Das Letzte Plädoyer: Roman
kommentierte er das nie.
Gerald Payne hatte sich hin und wieder noch erkundigt, wessen Stimme das auf der zweiten Kassette war, aber in letzter Zeit hatte er das Thema nicht wieder zur Sprache gebracht. Craig wusste, wessen Stimme es war.
Als Craig wieder zu Hause war, stellte er den Wein auf den Küchentisch und den Champagner in den Kühlschrank. Dann ging er nach oben, duschte und zog sich etwas Bequemeres an. Er war gerade in die Küche zurückgekehrt und wollte eine Flasche öffnen, als es klingelte.
Craig konnte sich nicht erinnern, wann er Gerald das letzte Mal derart lebhaft gesehen hatte, und nahm an, es müsse an den Neuigkeiten liegen, wegen derer er am Nachmittag angerufen hatte.
»Wie gefällt dir die Arbeit in deinem Wahlkreis?«, erkundigte sich Craig, während er Paynes Mantel an die Garderobe hängte und Payne ins Wohnzimmer führte.
»Großartig, aber ich kann die Wahlen kaum erwarten, damit ich endlich meinen Sitz im Unterhaus einnehmen kann.« Craig goss ihm ein Glas Champagner ein und fragte ihn, ob er in letzter Zeit etwas von Larry gehört hatte. »Letzte Woche habe ich abends mal bei ihm vorbeigeschaut, aber er wollte mich nicht ins Haus lassen, was mir merkwürdig vorkam.«
»Als ich ihn das letzte Mal zu Hause besucht habe, sah es einfach entsetzlich bei ihm aus«, erzählte Craig. »Vielleicht lag es nur daran. Oder er hat einen neuen Freund, den er dir nicht zeigen wollte.«
»Er muss wieder Arbeit haben«, sagte Payne. »Letzte Woche hat er mir einen Scheck über eine Summe geschickt, die ich ihm geliehen, aber schon längst abgeschrieben hatte.«
»Dir auch?«, sagte Craig. Da klingelte es wieder an der Tür.
Als Davenport hereingeschlendert kam, schien es, als habe er seinen Schwung und seine Selbstsicherheit zurückgewonnen. Er küsste Gerald auf beide Wangen, wie ein französischer General, der seine Truppen inspiziert. Craig bot ihm ein Glas Champagner an und dachte dabei, dass Larry zehn Jahre jünger aussah als noch vor kurzem. Vielleicht würde er ihnen etwas mitteilen, was ihre Neuigkeiten noch übertraf.
»Lasst uns den Abend mit einem Toast beginnen«, sagte Craig. »Auf ihn, der jetzt nicht bei uns sein kann.« Die drei Männer hoben ihre Gläser und riefen: »Auf Toby Mortimer.«
»Auf wen sollen wir als Nächstes trinken?«, fragte Davenport.
»Auf Sir Nicholas Moncrieff«, schlug Payne ohne zu zögern vor.
»Wer zum Teufel ist das?«, wollte Craig wissen.
»Der Mann, der für unser aller Glück sorgen wird.«
»Wie das?«, fragte Davenport, der den anderen nicht sagen wollte, dass Moncrieff der Grund war, warum er seine Schulden bei ihnen hatte begleichen können, ebenso wie einige andere ausstehende Zahlungen.
»Ich weihe euch beim Essen in die Details ein«, erklärte Payne. »Und heute Abend bestehe ich darauf, als Letzter zu erzählen, denn ich zweifele nicht daran, dass ihr mich nicht übertrumpft.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher, Gerald.« Davenport sah selbstgefälliger als sonst aus.
Eine junge Frau tauchte in der Tür auf. »Wir wären dann soweit, Mr. Craig.«
Die drei Männer schlenderten ins Esszimmer und tauschten Erinnerungen an ihre Zeit in Cambridge aus. Mit jedem Jahr waren die Geschichten übertriebener geworden.
Craig setzte sich ans Kopfende des Tisches, während seinen beiden Gästen Räucherlachs serviert wurde. Nachdem er den Wein gekostet und mit einem Nicken abgesegnet hatte, wandte er sich an Davenport. »Ich kann nicht länger warten, Larry. Erzähl du als Erster deine Neuigkeiten. Offenbar hat für dich gerade eine Glückssträhne begonnen.«
Davenport lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wartete, bis er sicher sein konnte, die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden anderen zu haben. »Vor zwei Tagen hat mich die BBC angerufen und mich gebeten, auf ein Gespräch im Sender vorbeizuschauen. Das bedeutet für gewöhnlich, dass sie einem eine Nebenrolle in einem Hörspiel anbieten wollen, für das es dann ein Honorar gibt, mit dem man nicht einmal das Taxi vom Redcliffe Square zum Portland Place bezahlen kann. Aber dieses Mal wurde ich von einem leitenden Produzenten zum Mittagessen eingeladen. Er erzählte mir, dass sie derzeit eine neue Figur in das Drehbuch von
Holby City
schreiben und ich sei ihre erste Wahl für die Rolle. Anscheinend ist Dr. Beresford im Gedächtnis der Öffentlichkeit verblasst …«
»Ein Hoch auf die Vergesslichkeit.« Payne hob sein Glas.
»Ich soll nächste Woche zu Probeaufnahmen
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