Das Letzte Plädoyer: Roman
Hörer aufgelegt hatte, war er entschlossener denn je gewesen. Er würde zum ersten Mal in seinem Leben Spencer Craig trotzen, ungeachtet der Konsequenzen. Er wusste, dass er das nicht ohne Sarahs Unterstützung durchstehen würde, vor allem wenn er an ihre frühere Beziehung zu Craig dachte.
Die Proben waren ermüdend gewesen. Bei einem Theaterstück gab es keinen zweiten oder dritten Take, sollte man einmal seinen Text vergessen oder zur falschen Zeit auf die Bühne stolpern. Davenport hatte sich schon gefragt, ob er jemals hoffen könnte, sich neben Schauspielern zu behaupten, die regelmäßig im West End auftraten. Aber als sich der Vorhang zur Premiere hob, wurde deutlich, dass das Theater voller Fans von Dr. Beresford war, die Lawrence an den Lippen hingen, selbst bei seinen unkomischen Textzeilen lachten und jeden noch so kleinen Auftritt von ihm heftig beklatschten.
Als Sarah vor der Vorstellung in seine Garderobe kam, um ihm Glück zu wünschen, erinnerte er sie daran, dass er beim Essen über etwas Wichtiges mit ihr reden musste. Sie fand, dass er bleich und ein wenig müde aussah, schob es aber auf das Lampenfieber vor der Premiere.
»Wir sehen uns hinterher«, sagte sie. »Toi, toi, toi.«
Doch als sich der Vorhang senkte, wusste Davenport, dass er es nicht würde durchziehen können. Er spürte, dass er genau dort war, wo er hingehörte. Er versuchte, sich davon zu überzeugen, dass er nicht nur an sich denken durfte, sondern auch an die anderen denken musste, nicht zuletzt an seine Schwester. Warum sollte ihre Karriere nur wegen Spencer Craig ein abruptes Ende finden?
Davenport kehrte in seine Garderobe zurück, in der sich seine Freunde und Bewunderer eingefunden hatten, um auf ihn anzustoßen – immer das erste Anzeichen eines großen Erfolgs. Er badete in dem Lob, mit dem er überhäuft wurde, und versuchte, Danny Cartwright zu vergessen, der schließlich nichts weiter war als ein East-End-Schläger und wahrscheinlich ohnehin hinter Gittern am besten aufgehoben war.
Sarah saß in einer Ecke und freute sich am Erfolg ihres Bruders, aber sie fragte sich auch, was so wichtig sein mochte, dass er es unbedingt am Premierenabend mit ihr besprechen wollte.
Zu Nicks Überraschung war Danny noch wach, als Mr. Pascoe kurz nach Mitternacht die Zellentür aufschloss. Obwohl er nach den Ereignissen des Tages und der langen Reise erschöpft war, freute es ihn, dass es jemanden gab, dem er das Neueste berichten konnte.
Danny lauschte aufmerksam dem Bericht aus Schottland. Big Al lag mit dem Gesicht zur Wand und sagte nichts.
»Du hättest sehr viel besser mit Munro umgehen können als ich«, meinte Nick. »Zum einen bezweifele ich, dass du es meinem Onkel hättest durchgehen lassen, sich das ganze Geld unter den Nagel zu reißen.« Er wollte weitere Einzelheiten über sein Treffen mit dem Anwalt erzählen, als er plötzlich innehielt. »Warum schaust du … so erfreut aus?«
Danny kletterte von seiner Pritsche, fuhr mit der Hand unter sein Kissen und zog die kleine Kassette hervor. Er legte sie in den Kassettenrekorder, den Beth ihm zu seinem Geburtstag geschickt hatte, und drückte auf
Play
.
»Wie heißen Sie«, fragte eine Männerstimme mit dem schweren Dialekt eines Menschen, der aus Glasgow stammte.
»Toby. Toby Mortimer«, erwiderte die Stimme einer Person, die eindeutig in einer anderen Umgebung erzogen worden war.
»Warum sind Sie hier gelandet?«
»Drogenbesitz.«
»Der Kategorie A?«
»Teufelszeug. Heroin. Ich habe es zweimal täglich gebraucht.«
»Dann freut es Sie sicher, dass wir Sie in ein Entzugsprogramm gekriegt haben.«
»Es ist nicht leicht«, sagte Toby.
»Und was ist mit dem ganzen Mist, den Sie mir gestern erzählt haben? Soll ich das alles glauben?«
»Es stimmt, jedes einzelne Wort. Ich wollte Ihnen nur erklären, warum ich aus dem Programm ausgestiegen bin. Ich sah, wie mein Freund einen Mann erstach und ich hätte es der Polizei mitteilen sollen.«
»Warum haben Sie das nicht getan?«
»Weil Spencer mir befahl, den Mund zu halten.«
»Spencer?«
»Mein Freund Spencer Craig. Er ist Anwalt.«
»Und ich soll glauben, dass ein Anwalt einen Typ erstochen hat, den er nie zuvor gesehen hat?«
»So einfach war das nicht.«
»Ich wette, die Bullen hielten es für so einfach.«
»Ja, schon. Sie mussten sich nur zwischen einem Kerl aus dem East End und einem Anwalt entscheiden, von dem drei Zeugen behaupteten, dass er gar nicht dort war.« Mehrere Minuten lang
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