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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jeder. Sieh dir unsere Götter an. Die Asen und Vanen haben sich wie die Katzen gestritten, ehe sie Freundschaft schlossen.» Die Asen und Vanen waren zwei Götterfamilien, die sich, obwohl einst bitter verfeindet, den Asgard teilten. «Götter kämpfen», fuhr Ragnar ernst fort. «Manche siegen, manche verlieren. Der Christengott verliert. Warum wären wir sonst hier? Warum würden wir gewinnen? Die Götter belohnen uns für den Respekt, den wir ihnen entgegenbringen. Der Christengott hilft seinem Volk nicht, oder? Es weint für ihn Ströme von Tränen, es betet ihn an und weiht ihm sein Silber. Doch dann kommen wir und schlachten es ab. Dieser Gott ist armselig. Wenn er wirklich Macht hätte, wären wir nicht hier, oder?»
    Seine Logik erschien mir unwiderleglich. Was für einen Sinn hatte es, einen Gott anzubeten, der einem nicht half? Es war schließlich nicht zu bestreiten, dass die Anhänger Odins und Thors die Oberhand gewannen, und ich berührte immer wieder den Hammer Thors, der an einer Kette um meinen Hals hing, als wir zur Windviper zurückkehrten. Wir ließen Gegnesburh, seine weinenden Bewohner und ausgeplünderten Lagerhäuser hinter uns und ruderten weiter flussaufwärts, die Schiffe schwer beladen mit Getreide, Brot, Pökelfleisch und geräuchertem Fisch. Sehr viel später erfuhr ich, dass A Elswith, König Alfreds Gemahlin, aus Gegnesburh stammte und dass es ihr Vater gewesen war, der als Aldermann der Stadt vor uns geflohen war. A Elswith war in Gegnesburh aufgewachsen und lebte nicht mehr dort, doch beklagte sie später immer wieder den Raubzug der Dänen und erklärte wiederholt, dass sich Gott an diesen Heiden, die ihre Heimatstadt geplündert hatten, rächen werde. Ich hütete mich, sie wissen zu lassen, dass ich selbst zu den Plünderern gehört hatte.
    Wir beendeten unsere Reise in einer Stadt namens Snotengaham, was so viel bedeutet wie Heimat des Volkes von Snot. Es war eine sehr viel größere Stadt als Gegnesburh, dennoch hatten ihre Verteidiger vor uns das Weite gesucht. Die Einwohner empfingen die Dänen mit Bergen von Lebensmitteln und Silber. Wahrscheinlich hatte ein Reiter die Nachricht vom Fall der Stadt Gegnesburh nach Snotengaham getragen. Den Dänen waren solche Boten immer recht, denn sie verbreiteten Angst und Schrecken, und so fiel diese große, mit einem hohen Wall bewehrte Stadt kampflos.
    Teile der Schiffsmannschaften wurden als Wachposten auf den Wall beordert, während andere ihre Beutezüge auf die Umgebung ausdehnten. Sie hatten es vor allem auf Pferde abgesehen, und als die Kriegstruppen beritten waren, drangen sie plündernd und brandschatzend tiefer ins Land vor. «Hier bleiben wir», sagte Ragnar. «Den ganzen Sommer?»
    «Bis ans Ende aller Tage, Uhtred. Dies ist jetzt dänisches Land.» Gegen Ende des Winters sandten Ivar und Ubba drei Schiffe zurück nach Dänemark, um neue Siedler nach Mercien zu holen. Wenig später trafen die ersten Familien ein. Sie durften sich niederlassen, wo sie wollten, ausgenommen in den Häusern jener einheimischen Anführer, die sich der Herrschaft Ivars und Ubbas gebeugt hatten. Dazu zählte auch ein Bischof, ein junger Mann namens A Ethelbrid, der seiner Gemeinde predigte, die Dänen seien von Gott gesandt. Warum Gott dies getan habe, sagte er nicht, vielleicht wusste er es auch nicht, doch seine Predigten bewirkten, dass seine Frau und Kinder lebten, dass sein Haus sicher war und seiner Kirche ein silberner Messkelch erhalten blieb. Allerdings bestand Ivar darauf, die Zwillingssöhne des Bischofs als Geiseln zu nehmen für den Fall, dass der Christengott seine Meinung über die Dänen ändern sollte.
    Wie die anderen dänischen Anführer ritt auch Ragnar immer wieder über Land, um für Nachschub an Lebensmitteln zu sorgen. Er hatte mich gerne dabei, weil ich für ihn übersetzen konnte, und so hörten wir mehr und mehr von einem großen Heer der Mercier, das sich im südlich gelegenen Ledecestre sammelte, der, wie Ragnar wusste, größten Festung Merciens. Sie war von den Römern errichtet worden, die sich auf solche Bauten damals schon besser verstanden hatten als heutige Baumeister. Dort also zog Burghred, der König Merciens, seine Streitkräfte zusammen, und das war auch der Grund dafür, warum Ragnar Lebensmittelvorräte anlegte. «Sie werden uns belagern», sagte er. «Doch am Ende gewinnen wir. Dann wird Ledecestre und ganz Mercien uns gehören.» Er sprach ruhig und gelassen, als wäre eine Niederlage

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