Das Letzte Plädoyer: Roman
Berufungsverfahren.«
»Schick sie nicht per Post«, riet Big Al. »Mach einen Besuch mit Redmayne aus und gib sie ihm persönlich. Übrigens, was glaubt ihr, wer gestern Besuch von seinem Anwalt hatte?«
Nick und Danny sagten kein Wort, sondern warteten, bis Big Al seine Frage selbst beantwortete.
»Dieser Mistkerl Leach«, sagte er schließlich.
»Könnte Zufall sein«, meinte Nick.
»Nicht, wenn es sich bei dem Anwalt um Spencer Craig handelt.«
»Wie kannst du so sicher sein?« Danny krallte sich in das Geländer seiner Pritsche.
»Die Schließer kommen alle Nase lang, um mit der Stationsschwester zu plaudern, und ich bin derjenige, der ihnen dann eine Tasse Tee aufbrühen muss.«
»Wenn ein korrupter Schließer von dieser Kassette erfährt, dann ist ja wohl klar, auf wessen Schreibtisch die Kassette landen wird«, sagte Nick.
»Was soll ich denn jetzt tun?« Danny klang verzweifelt.
»Dafür sorgen, dass sie nicht auf seinem Schreibtisch landet«, sagte Nick.
»Haben Sie einen Beratungstermin vereinbart?«
»Eigentlich nicht.«
»Suchen Sie rechtlichen Beistand?«
»Eigentlich nicht.«
»Warum sind Sie dann hier?«, fragte Spencer Craig.
»Ich brauche Hilfe, aber keine rechtliche.«
»An was für eine Art von Hilfe dachten Sie?«, wollte Craig wissen.
»Ich habe die wirklich seltene Gelegenheit, mir eine Lieferung eines erstklassigen Weines zu sichern, aber es gibt da ein Problem.«
»Ein Problem?«, wiederholte Craig.
»Es wird eine Anzahlung verlangt.«
»Wie viel?«
»Zehntausend Pfund.«
»Ich brauche ein paar Tage, um darüber nachzudenken.«
»Natürlich, Mr. Craig, aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit, denn es gibt da jemand, der hofft, dass ich ihm einige Fragen beantworten kann.« Der Barkeeper des Dunlop Arms schwieg kurz und fügte dann hinzu: »Ich habe ihm versprochen, mich vor dem 18. Juni bei ihm zu melden.«
Sie hörten alle, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, was sie überraschte, da der Freigang erst in einer Stunde begann.
Kaum war die Zellentür geöffnet, tauchte Mr. Hagen auf der Schwelle auf. »Zellendurchsuchung«, sagte er. »Sie drei, raus in den Flur.«
Nick, Danny und Big Al lehnten sich an das Geländer und sahen zu ihrer Überraschung, wie Hagen in ihre Zelle marschierte und hinter sich die Tür schloss. Es überraschte sie nicht, dass ein Schließer spontan eine Durchsuchung ansetzte. Das kam oft genug vor – die Beamten suchten ständig nach Drogen, Alkohol, Messern und sogar Schusswaffen. Aber wann immer es in der Vergangenheit eine Zellendurchsuchung gegeben hatte, waren stets drei Beamte zugegen gewesen und die Zellentür war weit offen geblieben, damit die Gefangenen nicht behaupten konnten, es sei ihnen etwas untergeschoben worden.
Einige Augenblicke später ging die Tür wieder auf. Hagen konnte sein Grinsen nicht unterdrücken. »Ist gut, Jungs«, sagte er. »Ihr seid clean.«
Danny war überrascht, Leach in der Bibliothek zu sehen, denn er hatte noch nie zuvor ein Buch ausgeliehen. Vielleicht wollte er ja eine Zeitung lesen. Er tigerte die Regale auf und ab und wirkte verloren.
»Kann ich helfen?«, fragte Danny.
»Ich suche die neueste Ausgabe des
Law Review
.«
»Da hast du Glück«, meinte Danny. »Wir hatten nur eine alte Ausgabe, bis vor ein paar Tagen eine Spende von mehreren Büchern einging, darunter auch die neueste Ausgabe des
Law Review
.«
»Dann mal her damit«, verlangte Leach.
Danny ging zu dem Regal mit den juristischen Fachbüchern, zog ein dickes, in Leder gebundenes Buch hervor und trug es zur Ausleihtheke. »Name und Nummer?«
»Geht dich nichts an.«
»Du musst mir deinen Namen nennen, wenn du ein Buch ausleihen willst, sonst kann ich dir keinen Bibliotheksausweis ausstellen.«
»Leach, 6241«, knurrte er.
Danny stellte einen neuen Bibliotheksausweis aus. Er hoffte, dass Leach nicht bemerkte, wie sehr seine Hand zitterte. »Hier unterschreiben, bitte.«
Leach machte ein Kreuz an der Stelle, auf die Danny gezeigt hatte.
»Du musst das Buch in spätestens drei Tagen zurückgeben«, erklärte Danny.
»Für wen hältst du dich, für einen gottverdammten Schließer? Ich gebe es zurück, wenn mir danach ist.«
Danny sah zu, wie Leach das Buch nahm und ohne ein weiteres Wort die Bibliothek verließ. Er war verwirrt. Wenn Leach nicht einmal seinen Namen schreiben konnte …
28
Craig stellte seinen schwarzen Porsche auf dem Besucherparkplatz ab, eine Stunde, bevor sie mit Toby verabredet
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