Das Letzte Plädoyer: Roman
raschelte Payne nervös mit der Tagesordnung in seinen Händen, sein rechtes Bein zuckte. Danny blieb ruhig, aber er wusste ja auch schon, was die Ministerin dem Unterhaus verkünden würde.
Um 12 Uhr 30 erhob sich der Sprecher und rief: »Erklärung der Ministerin für Sport.« Payne beugte sich vor, um einen besseren Blick auf die Ministerin zu haben, die sich von der vorderen Bank erhob und eine rote Akte auf das Rednerpult legte.
»Herr Sprecher, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich eine Erklärung bezüglich des Ortes abgeben, den ich für den Bau des olympischen Velodroms ausgewählt habe. Meine Kollegen werden sich erinnern, wie ich das Unterhaus zu Beginn des Monats darüber informierte, dass nur noch zwei Orte in Betracht kommen, ich meine endgültige Entscheidung jedoch erst treffen würde, wenn ich die Berichte der Baubehörde über die Grundstücke erhalten hätte.« Danny sah zu Payne. Schweiß hatte sich auf dessen Stirn gebildet. Danny versuchte, ebenfalls besorgt auszusehen. »Diese Berichte wurden mir gestern überreicht, und Kopien davon gingen an das Olympische Komitee, an die beiden hochgeschätzten Parlamentskollegen, in deren Wahlkreisen sich die Grundstücke befinden, sowie an den Präsidenten des britischen Radsportverbandes. Parlamentarier können nach meiner Erklärung Kopien des Berichts vom Schreibbüro anfordern. Nach eingehender Prüfung der Unterlagen waren sich alle Beteiligten einig, dass nur ein Grundstück für dieses wichtige Projekt in Betracht kommt.« Ein Lächeln flackerte angesichts dieser Worte über Paynes Lippen. »Allerdings zeigte der Bericht der Baubehörde jetzt, dass dieses Grundstück unglücklicherweise mit einer gesundheitsschädlichen und schnell wuchernden Pflanze namens Japanischer Staudenknöterich (Gelächter) verseucht ist. Ich merke, dass meine geschätzten Kollegen, ebenso wie ich selbst, sich diesem Problem noch nie stellen mussten, darum will ich kurz die Konsequenzen erläutern. Der Japanische Staudenknöterich ist eine enorm aggressive Pflanze mit hohem Zerstörungspotential, die sich – sobald sie sich eingenistet hat – rasch ausbreitet und das Land, auf dem sie wächst, für eine Bebauung ungeeignet macht. Bevor ich meine Entscheidung traf, suchte ich Rat, ob es für dieses Problem eine einfache Lösung gibt. Experten auf diesem Gebiet versicherten mir, dass man Japanischen Staudenknöterich in der Tat durch Chemikalien ausmerzen kann.« Payne sah auf, einen Hoffnungsschimmer im Blick. »Doch haben Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt, dass der erste Versuch nicht immer erfolgreich ist. Kommunale Grundstücke in Birmingham, Liverpool und Dundee mussten im Durchschnitt über ein Jahr lang behandelt werden, bevor sie zur Bebauung freigegeben werden konnten. Die ehrenwerten Mitglieder des Parlaments werden sicher verstehen, dass es unverantwortlich von meinem Ministerium wäre, wenn ich es riskiere, weitere zwölf Monate zu warten – womöglich sogar noch länger –, bevor mit den Arbeiten an dem verseuchten Grundstück begonnen werden kann. Es bleibt mir daher keine andere Wahl, als mich für das zweite Grundstück zu entscheiden.« Paynes Haut wurde kalkweiß, als er die Worte ›das zweite Grundstück‹ hörte. »Daher erkläre ich hiermit, dass mein Ministerium mit Unterstützung des Britischen Olympischen Komitees und des britischen Radsportverbandes das Grundstück in Stratford South für den Bau des neuen Velodroms ausgewählt hat.« Die Ministerin kehrte an ihren Platz zurück und wartete auf die Fragen ihrer Kollegen.
Danny sah zu Payne, der die Hände vor den Kopf geschlagen hatte.
Ein Parlamentsdiener kam die Treppe hoch. »Geht es Ihrem Freund gut?«, fragte er mit besorgtem Gesichtsausdruck.
»Ich fürchte nicht.« Danny wirkte unbekümmert. »Können wir ihn in einen Waschraum bringen? Ich glaube, er muss sich gleich übergeben.«
Danny nahm Payne am Arm und half ihm auf die Beine. Der Parlamentsdiener führte sie die Treppe der Galerie hinunter, lief dann voraus und öffnete eine Tür. Payne schwankte in den Waschraum. Er musste sich übergeben, lange bevor er das Waschbecken erreichte.
Payne löste die Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, dann erbrach er sich erneut. Während er den Kopf senkte und sich schwer atmend am Waschbecken festhielt, half ihm Danny aus dem Jackett. Rasch zog er Paynes Handy aus der Innentasche des Jacketts und drückte eine Taste, worauf eine lange Liste von Namen erschien. Er
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