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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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warum sie sich in ihrem Haus aufhält.
    »Um wie viel Uhr tauchte der Hilfssheriff mit der Vorladung bei dir auf, Anna?«, frage ich. Bei Marino meldet sich der Anrufbeantworter. »Verdammt«, murmle ich. Er spricht gerade. Ich hinterlasse ihm die Nachricht, dass er sofort zurückrufen soll. Dringend. »Um zehn Uhr heute Morgen«, beantwortet Anna meine Frage. »Interessant«, erwidere ich. »Ungefähr zur selben Zeit wurde Chandonne nach New York gebracht. Und am Nachmittag war der Gedenkgottesdienst für Bray. Anschließend traf ich Berger.«
    »Wie passt das alles Ihrer Meinung nach zusammen?« McGovern hört mir aufmerksam zu und beobachtet mich wachsam. Sie war eine der besten, erfahrensten Brandermittlerinnen des ATF, bevor sie von denselben Leuten befördert wurde, die sie schließlich dazu brachten zu kündigen.
    »Ich bin nicht sicher«, sage ich. »Berger wollte wissen, wer bei Brays Gottesdienst auftaucht. Vielleicht wollte sie auch nur sehen, ob ich komme. Ich frage mich, ob sie weiß, dass gegen mich ermittelt wird, und sich selbst ein Bild von mir machen wollte.« Annas Telefon klingelt. »Bei Zenner«, sage ich.
    »Was ist los?«, sagt Marino sehr laut, um den Fernseher zu übertönen.
    »Das versuche ich gerade herauszufinden«, erwidere ich. An meinem Tonfall merkt er sofort, dass nicht die Zeit für Fragen ist, sondern er augenblicklich in seinen Wagen steigen und herkommen soll. Es ist an der Zeit für die Wahrheit. Keine Spielchen und keine Geheimnisse, sage ich. Wir warten vor dem Kaminfeuer in Annas Wohnzimmer auf ihn, wo auch ein mit weißen Lichtern, Girlanden, Tieren aus Glas und Früchten aus Holz geschmückter Baum steht. Darunter liegen Geschenke. Ich gehe schweigend jedes Wort durch, das ich zu Anna gesagt habe, versuche mich an alles zu erinnern, so wie auch sie es tun wird, wenn Righter sie unter Eid zu meiner Person befrage n wird vor Geschworenen, die entscheiden müssen, ob ich des Mordes angeklagt werden soll. Angst umklammert mein Herz mit eiskalten Fingern, aber wenn ich spreche, klinge ich bemerkenswert vernünftig. Ich wirke gefasst, während Anna in allen Einzelheiten schildert, wie sie hintergangen wurde. Es begann, als sich Righter am Dienstag, dem 14. Dezember bei ihr meldete. Sie erklärt uns eine Viertelstunde lang, dass Righter als Freund anrief, als besorgter Freund. Die Leute würden über mich reden. Ihm seien Dinge zu Ohren gekommen, die er unbedingt überprüfen müsse, und er wisse, dass Anna und ich uns nahe stünden.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, sagt Lucy. »Diane Bray lebte zu diesem Zeitpunkt noch. Warum hat Righter so früh mit Anna gesprochen?«
    »Ich verstehe es auch nicht«, sagt McGovern. »Hier stinkt irgendwas.«
    Sie und Lucy sitzen vor dem Feuer auf dem Boden. Ich sitze wie gewöhnlich in dem Schaukelstuhl und Anna steif auf der Ottomane. »Als Righter am vierzehnten anrief, was hat er da zu dir gesagt?«, frage ich Anna. »Wie hat er das Gespräch begonnen?« Sie blickt mir in die Augen. »Er mache sich Sorgen um deine geistige Verfassung. Das sagte er gleich am Anfang.« Ich nicke. Ich bin nicht gekränkt. Obwohl es stimmt, dass ich nach Bentons Ermordung ins Wanken geriet, war ich doch nie geistig angeschlagen. Meine geistige Verfassung, meine Fähigkeit, logisch und vernünftig zu denken, standen nie zur Disposition. Ich bin jedoch vor dem Schmerz davongelaufen. »Ich weiß, dass ich mit Bentons Tod nicht gut fertig wurde«, gebe ich zu. »Wie soll man mit so etwas gut fertig werden?«, fragt Lucy. »Nein, nein. Das hat Buford nicht gemeint«, sagt Anna. »Er hat nicht angerufen, um zu erfahren, wie du Trauerarbeit leistest, Kay. Er rief an wegen Diane Bray und deiner Beziehung zu ihr.«
    »Was für eine Beziehung?« Sofort frage ich mich, ob Bray be i Righter anrief - noch eine Falle, die sie mir gestellt hat. »Ich kannte sie kaum.«
    Anna weicht meinem Blick nicht aus, die Schatten des Feuers flackern über ihr Gesicht. Wieder erschrecke ich darüber, wie alt sie aussieht, als wäre sie an einem Tag um zehn Jahre gealtert. »Du bist mehrmals mit ihr aneinander geraten. Du hast es mir erzählt«, sagt sie.
    »Sie hat mich provoziert«, antworte ich sofort. »Wir hatten keine persönliche Beziehung. Nicht einmal eine soziale.«
    »Wenn man mit jemandem auf Kriegsfuß steht, dann ist das etwas Persönliches. Auch Menschen, die sich hassen, haben eine persönliche Beziehung, falls du verstehst, was ich meine. Sie wurde jedenfalls dir gegenüber

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