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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Tiefe im Schlamm lagen, doch das war nicht mehr wichtig. Er angelte nicht mehr, aber er kam immer noch her.
    Es war immer noch sein Platz.
    Er setzte sich in den Staub und schnürte seine Schuhe auf. Seine Finger zitterten, und er wusste nicht, warum. Er zog die Schuhe aus, dann strich er mit der Feder über seine Wange und wickelte sie in sein Hemd. Die Sonne brannte glühend auf seine Haut, während er die Blutergüsse betrachtete. Der größte war so groß und so rund wie das Knie eines kräftigen Mannes. Er bedeckte die Rippen auf der linken Seite, und Johnny erinnerte sich, wie Ken ihn mit diesem Knie am Boden gehalten und wie er sein Gewicht verlagert hatte, als Johnny sich herauswinden wollte.
    Er rollte die Schultern und versuchte das alles zu vergessen, das Knie auf seiner Brust, den Zeigefinger vor seinem Gesicht.
    Verdammt, du wirst tun, was ich dir sage, verdammt...
    Eine flache Hand schlägt ihm ins Gesicht, links, rechts, und seine Mutter besinnungslos hinten im Zimmer.
    Du kleines Stück Scheiße...
    Noch ein Schlag, noch härter.
    Wo ist dein Daddy jetzt?
    Der Bluterguss war an den Rändern gelblich geworden und grün in der Mitte, und es tat weh, wenn Johnny mit dem Finger daraufdrückte. Die Haut wurde für einen Moment weiß — noch ein perfektes Oval —, dann strömte die Farbe zurück. Johnny rieb sich das Salz aus den Augen und stolperte einmal, als er auf den Fluss zuging. Er trat vom Ufer hinunter, und der Schlamm quoll zwischen seinen Zehen herauf. Dann tauchte er ein, und über ihm schloss sich das warme Wasser. Es umhüllte ihn ganz, sperrte die Welt aus und zog ihn unermüdlich hinunter.
    Johnny verbrachte zwei Stunden am Fluss, zu beunruhigt wegen Detective Hunt, um weiterzusuchen, und zu zwiespältig im Gedanken an die Schule, als dass es sich gelohnt hätte hinzufahren. Er schwamm quer über den Fluss und wieder zurück, machte flache Kopfsprünge von glatten Felsen, die in der Sonne glühten. Treibholz lag in silbrigen Stapeln am Ufer, und der Wind leckte über das Wasser. Am späten Vormittag streckte er sich körperlich erschöpft auf einem flachen Felsen aus, zwölf Meter flussabwärts hinter der Brücke, unsichtbar hinter einer Weide, deren lange Zweige im Wasser trieben. Autos ließen die Brücke summen. Ein kleiner Stein landete klappernd auf dem Fels neben seinem Kopf. Johnny richtete sich auf, und ein zweiter Kiesel traf ihn an der Schulter. Er sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Der dritte Stein prallte von seinem Bein ab, groß genug, um wehzutun. »Schmeiß noch einen, und du bist tot.«
    Stille.
    »Ich weiß, dass du das bist, Jack.«
    Er hörte ein Lachen, und Jack kam zwischen den Bäumen hervor. Er trug abgeschnittene Jeans und dreckige Turnschuhe. Sein gelblich-weißes Hemd war mit einer schwarzen Elvis-Silhouette bedruckt. Er trug einen Rucksack und hatte noch ein paar Steine in der Hand. Der eine Mundwinkel war scharf aufwärts gekrümmt, und sein Haar war mit Gel zurückgekämmt, Johnny hatte vergessen, dass heute Freitag war.
    »Das war dafür, dass du ohne mich blaugemacht hast.« Jack kam heran, ein schmächtiger Junge mit blonden Haaren, braunen Augen und einem total verkorksten Arm. Der rechte war okay, aber den anderen konnte man schwer übersehen — klein und kümmerlich, und es sah aus, als habe man den Arm eines Sechsjährigen an einen doppelt so alten Jungen genagelt.
    »Bist du sauer?», fragte Johnny.
    »Ja.«
    »Du hast einen Schlag frei, dann sind wir quitt.«
    Jack behielt sein hartes Lächeln. » Drei Schläge«, sagte er.
    »Drei mit deinem Mädchenarm.«
    »Zwei mit dem Hammer.« Jack ballte seine gute Faust, sein Lächeln wurde schmaler. »Und nicht zucken.« Er kam einen Schritt näher. Johnny krümmte den Arm und presste ihn fest an die Seite. Jack baute sich breitbeinig auf und holte mit der Faust aus. »Das wird wehtun.«
    »Mach schon, du Weichei.«
    Jack boxte Johnny zweimal auf den Arm. Er schlug hart zu, und als er zurücktrat, sah er zufrieden aus. »Das hast du verdient.«
    Johnny drehte den Arm hin und her und warf einen Kiesel nach Jack, aber der duckte sich. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Dafür muss man kein Atomphysiker sein.«
    »Und wieso hast du dann so lange gebraucht?« Jack setzte sich neben Johnny auf den Felsen. Er ließ den Rucksack herunterrutschen und streifte auch das Hemd ab. Seine Haut war rot verbrannt und schälte sich auf den Schultern ab. Ein silbernes Kreuz hing an einer Stahlkette an

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