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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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daß es sich bei ihrem Ehemann um ihren eigenen Vater handelte. Vermutlich nicht. Da mußte etwas geschehen sein. Irgend etwas war herausgekommen. Brede Ziegler war entlarvt worden.
    Wie?
    Hatte Vilde ihren Mann umgebracht? Während eines nächtlichen Spaziergangs, bei dem die ganze Sache geklärt werden sollte? Das Masahiromesser war leicht, der Stich war plötzlich erfolgt. Sie konnte es getan haben. Ihr Alibi konnte falsch sein. Ihre Freundin konnte lügen. Alle konnten lügen. Vilde konnte jemand anderen zu der Tat überredet haben. Sindre Sand konnte es gewesen sein. Jeder und jede konnte es gewesen sein. Annmari war ein Arsch. Hanne war eine Verräterin. Jenny weinte, und alles war rot; er mußte sich beeilen, damit er den Zug zu den Bahamas nicht verpaßte. Er war nackt. Er versuchte, den Zug zu erreichen, in dem er Jenny weinen hörte, aber seine Beine wollten sich nicht bewegen, und alles war rot, und hinter einem Fenster sah er Hanne und Annmari, die über ihn lachten. Suzanne stand vor dem Zug. Sie hatte Jenny eingefangen und ließ das Kind auf die Gleise fallen, dann sprang sie hinterher.
    »Das ist nun wirklich eine ernste Angelegenheit, Hauptkommissar.«
    Billy T. fuhr hoch und rieb sich das Gesicht.
    »Umpfff«, er räusperte sich. »Tut mir leid.«
    »Ich habe doch klar zum Ausdruck gebracht, daß die Patientin nicht gestört werden darf«, sagte Dr.   Frisak. »Offenbar nicht klar genug. Ich sehe mich gezwungen, das weiterzuleiten. Wären Sie jetzt wohl so freundlich, das Krankenhausgelände zu verlassen? Dies ist eine geschlossene Abteilung, und Sie halten sich unerlaubt bei uns auf.«
    Billy T. erhob sich mit steifen Bewegungen, ließ den Arzt ohne ein Wort stehen und verschwand. Er konnte auch gleich zurück zur Wache fahren.

59
    In der Regel brachte Annmari Skar ihren Zorn durch eine übertriebene, vorgetäuschte Beherrschung zum Ausdruck. Dann sprach sie womöglich noch langsamer als vor Gericht; die Worte schienen in riesigen, leicht lesbaren Buchstaben aus ihrem Mund zu kommen. Jetzt sprach sie zwar langsam, doch mit ihrer Beherrschung sah es nicht so gut aus.
    »Du warst ohne Erlaubnis in Vildes Wohnung in Sinsen? Hast du denn restlos … den … Verstand … verloren?«
    Sie durchbohrte Billy T. mit Blicken und holte tief Luft. Dann ließ sie sich in ihrem Sessel zurücksinken und starrte den Polizeidirektor an. Als der schwieg, beugte sie sich wieder vor und hob den blauen Zettel an. Sie hielt ihn mit spitzen Fingern wie einen übelriechenden Putzlappen.
    »Ich weigere mich, das zu unterschreiben. Mit solchem Pfusch will ich nichts zu tun haben.«
    Dann knallte sie den Zettel vor den Polizeidirektor auf den Tisch.
    »Und als ob das nicht längst reichte«, fuhr sie fort, »schneit mir heute morgen auch noch eine ausführliche und überaus förmliche Klage von einem gewissen Dr.   Friese oder Friedrich ins Haus …«
    »Frisak«, sagte Billy T.
    »Ist mir doch schnurz, wie der heißt. Es geht darum, daß du dich mitten in der Nacht ins Zimmer einer Patientin geschlichen hast, obwohl das Krankenhaus dir das untersagt hatte – und das Ganze ohne auch nur den Schatten einer Genehmigung unsererseits. Was sagst du dazu?«
    Sie ließ sich zurücksinken und verschränkte die Arme. Ihr Blick ruhte auf dem fertig ausgefüllten blauen Zettel; es war ein Antrag auf Genehmigung einer Hausdurchsuchung. Fehlte nur noch die Unterschrift der zuständigen Juristin. Annmari atmete schwer, dann zerriß sie noch einmal das drückende Schweigen im Büro der Polizeidirektors.
    »Und erst jetzt«, sagte sie – ihre Stimme zitterte, und Hanne hätte schwören können, daß ihr die Tränen in den Augen standen –, »erst heute erzählst du mir, daß Brede Ziegler möglicherweise ein Kind hat. Mal sehen …« Sie zählte mit großer Geste an ihren Fingern ab. »Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch. Fünf Tage und eine absolut grauenhafte Gerichtsverhandlung sind vergangen, seit du Informationen erhalten hast, die für diesen Fall gelinde gesagt wichtig sind, und erst jetzt läßt du dich dazu herab, mich einzuweihen. Uns alle hier.«
    »Ich habe mit Karl gesprochen«, sagte Billy T. mürrisch.
    »Mit Karl! Karl! Ha! Ich bin hier die zuständige Juristin. Und c’est moi  …« Sie schlug mit der Faust gegen die Brust. »… die den Kopf hinhalten muß für deine … deine …«
    »Also echt!« Billy T. hob die Stimme und zwinkerte ein paarmal energisch mit rotgeränderten Augen. »Ich bin bestimmt

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