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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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geht's dir besser. Das wissen wir beide. Und ich kann nicht den ganzen Tag hier draußen rumsitzen.«
    »Nein.«
    »Von mir aus.« Jack schob die Karte wieder zwischen die Speichen. Er sah die Feder, die am Fahrrad hing. Sie baumelte an einer Schnur, die um die Sattelsäule geschlungen war. Er nahm sie in die Hand. »Hey, was ist das denn?«
    Johnny starrte seinen Freund an. »Nichts.«
    Jack zog die Feder zwischen den Fingern durch. Die Ränder glänzten im Licht. Er hielt sie in die Sonne. »Cool«, sagte er. »Finger weg, sage ich.« Jack sah, dass sein Freund die Schultern straffte, und ließ die Feder fallen. Sie schwang einmal an der Schnur hin und her. »Du meine Güte. Ich frag ja bloß.«
    Johnny lockerte die Fäuste. Jack war Jack. Er meinte es nicht böse. »Ich hab gehört, dein Bruder hat sich für die Clemson University entschieden.«
    »Das hast du gehört?«
    »Kam überall in den Nachrichten.«
    Jack hob einen Stein auf und ließ ihn von seiner guten in die verkrüppelte Hand rollen. »Die Scouts von den Profis waren schon bei ihm. Er hat letzte Woche den Rekord gebrochen.«
    »Welchen Rekord?«
    »Home Runs.«
    »Den Schulrekord?«
    Jack schüttelte den Kopf. »Den Staatsrekord.«
    »Euer Alter ist wahrscheinlich stolz«, sagte Johnny.
    »Sein Sohn wird berühmt.« Jacks Lächeln wirkte echt, aber Johnny sah, dass er den verkrüppelten Arm fester an die Rippen drückte. »Natürlich ist er stolz.«
    Sie tranken wieder. Die Sonne kroch höher in den Himmel, doch das Tageslicht schien trüber zu werden. Die Luft wurde kühl, als sei der Fluss kalt geworden. Johnny trank seine dritte Dose Bier halb leer und stellte sie dann hin.
    Jack betrank sich.
    Von seinem Bruder sprachen sie nicht mehr.
    Es war Mittag, als sie hörten, wie auf der Straße ein Wagen herunterschaltete. Er hielt an der Brücke an und bog dann in den alten Holzweg ein, der zur Uferböschung über ihnen führte. »Scheiße.« Jack versteckte die Bierdosen. Johnny zog sein Hemd an, um die Blutergüsse zu verbergen, und Jack tat, als sei das ganz normal. Es war ein alter Streit zwischen ihnen: ob man es jemandem sagen sollte oder nicht.
    Ein hoher Kühlergrill schob sich durch das Unkraut zwischen den Furchen auf dem Weg, und Johnny sah, dass es ein glänzend gewachster Pick-up war. Chrom blitzte in der Sonne, die Frontscheibe war verspiegelt. Der Wagen hielt an, der Motor heulte einmal auf und erstarb dann. Drei der vier Türen öffneten sich. Jack richtete sich auf.
    Bluejeans. Stiefel. Muskulöse Arme. Das alles sah Johnny, als die älteren Jungen vorn um den Truck herumkamen. Er kannte sie vom Sehen. Sie waren auf der Highschool. Siebzehn, achtzehn Jahre alt. Erwachsene Männer — oder doch beinahe. Einer hatte eine Flasche Bourbon in der Hand. Alle drei rauchten Zigaretten. Sie standen oben auf der Erdkante der Böschung, schauten auf Johnny hinunter, und einer von ihnen, ein großer Blonder mit einem himbeerfarbenen Muttermal am Hals, stieß den Fahrer an. »Sieh mal da«, sagte er. »Zwei Schwuchteln von der Junior High.«
    Das Gesicht des Fahrers zeigte keine Regung. Der mit dem Bourbon nahm einen Schluck aus der Flasche. Jack sagte: »Verpiss dich, Wayne.«
    Das Muttermal hörte auf zu lachen.
    »Ganz recht«, sagte Jack. »Ich weiß, wer du bist.«
    Der Fahrer schlug dem Muttermal mit dem Handrücken an die Brust. Er war groß, hatte eine gute Figur und sah auf eine postkartenhafte Weise gut aus. Er musterte Wayne kühl und deutete dann auf Jack. »Das ist Gerald Cross' Bruder. Also zeig ein bisschen Respekt.«
    Wayne verzog das Gesicht. »Der kleine Scheißer? Das glaub ich nicht.« Er tat einen Schritt nach vorn, beugte sich über die Böschung und rief: »Dein Bruder hätte sich für Carolina einschreiben sollen. Sag ihm, Clemson ist was für Warmduscher.«
    »Gehst du da hin?«, fragte Johnny.
    Der Fahrer lachte und der Junge mit dem Bourbon auch. Waynes Miene verfinsterte sich, aber der Fahrer trat vor und schaltete sich ein. »Dich kenne ich auch«, sagte er zu Johnny und zog dann an seiner Zigarette. »Tut mir leid, das mit deiner Schwester.«
    »Moment mal.« Wayne deutete mit dem Finger auf Johnny.
    »Das ist der da ?«
    »Ja, das ist er.«
    In seinen Worten lag keine erkennbare Regung, und Johnny wurde blass. »Ich kenne dich nicht«, sagte er. Jack berührte seinen Arm. »Hunt ist sein Vater. Der Cop. Er heißt Allen. Im Abschlussjahr auf der Highschool.«
    Johnny sah die Ähnlichkeit. Die Haare waren anders, aber

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