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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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gelandet?«
    Nick reagierte nicht sofort.
    »Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst«, meinte Danny.
    »Ich wurde vor das Kriegsgericht gestellt, als mein Regiment für die NATO im Kosovo stationiert war.«
    »Hast du einen umgebracht?«
    »Nein, aber ein Albaner ist gestorben, und ein weiterer wurde verwundet, weil ich eine falsche Entscheidung getroffen habe.«
    Jetzt blieb Danny stumm.
    »Meine Einheit sollte eine Gruppe von Serben beschützen, denen ethnische Säuberungen vorgeworfen wurden. Während meiner Wache fuhr ein Trupp albanischer Guerillas am Lager vorbei. Sie feuerten ihre Kalaschnikows in die Luft ab, um die Gefangennahme der Serben zu feiern. Als eines ihrer Fahrzeuge dem Lager gefährlich nahe kam, forderte ich ihren Anführer auf, das Schießen einzustellen. Er ignorierte mich, darum feuerte mein Feldwebel ein paar Warnschüsse ab, die jedoch zwei Albaner trafen. Später starb einer von ihnen im Krankenhaus.«
    »Dann hast du also echt niemanden umgebracht?«, fragte Danny.
    »Nein, aber ich war der verantwortliche Offizier.«
    »Und dafür haben sie dir acht Jahre aufgebrummt?«
    Nick sagte dazu nichts.
    »Ich hab mal darüber nachgedacht, zur Armee zu gehen«, meinte Danny.
    »Du wärst ein verdammt guter Soldat geworden.«
    »Beth war dagegen.«
    Nick lächelte.
    »Sie meinte, ihr gefällt die Vorstellung nicht, dass ich dauernd im Ausland bin und sie sich um meine Sicherheit Sorgen machen muss. Pure Ironie.«
    »Gute Verwendung des Wortes Ironie«, lobte Nick.
    »Wie kommt es, dass du nie Briefe kriegst?«
    »Warum
bekommst
du nie Briefe.«
    »Warum bekommst du nie Briefe?«, wiederholte Danny.
    »Wie buchstabiert man
bekommst

    »B E K O M S T.«
    »Nein«, sagte Nick. »Versuche dich zu erinnern. Zwei m … bekommst. Nach kurzem Vokal zwei Konsonanten. Es gibt Ausnahmen zu dieser Regel, aber mit denen will ich dich heute Nacht nicht quälen.« Es herrschte langes Schweigen, doch schließlich beantwortete Nick Dannys Frage. »Seit dem Kriegsgericht habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie gesucht, und sie haben keinen Kontakt zu mir aufgenommen.«
    »Nicht einmal deine Mum oder dein Dad?«
    »Meine Mutter starb bei meiner Geburt.«
    »Tut mir leid. Lebt dein Vater noch?«
    »Soweit ich weiß, ja, aber er war Oberst im selben Regiment, in dem auch ich diente. Seit dem Prozess hat er kein Wort mehr mit mir gewechselt.«
    »Das ist ziemlich hart.«
    »Eigentlich nicht. Das Regiment ist sein Leben. Ich sollte in seine Fußstapfen treten und kommandierender Offizier werden und nicht vor dem Kriegsgericht landen.«
    »Hast du Brüder oder Schwestern?«
    »Nein.«
    »Tanten oder Onkel?«
    »Ein Onkel, zwei Tanten. Der jüngere Bruder meines Vaters und seine Frau leben in Schottland, eine andere Tante in Kanada, aber die habe ich nie kennengelernt.«
    »Sonst keine Beigehörigen?«
    »Angehörigen.«
    »Angehörigen.«
    »Nein. Der einzige Mensch, der mir je wichtig war, war mein Großvater, aber er ist gestorben, während ich im Kosovo im Einsatz war.«
    »War dein Großvater auch Offizier?«
    »Nein.« Nick lachte. »Er war Pirat.«
    Danny lachte nicht. »Was für ein Pirat?«
    »Er verkaufte den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg Waffen. Hat ein Vermögen gemacht, genug, um sich zur Ruhe zu setzen, ein großes Anwesen in Schottland zu kaufen und sich als Laird niederzulassen.«
    »Laird?«
    »Ein schottischer Gutsherr. Herr über seine Güter.«
    »Heißt das, dass du reich bist?«
    »Leider nicht«, erwiderte Nick. »Irgendwie hat es mein Vater geschafft, während seiner Zeit als Oberst einen Großteil seines Erbes durchzubringen. ›Man muss den Schein wahren, alter Junge‹, pflegte er immer zu sagen. Was vom Geld übrig blieb, floss in den Unterhalt des Anwesens.«
    »Dann bist du also pleite? So wie ich?«
    »Nein«, meinte Nick. »Nicht wie du. Du bist wie mein Großvater. Und du hättest nicht den Fehler begangen, den ich begangen habe.«
    »Aber ich bin hier gelandet und werd hier auch die nächsten 22 Jahre bleiben.«
    »
Werde
hier bleiben. Lass das E nicht weg.«
    »Werde.«
    »Anders als ich solltest du eigentlich gar nicht hier sein«, meinte Nick leise.
    »Glaubst du das wirklich?« Danny gelang es nicht, seine Überraschung zu verbergen.
    »Erst seit ich Beths Brief gelesen habe. Und Mr. Redmayne denkt offensichtlich auch, dass die Geschworenen einen falschen Schuldspruch gefällt haben.«
    »Was hängt da an der Kette um deinen Hals?«, wollte Danny wissen.
    Doch

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