Das Letzte Plädoyer: Roman
Moment gewartet hatte, stellte er seine nächste Frage.
»Miss Wilson, war dies das erste Mal, dass Ihr Verlobter in eine Messerstecherei verwickelt war und Sie ihm zu Hilfe eilten?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Beth.
Redmayne starrte Beth an und fragte sich, ob es etwas gab, das sie ihm nicht erzählt hatte.
»Womöglich ist das ein guter Zeitpunkt, um Ihr bemerkenswertes Gedächtnis erneut auf die Probe zu stellen?«
Der Richter, die Geschworenen und Redmayne starrten Pearson an, der es überhaupt nicht eilig zu haben schien, genüsslich seine Trumpfkarte auszuspielen.
»Miss Wilson, erinnern Sie sich zufällig daran, was am 12. Februar 1986 auf dem Spielplatz der Clement Attlee Gesamtschule geschah?«
»Das ist doch fast fünfzehn Jahre her«, protestierte Beth.
»Ja, das stimmt, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Sie einen Tag vergessen, an dem es der Mann, von dem Sie immer schon wussten, dass Sie ihn heiraten würden, auf die Titelseite Ihrer Lokalzeitung schaffte.« Pearson lehnte sich zurück, und sein Assistent reichte ihm eine Kopie der
Bethnal Green and Bow Gazette
vom 13. Februar 1986. Er bat den Gerichtsdiener, der Zeugin eine Kopie auszuhändigen.
»Haben Sie auch Kopien für die Geschworenen?«, fragte Richter Sackville und sah über seine Halbmondgläser hinweg zu Pearson.
»Allerdings, Euer Lordschaft«, erwiderte Pearson, während sein Assistent dem Gerichtsdiener ein dickes Bündel in die Hand drückte, der wiederum ein Exemplar dem Richter übergab, bevor er ein Dutzend Kopien an die Geschworenen verteilte und die letzte Danny entgegenhielt, der jedoch den Kopf schüttelte. Pearson wirkte überrascht, fragte sich sogar, ob Cartwright möglicherweise nicht lesen konnte. Dem würde er auf den Zahn fühlen, sobald er ihn im Zeugenstand hatte.
»Wie Sie sehen, Miss Wilson, handelt es sich um eine Ausgabe der
Bethnal Green and Bow Gazette
, in der von einer Messerstecherei berichtet wird, die am 12. Februar 1986 auf dem Spielplatz der Clement Attlee Gesamtschule stattfand und in deren Folge Daniel Cartwright von der Polizei vernommen wurde.«
»Er hat nur versucht zu helfen«, erklärte Beth.
»Das wird allmählich zur Gewohnheit, nicht?«, meinte Pearson.
»Was wollen Sie damit sagen?«, verlangte Beth zu wissen.
»Nun, dass Mr. Cartwright in Messerstechereien verwickelt ist und Sie sagen, dass er ›nur helfen wollte‹.«
»Aber der andere Junge kam in die Jugendstrafanstalt.«
»Und zweifelsohne hoffen Sie, dass jetzt der andere Mann im Gefängnis landen wird, anstatt der Person, die Sie zu heiraten hoffen.«
»Natürlich.«
»Ich bin froh, dass wir wenigstens in diesem Punkt Einigkeit erzielen konnten«, erklärte Pearson. »Vielleicht wären Sie so freundlich, dem Gericht den dritten Absatz auf der Titelseite der Zeitung vorzulesen, der Absatz, der mit den Worten beginnt: ›Später erzählte Beth Wilson der Polizei …‹«
Beth sah auf die Zeitung.
›Später erzählte Beth Wilson der Polizei, dass Danny Cartwright nicht an dem Kampf teilgenommen hatte, sondern nur einem Klassenkameraden zu Hilfe eilte und ihm damit wahrscheinlich das Leben rettete.‹
»Sie müssen doch zugeben, dass das irgendwie vertraut klingt, nicht wahr, Miss Wilson?«
»Aber Danny hatte mit der Messerstecherei wirklich nichts zu tun.«
»Warum ist er dann der Schule verwiesen worden?«
»Wurde er ja gar nicht. Man hat ihn nur freigestellt, solange die Ermittlungen andauerten.«
»In deren Verlauf Sie eine Aussage tätigten, die seinen Namen reinwusch und dazu führte, dass ein anderer Junge in den Jugendstrafvollzug geschickt wurde.«
Beth senkte erneut den Kopf.
»Lassen Sie uns zu der letzten Messerstecherei zurückkehren, als Sie wieder einmal passenderweise zur Hand waren, um Ihrem Freund zu Hilfe zu eilen.« Bevor Beth reagieren konnte, fuhr Pearson fort: »Stimmt es, dass Cartwright hoffte, Geschäftsführer der Werkstatt zu werden, sobald Ihr Vater in Rente gehen würde?«
»Ja, mein Dad hat Danny bereits gesagt, dass er den Job bekommen wird.«
»Haben Sie später nicht herausgefunden, dass Ihr Vater seine Meinung geändert und Cartwright gesagt hat, dass er stattdessen doch Ihrem Bruder die Leitung der Werkstatt übertragen will?«
»Ja, stimmt«, räumte Beth ein. »Aber Bernie wollte diesen Job gar nicht. Er hat immer akzeptiert, dass Danny der geborene Anführer ist.«
»Mag ja sein, aber es handelt sich schließlich um ein Familienunternehmen, wäre es da
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