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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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war, aber ich merkte gleich, dass sie mir nicht glaubten.«
    »Danke, Miss Wilson. Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
    Danny atmete erleichtert auf, als Beth den Zeugenstand verließ. Was für ein Juwel. Sie lächelte besorgt zu ihm auf, als sie an der Anklagebank vorbeikam.
    »Miss Wilson«, rief der Richter, noch bevor sie die Tür erreicht hatte. Sie drehte sich zu ihm um. »Wären Sie so freundlich, in den Zeugenstand zurückzukehren? Ich habe das Gefühl, dass Mr. Pearson noch eine oder zwei Fragen an Sie hat.«

10
    Langsamen Schrittes kehrte Beth zum Zeugenstand zurück. Sie schaute zu ihren Eltern auf der Empore hoch – und da sah sie ihn, wie er finster zu ihr hinunterblickte. Sie wollte aufbegehren, doch dann wurde ihr klar, dass es sinnlos wäre. Und nichts würde Spencer Craig mehr freuen, als zu wissen, welch eine Wirkung seine Anwesenheit auf sie hatte.
    Beth trat erneut in den Zeugenstand, entschlossener denn je, Craig in die Knie zu zwingen. Sie blieb stehen und starrte Mr. Pearson trotzig an, der noch auf seinem Platz saß. Vielleicht wollte er ihr doch keine Fragen stellen.
    Doch dann erhob sich der alte Staatsanwalt langsam von seinem Sitz. Ohne Beth anzusehen, ordnete er einige Papiere. Dann nahm er einen Schluck Wasser. Endlich blickte er sie an.
    »Miss Wilson, was hatten Sie heute Morgen zum Frühstück?«
    Beth zögerte einen Augenblick, während jedermann im Gerichtssaal sie ansah. Alex Redmayne fluchte. Es hätte ihm klar sein müssen, dass Pearson versuchen würde, sie mit seiner ersten Frage aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nur Richter Sackville wirkte nicht überrascht.
    »Ich hatte eine Tasse Tee und ein gekochtes Ei«, sagte Beth schließlich.
    »Sonst nichts, Miss Wilson?«
    »O ja, Toastbrot.«
    »Wie viele Tassen Tee?«
    »Eine. Nein, zwei«, sagte Beth.
    »Vielleicht drei?«
    »Nein, nein, es waren zwei Tassen.«
    »Wie viele Scheiben Toast?«
    Sie zögerte neuerlich. »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Sie wissen nicht mehr, was Sie
heute Morgen
zum Frühstück hatten, und doch erinnern Sie sich bis in letzte Detail an jeden Satz, den Sie vor sechs Monaten gehört haben.«
    Beth senkte den Kopf.
    »Sie erinnern sich nicht nur an jedes Wort, das Mr. Spencer Craig in jener Nacht äußerte, Sie erinnern sich sogar an solche Details, wie er Ihnen zuzwinkerte und mit der Zunge über seine Lippen fuhr.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Beth blieb fest. »Denn genau so war es.«
    »Dann lassen Sie uns Ihr Gedächtnis noch weiter auf die Probe stellen, Miss Wilson. Als der Barkeeper die leere Champagner-Flasche vom Tisch nahm, da sagte Mr. Craig: ›Ist an die doch verschwendet.‹«
    »Das ist richtig.«
    »Aber wer sagte im Anschluss« – Pearson beugte sich vor, um einen Blick auf seine Notizen zu werfen – »›manchmal sollte eine Tussi den Mund schon weit aufmachen‹?«
    »Ich bin nicht sicher, ob es Mr. Craig war oder einer der anderen Männer.«
    »Sie sind ›nicht sicher‹. Also ›einer der anderen Männer‹. Eventuell der Angeklagte Cartwright?«
    »Nein. Einer der Männer an der Bar.«
    »Sie haben meinem hochverehrten Kollegen gesagt, dass Sie darauf nicht reagierten, weil Sie aus dem East End Schlimmeres gewohnt waren.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und genau dort haben Sie diesen Satz das erste Mal gehört, nicht wahr, Miss Wilson?« Pearson krallte sich in das Revers seines schwarzen Talars.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Einfach darauf, dass Sie niemals hörten, wie Mr. Craig diese Worte in einer Bar in Chelsea äußerte, Miss Wilson. Sie haben jedoch im East End diese Worte häufig aus dem Mund von Cartwright gehört, denn das ist genau die Sprache, die zu ihm passen würde.«
    »Nein. Mr. Craig hat das gesagt.«
    »Sie erzählten dem Gericht außerdem, dass Sie das Dunlop Arms durch die Hintertür verließen.«
    »Richtig.«
    »Warum gingen Sie nicht durch die Vordertür, Miss Wilson?«
    »Ich wollte ohne Aufsehen gehen und keine weiteren Schwierigkeiten provozieren.«
    »Dann hatten Sie also bereits Schwierigkeiten provoziert?«
    »Nein,
wir
hatten keinerlei Schwierigkeiten provoziert.«
    »Warum wählten Sie dann nicht den Vordereingang, Miss Wilson? Wenn Sie das getan hätten, dann wären Sie auf einer belebten Straße gelandet und hätten gehen können, ohne – wie Sie es ausdrückten – weitere Schwierigkeiten zu provozieren.«
    Beth blieb stumm.
    Pearson sah auf seine Notizen. »Dann können Sie vielleicht auch erklären, was Danny meinte, als er

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