Das Letzte Plädoyer: Roman
Geheimnis innerhalb der Familie«, sagte Hugo. »Er hat meinem Bruder Angus und mir mehrmals von seiner langjährigen Beziehung zu dieser Bank erzählt, die – neben anderen Dingen – auch seine einzigartige Briefmarkensammlung für ihn aufbewahrt.«
»Haben Sie einen Nachweis für Ihren Anspruch?«
»Nein«, räumte Hugo ein. »Mein Vater fand es unklug, derlei Dinge schriftlich festzuhalten – angesichts der Steuergesetze unseres Landes –, aber er versicherte mir, dass Sie sich der Situation bewusst wären.«
»Ich verstehe«, sagte Coubertin. »Hat er Ihnen vielleicht eine Kontonummer genannt?«
»Nein.« Allmählich wurde Hugo ungeduldig. »Aber der Anwalt der Familie hat mir hinsichtlich meiner rechtlichen Position versichert, dass ich nach dem Tod meines Bruders der einzige Erbe bin. Sie haben keine andere Wahl, als mir zu geben, was rechtmäßig mir gehört.«
»Das mag ja sein«, bestätigte Coubertin, »aber ich muss Sie dennoch fragen, ob Sie im Besitz irgendwelcher Dokumente sind, die Ihren Anspruch belegen.«
»In der Tat.« Hugo stellte seinen Aktenkoffer auf den Tisch. Er öffnete ihn, zog den Umschlag heraus, den er am Vortag bei Sotheby’s ersteigert hatte, und schob ihn über den Tisch. »Dies hier hat mir mein Vater hinterlassen.«
De Coubertin nahm sich Zeit, um den Umschlag zu inspizieren, der an seinen Großvater adressiert war.
»Faszinierend«, sagte er. »Aber es beweist nicht, dass Ihr Vater ein Konto bei dieser Bank hatte. Vielleicht sollte ich an diesem Punkt unseres Gesprächs eruieren, ob das überhaupt der Fall war. Würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen?« Der alte Mann erhob sich langsam von seinem Platz, verneigte sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
»Er weiß ganz genau, dass dein Vater Geschäfte mit dieser Bank getätigt hat, aber aus irgendeinem Grund spielt er auf Zeit«, sagte Margaret.
»Guten Morgen, Sir Nicholas.« Fraser Munro erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Hatten Sie eine angenehme Reise?«
»Es wäre angenehmer gewesen, wenn mir nicht schmerzlich bewusst wäre, dass mein Onkel in diesem Augenblick versucht, mich um mein Erbe zu betrügen.«
»Seien Sie versichert, dass meiner Erfahrung nach Schweizer Bankiers nicht zu übereilten Entscheidungen neigen«, sagte Munro. »Nein, wir werden noch rechtzeitig in Genf eintreffen. Aber im Moment gibt es dringlichere Angelegenheiten, um die wir uns kümmern müssen.«
»Die Neuigkeit, die Sie am Telefon nicht besprechen wollten?«
»Ganz genau«, bestätigte Munro. »Ich fürchte, ich bringe keine gute Kunde. Ihr Onkel behauptet nun, dass Ihr Großvater ein zweites Testament machte, nur wenige Wochen vor seinem Tod, in dem er Sie enterbte und sein gesamtes Vermögen Ihrem Vater vermachte.«
»Haben Sie eine Kopie dieses Testaments?«, wollte Danny wissen.
»Ja, habe ich«, erwiderte Munro. »Da ich mit der Fotokopie nicht zufrieden war, bin ich nach Edinburgh gereist und habe die Kanzlei von Desmond Galbraith aufgesucht, damit ich mir das Original ansehen konnte.«
»Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«, fragte Danny.
»Als Erstes habe ich die Unterschrift Ihres Großvaters mit der auf dem ursprünglichen Testament verglichen.«
»Und?« Danny versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen.
»Ich war nicht überzeugt, aber wenn es eine Fälschung ist, dann ist es eine verdammt gute«, erwiderte Munro. »Während meiner kurzen Begutachtung konnte ich weder am Papier noch am Siegel einen Fehler finden. Beides schien von derselben Qualität wie das ursprüngliche Testament, das er zu Ihren Gunsten ausstellte.«
»Kommt es noch schlimmer?«
»Ich fürchte, ja«, sagte Munro. »Mr. Galbraith erwähnte auch einen Brief, den Ihr Großvater angeblich kurz vor seinem Tod an Ihren Vater schickte.«
»Durften Sie diesen Brief sehen?«
»Ja. Er war mit der Maschine geschrieben, was mich überraschte, weil Ihr Großvater seine Briefe immer von Hand schrieb; Maschinen jedweder Art misstraute er. Er nannte die Schreibmaschine einmal eine vermaledeite Erfindung, die den Tod der schönen Kunst des Schreibens einläutete.«
»Was stand in dem Brief?«, wollte Danny wissen.
»Dass Ihr Großvater beschlossen habe, Sie zu enterben, und dass er aus diesem Grund ein neues Testament aufgesetzt habe, in dem er alles Ihrem Vater hinterließ. Besonders clever.«
»Clever?«
»Ja. Wäre das Vermögen zwischen beiden Söhnen aufgeteilt worden, hätte das verdächtig gewirkt, weil zu viele
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