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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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zu Hause.«
    »Ein Wachmann. Kein Cop. Das haben wir gestern herausgefunden, als wir Meechum verhaften wollten.«
    »Haben Sie das wirklich?«
    »Habe ich was wirklich?«
    »Haben Sie herausgefunden, dass es ein Wachmann war, der bei Jarvis gesehen wurde?«
    »Selbstverständlich.« Der Chief lehnte sich zurück. »Wer ist auf die Idee gekommen, zur Mall zu fahren?«
    »Yoakum.«
    »Und wer ist auf die Idee gekommen, dass man einen Wachmann für einen Cop halten könnte?«
    »Yoakum. Wir beide.« Der Chief trommelte mit seinen schweren Fingern auf der verkratzten Schreibtischplatte. »Katherine Merrimon hat auf der Straße bei ihrem Haus einen Wagen gesehen. Sie nahm an, jemand beobachte das Haus. Sie nahm an, es könnte ein Polizeifahrzeug sein.«
    »Das muss Meechum gewesen sein. Er fährt einen großen Personenwagen.«
    »Aber keinen Polizeiwagen. Yoakum fährt einen Polizeiwagen.«
    »Es war ein Eindruck, den sie hatte. Weiter nichts.«
    Der Chief richtete sich auf. Er kniff die Augen zusammen, und die Augenwinkel legten sich in Falten. »Sie hätten Meechum ohne Yoakums Schlussfolgerungen niemals gefunden. Ist das nicht so? Yoakum hat Sie zur Mall geführt.«
    »Dafür verdient er einen Orden.«
    »Aber was ist, wenn es keine Schlussfolgerungen waren? Was, ist, wenn er es wusste?«
    »Wenn er was wusste?«
    »Wenn er die ganze Zeit mit Jarvis und Meechum unter einer Decke steckte? Wenn es nicht zwei, sondern drei Komplizen gab?.
    »Das ist absurd.«
    »Das sagen Sie andauernd.«
    »Wir müssen Johnny Merrimon finden. Er könnte das alles in einer Sekunde aufklären.«
    »Wenn er mit Ihnen spricht.«
    »Das wird er tun«, sagte Hunt. »Diesmal wird er es tun.«
    »Dann finden Sie den Jungen, und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn haben. Rufen Sie mich augenblicklich an, wenn er auftaucht. Sobald er aussagt, dass es nicht Yoakum war, den er bei Jarvis gesehen hat, rufe ich das SBI an. Bis dahin sitzt Yoakum in der Klemme.«
    Hunt schüttelte den Kopf. »Das ist trotzdem nicht in Ordnung.«
    »Denken Sie doch mal eine Sekunde lang nach. Burton Jarvis ist tot. Meechum wusste, dass wir ihm auf der Spur waren, weil Holloway ihn angerufen und es ihm gesagt hat. Er hat Angst gekriegt. Er hätte geplaudert, wenn wir ihn lebendig gefasst hätten. Wenn er uns einen schmutzigen Cop ausgeliefert hätte, dann hätte ihm das bei der Staatsanwaltschaft eine Menge Wohlwollen eingebracht. Yoakum würde das wissen. Also hätte er ein Interesse an Meechums Tod.« Der Chief stand auf. »Ich frage Sie jetzt noch einmal: War es ein klarer Rettungsschuss?«
    »Ich kenne Yoakum.«
    »Was habe ich Ihnen über persönliche Motive gesagt?«
    »Ich kenne John Yoakum.«
    »Kennen Sie ihn? Kennen Sie ihn wirklich?« Der Chief wartete. »Was macht er an den Wochenenden? Wo verbringt er seinen Urlaub?«
    »Das weiß ich nicht«, musste Hunt zugeben. »Er spricht nie darüber.«
    »Er war nie verheiratet. Warum nicht?«
    »Wieso ist das von Bedeutung?«
    • Das wissen Sie«, sagte der Chief. »Verdammt, wir wissen es doch alle. Er hat es oft genug gesagt.« Hunt wusste, was er meinte. Yoakum sagte es immer, wenn ein Verbrechen besonders bösartig, ein Verrat besonders grausam war.
    Die Dunkelheit ist eine Krebsgeschwulst am menschlichen Herzen.
    »Er ist eben ein Zyniker. Das sind die meisten Cops.« Der Chief zuckte die Achseln. »Vielleicht redete er aber auch von sich selbst.«
    Das Geraune im Großraumbüro erstarb sofort, als Hunt aus dem Büro des Chiefs stürmte. Die Tür flog gegen die Wand, ein Bild geriet ins Schaukeln und hing dann schief. Er spürte die Blicke, die Spekulationen. Schwer wie Eisen lasteten sie auf ihm, aber niemand sagte oder fragte etwas. Also übernahm er es selbst. Er blieb mitten im Raum stehen und hob beide Arme. »Was soeben passiert ist, ist reiner Bullshit. Wenn irgendjemand Sie fragt — die Presse, die Familie oder sonst wer —, dann sagen Sie das.« Er drehte sich um sich selbst und wiederholte es laut. »Bullshit.«
    Das Wort hing in der Luft. Niemand außer Cross sah ihm in die Augen, und selbst der schüttelte den Kopf. Hunt schluckte seinen Zorn hinunter. Yoakum hatte nie Freunde im Department gesucht, hatte sich nie darum bemüht. Er war ein Einzelgänger, ein Profi durch und durch. Na und? Was war daran auszusetzen? Er machte seinen Job. Er lebte sein Leben.
    Hunt nahm den Hinterausgang.
    Schon dampfte die Feuchtigkeit aus dem Asphalt und von den breiten, herabhängenden Blättern eines einsamen

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