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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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interessanter fand er, dass es genau genommen zwei Unfälle gewesen waren. Der zweite hatte für die Jugendkammer keine Bedeutung gehabt, weil dabei außer Karen niemand zu Schaden gekommen und auch der Sachschaden nur eine persönliche Angelegenheit gewesen war.
    Im Gutachten des Verkehrssachverständigen hieß es, der Ford Taunus müsse mindestens einhundertzwanzig Stundenkilometer schnell gewesen sein, als er das Rad erfasste. Vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit waren siebzig. Hundertzwanzig! Auf einer kurvigen, hügligen, unübersichtlichen Landstraße! Gefahren von einem achtzehnjährigen Mädchen ohne Führerschein! Dass sie bei diesem Tempo nicht unmittelbar nach dem Zusammenstoß die Kontrolle über das Auto verloren hatte, war erstaunlich. Eine reife Leistung! Und vier Kilometer weiter auf einem schnurgeraden Straßenabschnitt scharf nach rechts in den Kartoffelacker gebrettert. Keine Bremsspur, kein Hindernis auf der Straße, nicht mal ein Randstein, an den sie hätte anstoßen können. Das war keine Fahrt und keine Fahrerflucht, es war nur eine Flucht gewesen, fand Arno Klinkhammer.
    Und außer Marko Stichler war niemand hinter ihr. Ein aufgebrachter Augenzeuge, den der Landwirt niederschlagen musste, weil er sie auf der Stelle ersäufen wollte. Daher also kam dieser Satz. Und unterwegs war sie im Auto des Bruders, vor dem sie panische Angst gehabt hatte. Der Grund dafür schien auf der Hand, beziehungsweise im Kartoffelacker zu liegen. Das sah Klinkhammer genauso, wie es damals alle gesehen hatten. Vorher hatte sie ihren Bruder ja auch angebettelt, er möge sie fahren. Die Bettelei interpretierte Klinkhammer so, dass sie sich um männlichen Beistand für ihr Rendezvous mit dem Vater ihrer Tochter bemüht hatte. Sie müsse irgendwas befürchtet haben, meinte er, zu einer zärtlichen Stunde hätte sie kaum ihren Bruder mitnehmen wollen.
    Er las noch aufmerksam, wie ihr Bruder in der Verhandlung argumentiert hatte, und fand, Norberts Proteste hätten einiges für sich gehabt. Es war doch ein sehr merkwürdiger Zufall, dass ausgerechnet der Erzfeind ihres Bruders Zeuge des Unfalls geworden war – und auch nicht beim Opfer angehalten hatte.
    Nachteile waren Marko Stichler daraus nicht entstanden, jeder hatte Verständnis gezeigt, dass er im Schock ebenfalls Gas gegeben hatte, weil er den Ford Taunus stoppen wollte, damit nicht noch mehr passierte. Aber wenn es nur darum gegangen wäre, warum hatte der besorgte Ehemann dann am vergangenen Vormittag seine Rolle verschwiegen? Sie hatte darüber auch kein Wort verloren.
    Als Nächstes rief Klinkhammer in München an, um zu erfahren, wie die Dinge dort standen. Er wurde von Weigler an Wiesbaden verwiesen, was ihn natürlich verblüffte. Dass man schon nach so kurzer Zeit das BKA eingeschaltet hatte, wo Weigler doch überzeugt war von Stefan Leitners Schuld, eine übliche Vorgehensweise war das nicht. Er verlangte energisch Aufklärung. Den Bericht aus dem Stern kannte er nicht. Er hatte auch vor fünf Jahren keinen Fragebogen mit Begleitschreiben zu Gesicht bekommen. Wenn die Erftkreispolizei bei dieser Aktion überhaupt bedacht worden war, musste die Sendung in Hürth gelandet sein.
    Weigler schilderte die Sache aus seiner Sicht, erzählte von Julia Roberts und ihrem hochverdächtigen Freund, der sich leider erhängt hatte. Und dann sei ihm dieser Spinner vom BKA auf die Pelle gerückt, habe etwas von einem Serienmörder gefaselt, der seine Opfer im Zweijahresrhythmus jeweils am 14. September nach Italien lockte. Damals seien es angeblich schon fünf gewesen. Nun waren es acht oder neun, eine fehlte dem Geisterjäger nämlich in seiner Sammlung. Aber Barbara Lohmann war nicht die Nummer zehn, darauf wollte Weigler seinen Hals verwetten.
    Er erging sich in einer düsteren Prophezeiung. «Scheib wird mit Pauken und Trompeten untergehen, wenn er auf die Alte setzt. Für ihn ist die ein gefundenes Fressen, aber sie lügt, und irgendwann fliegt das auf. Wenn Sie einen guten Rat annehmen wollen, lassen Sie ihn sein Ding durchziehen und halten sich raus.»
    Klinkhammer nahm an, dass ihm gar nichts anderes übrig bliebe. Wenn das BKA Unterstützung in einem großen Fall brauchte, würden sie sich die in Köln holen. Ein Serienmörder! Das war ein Hammer! Dass ein BKA-Ermittler sich in eine fixe Idee verrannte, konnte Klinkhammer sich nicht vorstellen – bestimmt nicht mit dem Datum des «Verkehrsunfalls» vor Augen. Was Weigler sich geleistet hatte, ihn

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