Das Letzte Plädoyer: Roman
dritten Reihe sein Paddel, der – sechs Gebote später – die Briefmarke für 1800 Pfund erstanden hatte.
Danny freute sich, dass die Penny Black für sehr viel mehr Geld den Besitzer gewechselt hatte, als sie geschätzt worden war. Aber je mehr Briefmarken unter den Hammer kamen, desto unterschiedlicher fielen die erzielten Preise aus. Danny konnte nicht erkennen, warum einige davon den Schätzwert weit übertrafen, wohingegen andere deutlich unter dem Schätzwert blieben und der Auktionator leise verkünden musste: »Kein Verkauf.« Danny wollte gar nicht darüber nachdenken, was es für ihn bedeuten würde, wenn es bei Posten 37 ebenfalls hieß »Kein Verkauf«.
Gelegentlich warf Danny dem Mann mit der Zigarre einen Blick zu, aber er machte keine Anstalten, für einen der Anfangsposten zu bieten. Wahrscheinlich galt sein Interesse dem Coubertin-Umschlag, warum sonst hätte Mr. Blundell auf ihn zeigen sollen?
Als der Auktionator zu Posten 35 kam, eine Sammlung Commonwealth-Marken, die in weniger als 30 Sekunden für 1000 Pfund versteigert waren, wurde Danny zunehmend nervös. Bei Posten 36 nahm der Geräuschpegel abrupt zu, was Danny erneut in seinen Katalog blicken ließ: eine rote Vier-Penny-Marke, Kap der Guten Hoffnung, 1861, nur sechs bekannte Exemplare auf der Welt, Schätzwert 40 000–60 000 Pfund.
Mr. Blundell eröffnete bei 30 000 Pfund, und nachdem die Händler und einige kleinere Sammler ausgestiegen waren, blieben nur noch zwei Bieter übrig – der Mann mit der Zigarre und ein anonymer Bieter am Telefon. Danny beobachtete den Mann mit der Zigarre genauestens. Er schien beim Bieten kein Zeichen zu geben, aber als Mr. Blundell schließlich ein Kopfschütteln von der Frau am Telefon bekam, wandte er sich an ihn und sagte: »Verkauft an Mr. Hunsacker für 75 000 Pfund.« Der Mann lächelte und nahm die Zigarre aus dem Mund.
Danny war in diese Aktion so vertieft gewesen, dass es ihn überraschte, als Mr. Blundell verkündete: »Posten Nummer 37, ein einzigartiger Umschlag mit der Erstausgabe einer Marke, die die französische Regierung anlässlich der Eröffnungszeremonie der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit herausgab. Der Umschlag ist an den Baron Pierre de Coubertin adressiert. Höre ich 1000 Pfund?« Danny war enttäuscht, dass Mr. Blundell mit einer so niedrigen Summe anfing, bis er sah, dass gleich mehrere Paddel in die Luft schossen.
»1500?« Fast so viele.
»2000?« Nicht mehr ganz so viele.
»2500?« Mr. Hunsacker behielt seine unangezündete Zigarre im Mund.
»3000?«
Danny streckte den Hals und sah sich im Raum um, konnte jedoch nicht erkennen, wo der Bieter saß.
»3500?« Die Zigarre blieb im Mund.
»4000. 4500. 5000. 5500. 6000.« Hunsacker nahm die Zigarre aus dem Mund und runzelte die Stirn.
»Verkauft, an den Herrn in der ersten Reihe, für 6000 Pfund«, sagte der Auktionator und ließ den Hammer niedersausen. »Nun zu Posten 38, eine seltene …«
Danny versuchte zu sehen, wer in der ersten Reihe saß, aber es ließ sich nicht erkennen, wer von ihnen seinen Umschlag gekauft hatte. Er wollte der Person danken, dass sie den dreifachen Schätzwert bezahlt hatte. Da spürte er, wie ihm jemand auf die Schulter klopfte, und als er sich umdrehte, stand der Mann mit der Zigarre vor ihm.
»Ich heiße Gene Hunsacker«, sagte er mit einer Stimme, die fast so laut war wie die des Auktionators. »Wenn Sie mit mir einen Kaffee trinken, Sir Nicholas, könnten wir vielleicht über einen Punkt sprechen, der für uns beide von Interesse ist. Ich bin Texaner«, erklärte er und schüttelte Danny die Hand. »Was Sie nicht überraschen dürfte. Ich hatte die Ehre, Ihren Opa zu kennen«, fügte er hinzu, als sie den Raum verließen und gemeinsam die Treppe hinunterstiegen. Danny sagte kein Wort. Niemals Geiseln anbieten, hatte er gelernt, seit er die Rolle von Nick spielte. Als sie ins Erdgeschoss kamen, führte Hunsacker ihn in das Restaurant und schritt auf einen weiteren Platz, der offenbar nur für ihn da zu sein schien.
»Zweimal Kaffee, schwarz«, rief er einem vorbeikommenden Kellner zu, ohne Danny eine Wahl zu lassen. »Also, Sir Nicholas, ich bin verwirrt.«
»Verwirrt?« Zum ersten Mal ergriff Danny das Wort.
»Ich verstehe nicht, warum Sie den Coubertin versteigern lassen und Ihrem Onkel auch noch erlauben, mich zu überbieten. Außer Sie und er arbeiten Hand in Hand und hofften, Sie könnten mich in die Höhe treiben.«
»Mein Onkel und ich sprechen nicht
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