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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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saß an einem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes. Sie sah auf und lächelte. »Mr. Craig?«
    »Ja«, erwiderte er.
    »Sie sind ein wenig früh, aber ich schaue, ob der Lordkanzler schon Zeit hat.«
    Craig wollte ihr sagen, dass er gern warten würde, aber sie hatte bereits zum Hörer gegriffen. »Mr. Craig ist hier, Lordkanzler.«
    »Schicken Sie ihn herein«, erklang eine Stentorstimme.
    Die Sekretärin erhob sich, durchquerte den Raum, öffnete eine weitere Eichentür und winkte Mr. Craig in das Büro des Lordkanzlers.
    Craig spürte den Schweiß auf seinen Handflächen, als er in den herrlichen, eichenholzvertäfelten Raum mit Blick auf die Themse trat. Porträts früherer Lordkanzler hingen an den Wänden, und die prachtvolle, rot-goldene Pugin-Tapete ließ keinen Zweifel, dass man sich nun einem der höchsten Beamten der Nation gegenübersah.
    »Setzen Sie sich bitte, Mr. Craig.« Der Lordkanzler schlug eine dicke rote Akte auf, die mittig auf seinem Schreibtisch lag. Er ging einige Papiere durch. Trockener Sherry wurde nicht angeboten. Craig starrte den alten Mann mit der hohen Stirn und den buschigen, grauen Augenbrauen an, die schon zahlreichen Karikaturisten zur Freude gereicht hatten. Langsam hob der Lordkanzler den Kopf und starrte über den riesigen, prunkvollen Schreibtisch.
    »Ich dachte, dass ich unter den gegebenen Umständen persönlich mit Ihnen spreche, bevor Sie davon aus der Presse erfahren, Mr. Craig.«
    Kein Wort über den Zustand des englischen Kricketsports.
    »Wir haben einen Antrag auf königliche Begnadigung im Fall von Daniel Arthur Cartwright erhalten«, erklärte der Lordkanzler mit monotoner Stimme. Er schwieg kurz, damit Craig das volle Ausmaß dessen begriff, was er gleich sagen würde. »Drei Oberste Richter unter Leitung von Lord Beloff haben mir mitgeteilt, dass sie mir nach Durchsicht aller Beweise einstimmig empfehlen, Ihre Majestät zu einer Wiederaufnahme des Falles zu bewegen.« Er schwieg erneut, offenbar wollte er seinen Worten die angemessene Langsamkeit geben. »Da Sie bei der Verhandlung als Zeuge der Anklage aufgetreten sind, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die Obersten Richter die Absicht hegen, Sie erneut zur Aussage vorzuladen, ebenso wie …« Er sah nach unten in seine Akte. »… wie einen Mr. Gerald Payne und einen Mr. Lawrence Davenport, um Sie drei bezüglich der Beweise in der ursprünglichen Verhandlung zu befragen.«
    Bevor er fortfahren konnte, warf Craig ein: »Aber ich dachte, es sei nötig, neue Beweise vorzulegen, bevor die Obersten Richter auch nur in Erwägung ziehen, eine abgelehnte Berufung neu aufzurollen.«
    »Es wurden neue Beweise vorgelegt.«
    »Die Kassette?«
    »In Lord Beloffs Bericht wird keine Kassette erwähnt. Es gibt jedoch eine Aussage von Cartwrights ehemaligem Zellengenossen …« Erneut sah er in seine Akte. »… einem Mr. Albert Crann. Er erklärt, dass er zugegen war, als Mr. Toby Mortimer, den Sie meines Wissens nach kannten, aussagte, er habe dem Mord an Mr. Bernard Wilson beigewohnt.«
    »Aber das ist doch weiter nichts als Hörensagen, noch dazu aus dem Mund eines verurteilten Kriminellen. Das hat vor keinem Gericht des Landes Bestand.«
    »Unter normalen Umständen würde ich Ihrer Einschätzung zustimmen, Mr. Craig, und ich hätte den Antrag auch verworfen, gäbe es nicht ein völlig neues Beweisstück, das den Obersten Richtern vorgelegt wurde.«
    »Ein völlig neues Beweisstück?« Craig spürte plötzlich einen Knoten im Magen.
    »Allerdings«, sagte der Lordkanzler. »Anscheinend hat Cartwright seine Zelle nicht nur mit Albert Crann, sondern außerdem mit einem weiteren Gefangenen geteilt, der Tagebuch führte und alles gewissenhaft notierte, was er im Gefängnis erlebte, einschließlich wortgetreuer Berichte von Unterhaltungen, an denen er teilnahm.«
    »Dann ist die einzige Quelle dieser Beschuldigungen also ein Tagebuch, von dem ein verurteilter Verbrecher behauptet, er habe es während seiner Haftzeit geführt.«
    »Niemand beschuldigt Sie, Mr. Craig«, beschwichtigte der Lordkanzler. »Ich habe jedoch die Absicht, den Zeugen vorzuladen, damit er vor den Obersten Richtern aussagen kann. Natürlich erhalten Sie die Gelegenheit, Ihre Seite des Falles vorzutragen.«
    »Wer ist dieser Mann?«, verlangte Craig zu wissen.
    Der Lordkanzler blätterte eine Seite um und las stumm den Namen zweimal, bevor er aufsah und sagte: »Sir Nicholas Moncrieff.«

66
    Danny saß in seiner üblichen Nische im

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