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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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alte Kneifzange den Weg eines seit achtzehn Jahren aktiven Serienmörders kreuzen ließ, sollte man da nicht seine Zweifel begraben können? Sollte man wirklich Skrupel haben, weil ein achtfacher Mörder hinter Gitter musste für einem Mord, den ein liebeskranker Knabe begangen hatte?
    Was spielte es denn für eine Rolle, ob die Alte log? Sie würde nicht umkippen, das zählte. Wer ihre Behauptungen anzweifelte, stachelte nur ihre Wut an. Auf Stefan Leitner konnte man sich wahrscheinlich auch verlassen, zumindest auf seinen Vater. Und solange Barbara Lohmann verschwunden blieb, solange nicht unwiderlegbare Beweise für Leitners Schuld auftauchten, so lange hatte er zwei Zeugenaussagen, die Marko Stichler als den Letzten nannten, der mit einer vermissten Frau gesehen worden war. Eine eindeutige Sache, zumindest in diesem einen Fall. Jeder Richter musste das ebenso sehen. Aber er wollte ihn nicht für eine, sondern für alle. Und er sah da auch eine Möglichkeit.
    Als Wagenbach gegen drei Uhr hereinkam, telefonierte Scheib gerade mit Fährlich und notierte die Angaben zu Marko Stichlers Kreditkarte. Sie sprachen auch kurz über Oliver Lohmann. Fährlich wollte ihn bei nächster Gelegenheit festnehmen und den Peugeot abschleppen lassen, um Leitner senior wie vorgeschlagen in Sicherheit zu wiegen. Aber Weigler war dagegen und Fährlich unsicher.
    «Lassen Sie Lohmann in Ruhe», sagte Scheib. «Über kurz oder lang gibt er von selbst auf.» Dann beendete er das Gespräch, schaute zu Wagenbach hoch und erklärte: «Er ist es.»
    «Dachte ich mir, dass du es so siehst», sagte Wagenbach. Er sah es auch so und fragte, wie es in München gewesen war.
    Scheib berichtete kurz von der Zeugin, deren Rachsucht in purem Gold nicht aufzuwiegen war, und ausführlich von seinem Telefonat mit Klinkhammer, dem Gestammel der Ehefrau und den Auskünften, die Marko Stichler geboten hatte. Als er Julia Roberts und das Hotel in Weilheim erwähnte, musste Wagenbach schlucken.
    «Es spricht alles dafür», sagte er und verwies auf Rabea Sanfart. «Sie dürfte die Schwester gewesen sein, in deren Rolle die Bergholt schlüpfen musste. Eine Knutscherei im Dunkeln, etwas Petting, zu mehr ist er damals kaum gekommen. Wir brauchen den Vater.»
    Wagenbach nickte. «Schon veranlasst. Das Mädchen ist der Auslöser. Er prügelt auf die Leichen ein, bestraft die Tote.»
    Da es nur drei Leichen gab, und nur bei Anja Heckel und Sabine Bergholt die Spuren von Misshandlungen festgestellt worden waren, war das ein Zugeständnis, das Scheib aus Wagenbachs Mund nicht mehr erwartet hatte.
    «Ich fahre hin», sagte er. «Verderben kann ich nichts mehr nach Klinkhammers Einsatz. Wenn er Erinnerungen gehortet hatte, sind die inzwischen an einem sicheren Platz deponiert. Eine Observierung bringt uns erst etwas, wenn ich ihn …»
    «Langsam», unterbrach Wagenbach. «Ich verstehe, dass es dich in den Fingern juckt. Aber wir sollten zuerst prüfen lassen, ob außer Roberts noch eine der Frauen Kontakt zur Agentur Stichler hatte. Bei Schneider halte ich das für wahrscheinlich. Konzentrieren wir uns auf diese beiden.»
    «Und was haben wir gewonnen, wenn uns in zwei Fällen dieser Nachweis gelingt?», fragte er. «Dann sind wir auch nicht weiter als jetzt. Ein Kontakt beweist keinen Mord. Und ich konzentriere mich auf alle, Lukas, auch auf Habel, Bergholt, Lenz, Karpeling, Brandow und Heckel, es wird keine unter den Teppich gekehrt.»
    «Uns wird nichts anderes übrig bleiben», belehrte Wagenbach ihn. «Jeder Staatsanwalt wird dir das bestätigen. Wir können froh sein, wenn es gelingt, ihn mit zwei weiteren vermissten Frauen in Verbindung zu bringen. Nur mit den Geburts- oder Sterbedaten seiner Schwestern überzeugst du keinen Richter.»
    Scheib wollte sich von einem plötzlich Bekehrten nicht über das weitere Vorgehen belehren lassen. Er sah keine Gefahr darin, sich persönlich mit Stichler zu beschäftigen, solange der nicht wusste, wer er war.
    Wagenbach appellierte an seine Vernunft, mahnte eindringlich: «Du kannst ihn nicht verhören, Thomas, du hast nicht die nötige Distanz. Du trägst diesen Kerl seit beinahe acht Jahren mit dir herum, unterstellst ihm deine Gedanken. Jetzt ist der Punkt erreicht, wo andere sich mit ihm beschäftigen und feststellen sollten, was er wirklich denkt.»
    «Ich will ihn gar nicht verhören», erklärte er. «Im Gegenteil, ich will ihn davon überzeugen, dass er im Fall Lohmann nicht mehr unter Verdacht steht. Vielleicht

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