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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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King’s Cross stieg Danny aus, schwer an seinem Koffer schleppend. Er kam an einem Polizisten vorbei, der ihn nicht einmal ansah. Danny inspizierte die Abfahrttafel. Der nächste Zug nach Edinburgh ging um 11 Uhr und kam um 15 Uhr 20 am Bahnhof Waverly an. Er hatte noch Zeit für ein Frühstück. Danny nahm sich die
Times
von der Auslage des Kiosk vor W H Smith. Er war schon ein paar Schritte gegangen, als ihm klarwurde, dass er nicht dafür bezahlt hatte. Schweißgebadet rannte er zurück und reihte sich in die Schlange vor der Kasse ein. Danny fiel die Geschichte ein, die man ihm von dem Gefangenen erzählt hatte, der direkt nach seiner Entlassung auf dem Heimweg nach Bristol einen Mars-Riegel von einer Verkaufsauslage am Bahnhof Reading genommen hatte. Man verhaftete ihn wegen Ladendiebstahls, und sieben Stunden später saß er wieder in Belmarsh ein, für weitere drei Jahre.
    Danny bezahlte die Zeitung und ging in das nächste Café, wo er sich erneut in eine Schlange reihte. Als er an die Theke kam, hielt er der Frau an der Ausgabe sein Tablett entgegen. »Was darf es sein?«, fragte sie und ignorierte das ausgestreckte Tablett.
    Danny wusste nicht gleich, wie er reagieren sollte. Über zwei Jahre lang hatte er einfach gegessen, was man ihm auf das Tablett gestellt hatte. »Eier, Schinken, Pilze und …«
    »Nehmen Sie doch gleich das Englische Frühstück«, schlug sie ihm vor.
    »Gut, das Englische Frühstück bitte«, sagte Danny. »Und, und …«
    »Tee oder Kaffee?«
    »Ja, Kaffee wäre wunderbar.« Danny wurde sich bewusst, dass er eine Weile brauchen würde, bevor er sich wieder daran gewöhnte, das zu bekommen, worum er bat. Er fand einen Tisch in der Ecke, nahm die Flasche HP -Soße und häufte eine Portion an den Rand des Tellers. Nick hätte das gefallen. Dann schlug er die Zeitung auf und las den Wirtschaftsteil. Sieh aus wie Nick, rede wie Nick, denke wie Danny.
    Die Kurse der Internetfirmen fielen immer noch ins Bodenlose, während deren Besitzer feststellen mussten, dass die Sanftmütigen nur selten die Erde besaßen. Als er zur Titelseite kam, hatte er sein Frühstück beendet und genoss gerade seine zweite Tasse Kaffee. Jemand war nicht nur zu ihm gekommen und hatte seine Tasse erneut aufgefüllt, sondern hatte auch gelächelt, als Danny sich bedankte. Danny las den Leitartikel auf der ersten Seite. Der Vorsitzende der Konservativen Partei, Iain Duncan Smith, stand wieder unter Beschuss. Wenn der Premierminister jetzt eine Wahl ansetzte, hätte Danny für Tony Blair gestimmt. Er vermutete jedoch, dass Nick eher Iain Duncan Smith gewählt hätte, der schließlich ein alter Soldat war. Vielleicht würde er sich der Stimme enthalten. Nein, er musste in der Rolle bleiben, wenn er hoffte, alle zu täuschen und damit durchzukommen.
    Danny trank seinen Kaffee aus, blieb aber sitzen. Er wartete auf Mr. Pascoe, der ihn aufforderte, in seine Zelle zurückzukehren. Danny musste lächeln, stand auf und schlenderte aus dem Café. Er wusste, dass der Augenblick gekommen war, den ersten Test zu bestehen. Als er eine Reihe Telefonhäuschen entdeckte, holte er tief Luft. Er zog seine Brieftasche heraus – Nicks Brieftasche – und wählte die Nummer, die in der unteren rechten Ecke einer Visitenkarte stand.
    »Munro, Munro und Carmichael«, meldete sich eine Stimme.
    »Mr. Munro, bitte«, sagte Danny.
    »Welcher Mr. Munro?«
    Danny sah auf die Karte. »Mr. Fraser Munro.«
    »Wer spricht, bitte?«
    »Nicholas Moncrieff.«
    »Ich stelle Sie sofort durch, Sir.«
    »Danke.«
    »Guten Morgen, Sir Nicholas«, rief die nächste Stimme, die Danny vernahm, schwungvoll. »Wie schön, von Ihnen zu hören.«
    »Guten Morgen, Mr. Munro.« Danny sprach langsam. »Ich plane, heute im Laufe des Tages nach Schottland zu reisen, und frage mich, ob Sie morgen einen Termin für mich hätten.«
    »Aber natürlich, Sir Nicholas. Passt Ihnen zehn Uhr?«
    »Wunderbar«, sagte Danny, der sich an eines von Nicks Lieblingswörtern erinnerte.
    »Dann freue ich mich darauf, Sie morgen in meiner Kanzlei zu sehen.«
    »Auf Wiederhören, Mr. Munro«, sagte Danny und konnte sich gerade noch davon abhalten, ihn zu fragen, wo sich die Kanzlei befand. Danny legte den Hörer auf. Er war in Schweiß gebadet. Big Al hatte recht gehabt. Munro hatte einen Anruf von Nick erwartet. Warum sollte er auch nur eine Sekunde lang denken, dass er mit jemand anderem sprach?
     
    Danny gehörte zu den Ersten, die in den Zug einstiegen. Während er auf die

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