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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Stunden in Mittwoch, den 22. Dezember, hineingeschleppt hatte. Noch zwei Tage bis zum Heiligen Abend. Er hatte sich das Schlafen fast abgewöhnt.
    Der Arzt hatte ein trockenes, irritierendes Lachen ausgestoßen. Vilde Veierland Ziegler würde keine Aussage machen können. Noch lange nicht. Wachen vor ihre Tür zu stellen, das komme überhaupt nicht in Frage. Wenn der Arzt das richtig verstanden hatte, dann lag gegen Vilde kein Haftbefehl vor. Die Tatsache, daß sie unter Drogeneinfluß am Steuer erwischt worden war, rechtfertige weder eine solche Ressourcenverschwendung seitens der Polizei noch die beträchtliche Belastung, die es für die Patientin und das ganze Krankenhaus bedeuten würde, ständig Uniformierte durch die Gänge laufen zu sehen. Billy T.s Bitte, Vilde sehen zu dürfen, war rundweg abgeschlagen worden mit der Begründung, die Patientin brauche Ruhe. Billy T. hatte mit den Schultern gezuckt und den bewachten Ausgang der geschlossenen Abteilung angesteuert – aber kehrtgemacht, sowie der Arzt nicht mehr zu sehen war. Eine Krankenschwester hatte schroff nach seinem Begehr gefragt, ihn aber in Ruhe gelassen, nachdem er seinen Dienstausweis gezeigt und etwas von Dr.   Frisaks Zustimmung gemurmelt hatte.
    Billy T. wollte die Wachen nicht aufstellen, damit sie auf Vilde aufpaßten. Sie sollten jedes Anzeichen von Besserung melden. Er brauchte eine Vernehmung. Und zwar sofort.
    Vilde Veierland Ziegler war Bredes Tochter. Davon war Billy T. überzeugt. Der Arzt hatte sich geweigert, Fragen nach Vildes Krankengeschichte zu beantworten, zum Beispiel die, ob sie irgendwann einmal eine Organspende gebraucht habe. Zu solchen Auskünften sei er nicht befugt, hatte Dr.   Frisak dramatisch erklärt. Billy T. schwor sich im stillen, daß er in seiner Freizeit Jura studieren würde, wenn dieser Fall erst geklärt wäre. Alle anderen hatten das ja offenbar getan. Er saß auf einem Stuhl am Krankenbett der Frau und hätte am liebsten ihren Körper auf Narben hin untersucht. Er streckte die Hand nach der dünnen Decke aus, ließ sie dann aber sinken.
    Alle Stücke fügten sich zusammen. Die meisten zumindest.
    Die Italienspur führte ins Leere. Die Wirtschaftskripo hatte mitteilen können, daß eine vorläufige Überprüfung von Brede Zieglers Engagement in Italien keinerlei Grundlage für weitere Ermittlungen von norwegischer Seite liefere. Natürlich waren ihnen bei ihren Untersuchungen zeitlich und juristisch klare Grenzen gesetzt gewesen, aber dennoch: Offenbar hatte alles seine Richtigkeit.
    Keine Anmerkungen.
    So stand es unter dem vier Seiten langen Bericht, den morgens die Hauspost gebracht hatte.
    Also mußte es Vilde sein.
    Brede hatte in einer seltsamen Ehe gelebt. Als sie die kleine Wohnung im Silovei entdeckt hatten, war ihnen rasch klargeworden, daß Vilde so gut wie nie in der Niels Juels gate auftauchte. Das Ehepaar hatte überhaupt nur wenig Kontakt gehabt, obwohl die Hochzeit erst ein gutes halbes Jahr zurücklag. Außerdem hatte Brede sich sterilisieren lassen. Vilde war noch keine fünfundzwanzig und wohl kaum imstande, eine so grundlegende Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen. Vermutlich war sie über den Eingriff nicht einmal informiert worden. Brede hatte in aller Heimlichkeit dafür gesorgt, daß er niemals der Vater seines eigenen Enkelkindes werden konnte.
    Aber warum?
    »Warum«, flüsterte Billy T. und versuchte ein wenig Feuchtigkeit in seine trockenen Augen zu pressen. »Warum die eigene Tochter heiraten?«
    Brede Ziegler war ein notorischer Junggeselle gewesen. Er hatte an jedem Finger eine Frau gehabt. Kinder hatte er sich nicht gewünscht. Offenbar hatte er auch keine Frau haben wollen. Und dann hatte er urplötzlich seine eigene Tochter geheiratet.
    »Verdammt«, murmelte Billy T. und gähnte. Das half ein wenig gegen das Gefühl, Sandpapier in den Augen zu haben.
    Claudio hatte das Geheimnis erraten. Billy T.wußte nicht, wie, und er hatte noch nicht gewagt, den Mann danach zu fragen. Gagliostro hatte es mit Erpressung versucht. So mußte das alles zusammenhängen. Das Geld war nicht von Claudio an Brede gezahlt worden, wie der Italiener behauptete. Sondern es hatte die andere Richtung genommen. Brede hatte Claudio für dessen Schweigen bezahlt. Das erklärte die Sache mit den Seriennummern. Billy T. würde den Typen ins Verhör nehmen, bis er zusammenbrach. Aber vorher mußte er mit Vilde sprechen.
    Die Frage war, ob sie es die ganze Zeit gewußt hatte. Ob sie gewußt hatte,

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