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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Ankömmlinge und eine ganz andere Stimme für die Entlassenen. Jenkins schaute in die Akte, die vor ihm lag. »Ich sehe, dass Sie in den letzten vier Jahren 211 Pfund angespart haben, und da Ihnen auch noch 45 Pfund Entlassungsgeld zustehen, macht das alles in allem 256 Pfund.« Er zählte das Geld langsam und gewissenhaft ab, bevor er es Danny zuschob. »Hier unterschreiben«, sagte er. Danny fälschte Nicks Unterschrift zum zweiten Mal an diesem Morgen, dann steckte er das Geld in seine Brieftasche. »Ihnen steht auch ein Gutschein für eine Bahnfahrkarte in jeden Teil des Landes zu. Freie Auswahl. Natürlich nur die Hinfahrt, weil wir Sie hier nicht wiedersehen wollen.« Gefängnishumor.
    Mr. Jenkins reichte ihm den Gutschein für die Fahrkarte nach Dunbroath in Schottland, aber erst nachdem Danny ein weiteres Dokument mit einer falschen Unterschrift versehen hatte. Es war nicht überraschend, dass seine Handschrift der von Nick ähnelte – schließlich hatte Nick ihm das Schreiben erst beigebracht.
    »Mr. Pascoe begleitet Sie noch bis zur Pforte«, sagte Jenkins, nachdem er die Unterschrift überprüft hatte. »Ich sage jetzt Lebewohl, denn ich glaube, wir werden uns niemals wiedersehen, was ich traurigerweise nicht allzu oft sagen kann.«
    Danny schüttelte ihm die Hand, nahm den Koffer und folgte Mr. Pascoe aus dem Empfangsbereich hinaus, eine Treppe hinunter in den Hof.
    Gemeinsam überquerten sie langsam eine trostlose Betonwüste, die als Parkplatz für die Gefängnislaster und die Privatfahrzeuge diente, die jeden Tag legal herein- und wieder herausfuhren. Im Pförtnerhaus saß ein Beamter, den Danny noch nie gesehen hatte.
    »Name?«, verlangte er zu wissen, ohne von dem Klemmbrett mit den Daten der zu Entlassenden aufzuschauen.
    »Moncrieff«, erwiderte Danny.
    »Nummer?«
    » CK 4802«, antwortete Danny ohne nachzudenken.
    Der Beamte fuhr mit dem Finger langsam die Liste entlang. In seinem Gesicht kam Verwirrung auf.
    » CK 1079«, flüsterte Pascoe.
    » CK 1079«, wiederholte Danny zitternd.
    »Ah ja«, sagte der Beamte und sein Finger landete bei dem Namen ›Moncrieff‹. »Hier unterschreiben.«
    Dannys Hand zitterte, als er Nicks Unterschrift in einen kleinen, viereckigen Kasten setzte. Der Beamte verglich den Namen mit der Gefängnisnummer und dem Foto, dann sah er Danny an. Er zögerte kurz.
    »Halten Sie uns hier nicht auf, Moncrieff«, erklärte Pascoe mit fester Stimme. »Einige von uns haben noch eine Menge Arbeit vor sich, ist es nicht so, Mr. Tomkins?«
    »Genau, Mr. Pascoe«, erwiderte der Beamte und drückte einen roten Knopf unter seinem Schreibtisch. Die erste der massiven elektrischen Pforten öffnete sich langsam.
    Danny trat aus dem Pförtnerhaus, immer noch nicht sicher, in welche Richtung es nun für ihn ging. Pascoe sagte kein Wort.
    Sobald die Pforte ganz in der Mauer verschwunden war, meinte Pascoe nur: »Viel Glück, mein Junge. Sie werden es brauchen.«
    Danny schüttelte ihm herzlich die Hand. »Danke, Mr. Pascoe«, sagte er. »Für alles.« Danny nahm Nicks Koffer und trat in die Leere zwischen zwei verschiedenen Welten. Das eine Tor glitt hinter ihm zu und einen Moment später öffnete sich langsam das zweite vor ihm.
     
    Danny Cartwright verließ das Gefängnis als freier Mann. Der erste Insasse, dem jemals die Flucht aus Belmarsh gelungen war.

Die Freiheit

38
    Als Nick Moncrieff die Straße überquerte, sahen ihn einige Passanten leicht überrascht an. Das lag nicht daran, dass sie noch nie einen Gefangenen aus der Pforte hatten kommen sehen, sondern, dass sie noch nie einen Ex-Sträfling gesehen hatten, der einen Lederkoffer bei sich führte und wie ein Landjunker gekleidet war.
    Auf dem Weg zum Bahnhof drehte Danny sich kein einziges Mal um. Nachdem er eine Fahrkarte gelöst hatte – zum ersten Mal seit über zwei Jahren ging er mit Bargeld um – stieg er in den Zug. Danny starrte aus dem Fenster, fühlte sich seltsam unsicher. Keine Mauern, kein Stacheldraht, keine verrammelten Pforten und keine Schließer – Gefängnisbeamte. Sieh aus wie Nick, sprich wie Nick, denke wie Danny.
    An der Haltestelle Cannon Street stieg Danny in die U-Bahn um. Die Pendler legten ein anderes Tempo an den Tag als er es vom Gefängnis gewöhnt war. Einige trugen elegante Anzüge, sprachen mit kultiviertem Akzent und handelten mit viel Geld, aber Nick hatte ihm gezeigt, dass sie nicht klüger waren als er; sie hatten ihr Leben nur in einer anderen Babywiege begonnen.
    Am Bahnhof

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