Das Letzte Plädoyer: Roman
das sofort merken.
»Hallo Spencer«, sagte sie. Craig beugte sich nach unten und küsste sie auf beide Wangen. »Gibson, das ist Spencer Craig, ein alter Freund von Larry aus seiner Studentenzeit«, stellte Sarah ihn vor. »Spencer, das ist Gibson Graham, Larrys Agent.«
»Sie haben in das Stück investiert, stimmt’s?«, fragte Gibson.
»Eine moderate Summe«, räumte Craig ein.
»Ich habe dich nie als Mäzen gesehen«, meinte Sarah.
»Ich habe Larry immer unterstützt«, erklärte Craig. »Und ich habe auch nie daran gezweifelt, dass aus ihm einmal ein Star würde.«
»Du bist selbst eine Art Star geworden.« Sarah lächelte.
»Wenn du das so siehst, sehe ich mich zu der Frage gezwungen, warum du nie mit mir zusammengearbeitet hast?«, sagte Craig.
»Ich pflege keinen Umgang mit Kriminellen.«
»Ich hoffe, das hält dich nicht davon ab, einmal mit mir zu Abend zu essen, denn ich …«
»Die druckfrischen Zeitungen sind da«, unterbrach Gibson. »Entschuldigen Sie mich. Ich muss herausfinden, ob wir einen echten Knüller haben oder nur einen Renner.«
Gibson Graham eilte durch den Saal, schob dabei jeden aus dem Weg, der dumm genug war, nicht rechtzeitig beiseitezuspringen. Er griff sich eine Ausgabe des
Daily Telegraph
und blätterte zum Feuilleton. Als er die Schlagzeile
Oscar Wilde fühlt sich im West End immer noch zu Hause
las, lächelte er. Doch aus dem Lächeln wurde ein Stirnrunzeln, als er zum zweiten Absatz kam:
Lawrence Davenport lieferte seine übliche stocksteife Schauspielkunst ab, dieses Mal als Jack, aber das machte weiter nichts, da das Theater angefüllt mit Fans von Dr. Beresford war. Dagegen glänzte Eve Best in der Rolle der Gwendolyn Fairfax vom ersten Moment an …
Gibson sah zu Davenport und freute sich, dass er sich angeregt mit einem jungen Schauspieler unterhielt, der eine Weile pausiert hatte.
31
Als sie in seine Zelle kamen, war der Schaden schon angerichtet. Der Tisch war in Stücke geschlagen, die Matratzen zerrissen, die Laken zerfetzt und der kleine Stahlspiegel aus der Wand gerissen. Als Mr. Hagen die Tür öffnete, versuchte Danny gerade, das Waschbecken aus der Halterung zu reißen. Alle drei Beamte stürzten sich auf ihn. Er versuchte, Mr. Hagen einen Schlag zu versetzen, und wenn er getroffen hätte, dann hätte es sogar einen Mittelgewichtschampion zu Boden geschickt, aber Hagen duckte sich gerade noch rechtzeitig. Ein zweiter Beamter packte Dannys Arm, während ein Dritter ihm kräftig in die Kniekehlen trat. Während seine Kollegen Danny zu Boden drückten, legte Hagen ihm Hand- und Fußfesseln an.
Sie zerrten ihn aus der Zelle und beförderten ihn unsanft die Eisentreppe hinunter, hielten ihn immer in Bewegung, bis er in den lilafarbenen Flur kam, der zum Isolationstrakt führte. Sie gelangten an eine nummernlose Zelle, Hagen öffnete die Tür und die anderen beiden warfen ihn hinein.
Danny lag sehr lange reglos auf dem kalten Steinboden. Hätte es in der Zelle einen Spiegel gegeben, dann hätte er sein Veilchen bewundern können und auch die zahllosen Blutergüsse, die sich quer über seinen Körper zogen. Aber es war ihm egal. Alles ist einem egal, wenn man die Hoffnung verloren hat und zwanzig Jahre lang darüber nachdenken kann.
»Ich heiße Malcolm Hurst«, stellte der Vertreter des Bewährungsausschusses sich vor. »Bitte setzen Sie sich, Mr. Moncrieff.«
Hurst hatte lange darüber nachgedacht, welche Anrede er für den Gefangenen verwenden sollte. »Sie haben Bewährung beantragt, Mr. Moncrieff«, fing er an, »und es ist nun meine Aufgabe, dem Ausschuss eine Empfehlung auszusprechen. Selbstverständlich habe ich bereits Ihre Akte studiert, in der nachzulesen war, wie Sie sich während Ihrer bisherigen Haftzeit betragen haben. Der Leiter Ihres Blocks, Mr. Pascoe, hat Ihr Verhalten als vorbildlich bezeichnet.«
Nick blieb stumm.
»Mir ist darüber hinaus aufgefallen, dass Sie ein Vorzeigegefangener sind. Sie arbeiten in der Gefängnisbibliothek und helfen den ehrenamtlichen Lehrkräften beim Englisch- und Geschichtsunterricht. Sie scheinen ungewöhnliche Erfolge erzielt zu haben – einige Ihrer Mitgefangenen konnten dank Ihnen während ihrer Haftstrafe diverse Schulabschlüsse nachholen. Einer im Besonderen bereitet sich derzeit sogar auf seine A-Level-Prüfungen vor.«
Nick bestätigte traurig. Mr. Pascoe hatte ihm erzählt, dass Danny sein Berufungsverfahren verloren hatte und sich auf dem Rückweg von Old Bailey befand. Er hätte am
Weitere Kostenlose Bücher