seine Oberlippe war blutverschmiert.
    »Chief.«
    »Halten Sie den Mund, Hunt.« Der Chief wandte sich an die SBI-Agenten. »Ist das wirklich nötig?«
    »Er hat einen Officer der State Police angegriffen.«
    Als sie Yoakum die Handschellen angelegt hatten, rissen sie ihn hoch. Hunt trat zwischen sie und die Tür. »Was immer dahintersteckt, es gibt eine Erklärung. Bringen Sie ihn nicht so hinaus. Da draußen sitzen seine Kollegen. Die Straße ist voll von Presse.«
    »Treten Sie zur Seite, Detective.« Barfield war rot im Gesicht. Oliver war ein Bild der Leidenschaftslosigkeit. »Wir tun nur unsere Arbeit. Ihr eigener Chief hat uns hergebeten.«
    Yoakum stand zwischen den beiden SBI-Agenten. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht. Ein Knopf war abgesprungen, und seine Wut war mit Händen zu greifen. »Nehmen Sie die verdammten Pfoten weg«, fauchte er.
    Hunt sah den Chief an. »Sie lassen es zu, dass er in Handschellen hier rausgeschleift wird?«
    »Sie haben Ken Holloway für weniger festgenommen.«
    »Das war was anderes.«
    »Ach ja ?« Der Chief würde ihnen nicht helfen.
    »Wir haben Platz für zwei«, sagte Oliver. Es war eine unausgesprochene Drohung. »Das ist Bullshit, Clyde«, sagte Yoakum. »Treten Sie zur Seite, Detective. Ich sag's nicht noch einmal.«
    »Chief. Verdammt.«
    »Sie haben ihren Job zu erledigen, genau wie wir.« Hunt blieb standhaft. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Treten Sie zur Seite, Hunt«, sagte der Chief. »Ich schwöre bei Gott, sonst lasse ich Sie auch festnehmen.«
    »Das tun Sie nicht.«
    »Gehen Sie zur Seite, verdammt.«
    Hunt sah seinen Freund an. Der schleuderte sein Haar aus dem Gesicht und spuckte roten Speichel auf den Boden des Chiefs. »Kein Problem, Clyde.« Hunt rührte sich nicht. »Los, machen Sie schon Platz.«
    »John —«
    »Ein schöner Tag für eine Spazierfahrt«, sagte Yoakum. Ohne es zu wollen, machte Hunt einen Schritt nach links. Die Tür öffnete sich, und sie führten seinen Partner in Handschellen hinaus.
    Durch das Großraumbüro.
    Und durch den Vordereingang auf die Straße.

VIERUNDVIERZIG
    D urch die Luke des Heubodens sah Johnny zu, wie die Sonne aufging. Seine Beine baumelten über einem Abgrund, der nach Schlamm und zerdrücktem Gras roch. Er hatte Durst, und alle Knochen taten ihm weh. Niemand sonst war wach, und das Feuer war längst ausgegangen. Als die Sonne erschien, war sie erst ein rosaroter Strich und dann eine gelbe Kante, die sich über die Bäume erhob. Johnny beugte sich weit hinaus und schaute nach unten.
    »Nicht springen.« Jack war hinter ihm heraufgekommen.
    Johnny drehte sich um. »Ha, ha.«
    Jack kam über den Heuboden und setzte sich neben seinen Freund. Heu hing in seinen Haaren. Seine Fersen trommelten auf Holz, dann lehnte er sich auch hinaus. »Ich hab dir das Leben gerettet. Du schuldest mir was.«
    »Das schulde ich dir.« Johnny boxte ihn auf die Schulter.
    »Arsch.« Jack schaute über das flach gedrückte Unkraut hinaus. Unter dem Laub war der Wald immer noch schwarz. Sumpfgeräusche wehte in einer Windbö heran. »Ich hab Hunger.«
    »Einen Mordshunger.«
    »Wir sollten nach Hause fahren.«
    Johnny warf einen Blick zu der Leiter an der Falltür, die hinunterführte. »Glaubst du immer noch, er redet mit Gott?«
    »Ich glaube, er stirbt.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Wirklich.« Johnny stand auf und klopfte sich an seiner Jeans den Staub von den Händen. »Ich sollte mit ihm reden.«
    Jack stand ebenfalls auf. »Es stinkt da unten.«
    Er hatte recht. Freemantle lag mit angezogenen Knien auf der Seite. Er roch nach Tod. Sein verletzter Arm war ausgestreckt, und als Johnny ihn berührte, fühlte sich die Haut an wie heißes, trockenes Papier. Johnnys Blick ging von der Wunde in Freemantles Seite zu der geschwollenen Hand. Die Haut am Finger war unter dem Druck geplatzt.

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