Das letzte Koenigreich
«Und es ist nicht nur A Elfric, der sich ihnen unterwirft. Riesig von Dunholm hält Gelage für sie, Egbert sitzt auf ihrem Thron. Ihr Verrat schreit zum Himmel. Das muss ein Ende haben, Uhtred. Ich bin nach Wessex gegangen, weil der König ein gläubiger Mann ist und weiß, dass wir die Heiden nur mit Gottes Hilfe bezwingen können. Ich will ein Wort für dich einlegen, vielleicht löst er dich aus.» Dieser letzte Satz überraschte mich, was mir offenbar anzusehen war, denn Beocca zog die Brauen zusammen und fragte: «Hast du nicht verstanden?»
«Ihr wollt, dass der König mich auslöst?»
«Natürlich! Du bist von hohem Stand und musst gerettet werden. Alfred kann in solchen Dingen sehr großzügig sein.»
«Es würde mich freuen», sagte ich, weil er das, wie ich wusste, von mir hören wollte.
«Du solltest Alfred kennen lernen», sagte der Priester überschwänglich. «Er würde dir gefallen.»
Ich jedoch wollte Alfred nicht kennen lernen, nicht, nachdem ich ihn wegen einer Nacht mit einer Magd hatte heulen hören. Beocca aber bestand darauf, und so ging ich zu Ragnar, um ihn um Erlaubnis zu bitten. Ragnar schmunzelte und fragte mit einem Blick auf Beocca: «Warum will dieser scheele Krüppel, dass du dich mit Alfred triffst?»
«Er will mich auslösen und glaubt, dass Alfred das Geld für mich aufbringt.»
«Für dich müsste er schon einiges springen lassen.» Ragnar lachte. «Nur zu. Es kann nie schaden, den Feind aus der Nähe zu sehen.»
Beocca und ich machten uns auf den Weg zu Alfred, der in einiger Entfernung mit seinem Bruder zusammensaß. «Alfred ist der wichtigste Berater seines Bruders», erklärte Beocca. «König A Ethelred ist ein guter Mann, doch leider allzu nervös. Er hat zwar selbst zwei Söhne, aber beide sind sehr jung ...» Er verstummte.
«Wenn er stirbt, wird also der Erstgeborene König?», fragte ich.
«Nein, nein.» Beocca wirkte erschreckt von dem Gedanken. « A Ethelwold ist noch viel zu jung. Er ist nicht älter als du.»
«Aber doch der Erstgeborene», beharrte ich.
Beocca beugte sich zu mir, senkte die Stimme und sagte leidenschaftlich: «Als Alfred noch ein kleiner Junge war, nahm ihn sein Vater mit auf die Reise nach Rom. Um den Papst zu treffen! Und der Papst setzte ihn als zukünftigen
König ein.» Er starrte mich an, als erwartete er, dass ich begriff, worauf er hinauswollte.
«Aber er ist nicht der rechtmäßige Erbe», entgegnete ich verwirrt.
«Der Papst hat ihn dazu bestimmt!», zischte Beocca. Viel später begegnete ich einem Priester aus dem ehemaligen Gefolge des alten Königs, er ließ mich wissen, dass der Papst Alfred nie den Thron in Aussicht gestellt, sondern ihm nur irgendeine bedeutungslose römische Ehrenauszeichnung verliehen hatte. Alfred jedoch behauptete bis zu seinem Tod, vom Papst für die Nachfolge vorgesehen worden zu sein, womit er seine Übernahme des Thrones rechtfertigte, auf den laut Gesetz A Ethelreds ältester Sohn Anspruch hatte.
«Aber wenn A Ethelwold erwachsen ist...»
«Dann wird er natürlich König», fiel mir Beocca ins Wort. «Wenn aber sein Vater vorher stirbt, besteigt Alfred den Thron.»
«In diesem Fall wird Alfred A Ethelwold und seinen Bruder töten müssen», sagte ich.
Beocca erschrak. «Warum sagst du das?»
«Er muss sie töten», sagte ich, «genau wie mein Onkel mich töten wollte.»
«Er wollte dich wirklich töten. Und wahrscheinlich will er das immer noch!» Beocca bekreuzigte sich. «Aber Alfred ist nicht A Elfric. Nein, nein. Alfred wird seine Neffen schonen, denn er lebt nach den christlichen Geboten. Auch das ist ein Grund dafür, dass er König werden sollte. Er ist ein guter Christ, Uhtred, was ich mir auch von dir erhoffe. Es ist Gottes Wille, dass Alfred König wird. Der Papst hat es bestätigt. Und wir müssen dem Willen Gottes gehorchen. Nur mit Gehorsam gegenüber Gott können wir hoffen, die Dänen zu vertreiben.»
«Mit Gehorsam?» Ich dachte, da könnten eher Schwerter helfen.
«Mit Gehorsam und Glauben», beteuerte Beocca. «Gott verhilft uns zum Sieg, wenn wir ihm aus lauterem Herzen dienen, wenn wir uns nach ihm richten und seinen Namen ehren. Und das tut Alfred. Mit ihm als unserem Anführer werden uns die himmlischen Heerscharen zu Hilfe kommen. A Ethelwold wäre dazu nicht imstande. Er ist ein faules, anmaßendes und lästiges Kind.» Beocca ergriff meine Hand und zog mich durch das Gefolge der Herren aus Mercien und Wessex. «Denk daran, Uhtred, er ist ein Prinz. Knie also
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