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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Fackeln auf jenen dänischen Schiffen, die es ebenfalls bis in die Mündung der Uisc geschafft hatten und nun flussaufwärts ruderten, nach Norden in Richtung Exanceaster, wohin, wie ich ahnte, Guthrum geritten war. Die Überlebenden des Unwetters würden sein Heer verstärken. Dort wähnte ich, falls er denn noch lebte, auch Odda den Jüngeren.
    Mit Mildrith und meinem Sohn. Ich berührte Thors Hammer und flehte den Himmel an, dass sie noch lebten.
    Und dann, als die letzten dunklen Schiffe flussaufwärts zogen, legte ich mich schlafen.
    Am Morgen zogen wir die Heahengel in den Hafen und ließen sie bei Ebbe trocken fallen. Wir waren achtundvierzig Mann, erschöpft, aber lebendig. Gerippte Wolken, grau und rosafarben schimmernd, wurden von dem ersterbenden Sturm über den Himmel getrieben.
    Wir liefen durch einen Wald voller Glockenblumen nach Oxton. Hoffte ich dort Mildrith zu finden? Vielleicht, aber sie war natürlich nicht dort. Ich traf nur Oswald, den Verwalter, und mehrere Knechte, doch keiner von ihnen konnte mir Auskunft geben.
    Leofric bestand darauf, einen Tag lang zu rasten, damit die Kleider getrocknet und die Waffen geschärft werden konnten. Mir aber war nicht nach Rast, und so rief ich zwei Männer, Cenwulf und Ida, mit denen ich mich nach Norden Richtung Exanceaster auf den Weg machte. Die Siedhingen am Fluss waren verlassen, ihre Bewohner hatten, als sie von der Ankunft der Dänen erfuhren, in den Hügeln Zuflucht gesucht. Darum folgten wir den höher gelegenen Pfaden, wo uns, wie erhofft, einige der Flüchtigen begegneten. Ich fragte sie, was geschehen sei, aber sie wussten auch nur zu berichten, dass Drachenboote auf dem Fluss waren. Eine vom Sturm geschlagene Flotte lag unter den Mauern der Stadt am Ufer. Es waren mehr Schiffe, als ich erwartet hatte. Offenbar hatte ein Teil von Guthrums Flotte den Sturm vorüberziehen lassen und sich erst dann aus dem Poole herausgewagt. Es kamen noch immer vereinzelte Schiffe den schmaler werdenden Fluss heraufgerudert. Wir zählten fast neunzig. Also hatte fast die Hälfte von Guthrums Flotte das Unwetter überstanden. Ich suchte nach der Windviper, war aber zu weit entfernt, um sie unter all den Schiffen erkennen zu können.
    Guthrum der Unglückliche. Ein treffender Beiname, obwohl er sich später einen günstigeren verdienen sollte. Doch jetzt hatte er tatsächlich kein Glück. Zweifellos hatte er, als er aus Werham ausgebrochen war, gehofft, sein Heer in Exanceaster verstärken und nach Norden vorrücken zu können. Die Meeres- und Windgötter aber hatten ihn geschlagen und mit einer geschwächten Streitmacht zurückgelassen. Doch auch sie war immer noch stark und einstweilen sicher hinter den römischen Mauern der Stadt verschanzt.
    Ich wollte den Fluss überqueren, doch da waren zu viele Dänen bei den Schiffen. Also gingen wir weiter nach Norden und gelangten an eine Stelle, an der wir unter uns auf dem Weg, auf dem bei Exanceaster eine Brücke über die Uisc fuhrt und auf dem man durch das Moor nach Cornwalum kommt, eine Gruppe bewaffneter Männer entdeckten.
    Ich hielt sie zunächst für Dänen, bemerkte dann aber, dass sie nach Osten blickten und selbst die Dänen beobachteten. Es konnte sich also nur um Engländer handeln. Die Schilde auf den Rücken gehängt, zum Zeichen, dass wir friedlich gesinnt waren, stiegen wir von dem bewaldeten Hügel ab.
    Es waren achtzehn Männer, angeführt von einem Thegn namens Withgil, der die Wachtruppe von Exanceaster befehligt und bei Guthrums Angriff auf die Stadt einen Großteil seiner Männer verloren hatte. Er berichtete nur widerwillig, gab aber schließlich zu, dass er mit dem Überfall nicht gerechnet und nur einige wenige Wachen vor dem Osttor aufgestellt hatte, als Guthrums Reiter gekommen waren. Diese hatten, weil sie von den Wachen für Landsleute gehalten wurden, die Stadt leicht einnehmen können. Withgil behauptete zwar, vor der Festung im Inneren der Stadt erbitterte Gegenwehr geleistet zu haben, doch die Verlegenheit seiner Männer deutete darauf hin, dass Withgil, statt zu kämpfen, geflohen war.
    «War Odda da?», wollte ich wissen.
    «Aldermann Odda?», fragte Withgil nach. «Natürlich nicht.»
    «Wo war er?»
    Withgil runzelte die Stirn und sah mich an, als sei ich vom Himmel gefallen. «Im Norden, wo sonst?» «Im Norden von Defnascir?»
    «Er ist mit seinem Fyrd vor einer Woche losgezogen.» «Gegen Ubba?»
    «So hat es der König befohlen», antwortete Withgil.
    Scheinbar hatte Ubba seine

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