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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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unter den Augen entlang, bevor die Tränen überflossen. »Sie haben zweihundertsechs Stiche gebraucht, um die Wunden zu schließen. Er wird sein Leben lang Narben haben.«
    Hunt schaute an ihr vorbei. »Ist er wach?«
    »Jetzt nicht mehr. Er war es kurz.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Er hat nach Alyssa gefragt. Er wollte wissen, ob wir sie gefunden haben.« Hunt schaute weg, aber sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ist es derselbe Mann?« Sie wollte wissen, ob Burton Jarvis ihre Tochter entführt hatte. »Es ist noch zu früh, um das zu sagen.«
    »Ist er es?« Sie drückte seinen Arm, und Hunt sah, dass sie voller Angst und Hoffnung war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wir kümmern uns darum. Wir prüfen alles nach. Sobald ich etwas weiß, werden Sie es erfahren. Das verspreche ich Ihnen.«
    Sie nickte. »Ich sollte wieder hineingehen ... falls er aufwacht.«
    Sie wollte gehen, doch Hunt hielt sie fest. Er überlegte sich genau, was er sagen wollte. »Katherine.«
    »Ja?«
    »Das Jugendamt wird mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Das Jugendamt? Ich verstehe nicht ...«
    »Johnny war die ganze Nacht unterwegs. Mit Ihrem Auto. Er wäre beinahe umgebracht worden, von einem bekannten Pädophilen.« Hunt zögerte. »Ich glaube nicht, dass sie Johnny bei Ihnen lassen.«
    »Das verstehe ich nicht.« Hastig fuhr sie fort. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Als er herkam, trug er Federn. Er hatte Klapperschlangenrasseln und einen Schädel an einer Schnur um den Hals. Ich kenne keinen Richter, der ihn bei Ihnen bleiben lassen würde. Haben Sie die Presse draußen gesehen? Das sind die landesweiten Medien. CNN. FOX. Sie nennen ihn Little Chief, den Wilden Indianer. Das ist jetzt eine große Story, und damit ist es politisch. Das Jugendamt wird etwas unternehmen, weil ihm gar nichts anderes übrig bleibt.«
    Ihr Trotz schmolz dahin. »Was kann ich tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bitte.« Ihre Finger spannten sich um seinen Arm. »Bitte.«
    Hunt sah sich im Flur um. In seinen siebzehn Dienstjahren hatte er niemals die Grenze überschritten, aber da war sie, so klar und deutlich, wie er nur je eine Grenze gesehen hatte. Im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte trat er über sie hinweg. Warum? Weil manche Dinge wichtiger waren.
    »Sie werden eine umfassende Beurteilung vornehmen«, sagte er. »Das fängt mit einer unangemeldeten Inspektion Ihres Hauses an.«
    »Ich weiß nicht —«
    »Sie müssen sofort nach Hause fahren. Sie müssen aufräumen.« Sie hob die Hand und griff nach einer schlaffen Haarsträhne. »Sie müssen die Drogen beiseiteschaffen.«
    »Ich weiß nicht —«
    »Bitte lügen Sie mich nicht an, Katherine. In diesem Moment bin ich Ihr Freund, kein Cop. Freunde helfen einander.« Sie hielt seinem Blick stand, so lange sie konnte. Dann schaute sie zu Boden. »Katherine, sehen Sie mich an.« Sie hob den Kopf. Ihr Gesicht war nackt im harten Licht. »Vertrauen Sie mir.«
    Sie blinzelte taufeuchte Tränen weg. »Dann muss ich los.«
    Hunt spähte durch die Glastür und sah die vielen Menschen. Die Reporter. Die Kameras. Er nahm Katherines Hand. »Hier entlang.« Er führte sie durch eine Reihe von Korridoren, in einen Aufzug und dann hinaus durch eine Flügeltür mit der Aufschrift NUR FÜR LIEFERANTEN. »Der Wagen steht da hinten.«
    »Was ist mit meinem Auto?«
    »Beschlagnahmt. Beweismaterial.«
    Als sie fünf Schritte weit durch die heiße Sonne gegangen waren, zog sie ihre Hand zurück. »Es geht schon.« Aber als sie zum Wagen kamen, sah Hunt, dass es offensichtlich nicht ging. Ihre Wangen waren brennend rot, und ihre Finger krümmten sich, bis die Knöchel weiß wurden. Sie lehnte sich an die Wagentür und senkte den Kopf.
    An ihrem Haus hielt Hunt so dicht vor der Tür, wie es ging. »Haben Sie Geld für ein Taxi? Um zum Krankenhaus zurückzufahren?« Sie nickte. »Und meine Nummer?«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah ihm in die Augen. Ein bisschen Stolz funkelte in ihrem Blick. »Ich habe mehrere von Ihren Karten.« Sie öffnete die Wagentür, und die Hitze flutete herein. Er sah, wie sie die Beine hinausschwenkte, sah ihre Hand oben auf der Tür. Sie lehnte sich zurück und sagte knapp: »Ich liebe meinen Sohn, Detective.«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin eine gute Mutter.«
    Sie versuchte es sich selbst einzureden, aber die leeren Abgründe in ihren Augen ließen diesen Satz zur Lüge werden. Johnny war im Krankenhaus, und sie stand noch immer unter Drogen. »Ich weiß, dass Sie das

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